Rohöl: Extrempositionierung des "Managed Money"

Konsolidierungsbereich überschritten
Ausgehend von dem Tief im Februar 2016 bei 26,14 erholten sich die Kurse des schwarzen Goldes bis Juni auf ein Niveau um 50. Danach pendelte Rohöl im Zeitraum von Juni bis November 2016 in einer volatilen Seitwärtsbewegung zwischen 37,75 und 52,22. Im Dezember schaffte es der Rohöl-Future den eingezeichneten Widerstandsbereich zwischen 52 und 54 knapp zu überwinden.
Damit wurde ein technisches Kaufsignal generiert. Ein Markt, der es schafft, Widerstandszonen wie diese zu überwinden, wird es in der Mehrzahl der Fälle fertig bringen unter Zunahme der Volatilität weiter zu steigen (Man denke an den Widerstandsbereich um 10.850 im DAX). Doch diese Anschlussbewegung blieb bis dato aus.
Mit einem Hoch bei 55,17 zum Jahresauftakt endete der aktuelle Aufwärtsimpuls vorerst.
Rückläufige Volatilität
Untypisch, nach einem technischen Ereignis wie dem Überschreiten der o.a. Widerstände, ist eine rückläufige Marktschwankungsbreite. Der Dezember weist die niedrigste Volatilität der letzten 21 Monate auf. Auch im Januar ist bis jetzt eine rückläufige Schwankungsbreite erkennbar.
Charakteristisch bei Phasen mit niedriger Volatilität wird die daran anschließende Bewegung meist sehr stark und dynamisch ausfallen, weil Stoporderaufträge in beide Richtungen relativ nahe am aktuellen Kursgeschehen platziert sein dürften.
Gap auf Jahreschart
Am ersten Handelstag des Jahres eröffnete Rohöl mit einer Aufwärtsnotierungslücke auf vielen langfristigen Zeiteinheiten, wie z.B. dem Jahres-, Quartals- und Monatschart. Solche Gaps stellen häufig emotionale Extreme dar und werden von bullisch positionierten Marktteilnehmern gerne zu Gewinnmitnahme genutzt, während bärische Spekulanten nicht selten einen risikoarmen Einstieg gegen die kurzfristige Trendrichtung erhalten.
Bärisches Commitments of Traders (CoT)
Im Commitments of Traders (CoT)-Report legen die großen Produzenten und Händler von Indizes, Rohstoffen und Devisen ihre Positionierung am Terminmarkt offen. Es handelt sich um das sogenannte "Hard-Sentiment."
Mit 343.000 Netto Long Positionen des "Managed Money" ist ein mindestens fünfjähriger historischer Extremwert erreicht. Ein ähnlicher Extrembereich wurde letztmalig im Mai 2014 erreicht. Die darauffolgende Abwärtsbewegung ist allen bekannt.
Für alle Rohöl-Bullen sollte dieser Wert mindestens ein Warnzeichen sein. Denn es besteht die Gefahr, dass ein Großteil dieser Kontrakte bei fallenden Kursen abgestoßen wird, so dass es dann zu einer Beschleunigung der Abwärtsbewegung kommen kann.

Fazit
Das Verlassen des o.a. Konsolidierungsbereich verbessert das langfristige Chartbild. Bei idealtypischem Marktverhalten eröffnet sich bei Kursen über 55,17 weiteres Kurspotential bis in den Bereich zwischen 60 und 62,50.
Warnhinweise, wie das Ausbleiben von Volatilität und Anschlussbewegung und vor allem die Extrempositionierung des "Managed Moneys" bremsen das mögliche Aufwärtspotential und erhöhen die Chance auf eine Bullenfalle.
Streng nach der Devise "was es nach oben versucht hat (und scheitert), wird es in der Folge auch nach unten versuchen", ist bei Kursen unter 49,70 von einem schnellen Test des unteren Konsolidierungsbereiches mit den Unterstützungen bei 42, 40 und 37,75 zu rechnen.
Vollends aufgegeben werden müsste das verhalten bullische langfristige Chartbild mit Kursen unter 37,75.

© Björn Heidkamp
www.kagels-trading.de