OPEC einigt sich auf Förderkürzung. Prognosen erhöht


Im laufenden Jahr waren Diskussionen um Förderbegrenzungen das Hauptthema an den Ölmärkten. Einen vorläufigen Höhepunkt fanden diese im Algier-Akkord Ende September, als man sich in einem außerordentlichen Treffen auf eine Begrenzung der OPEC-Produktion zwischen 32,5 und 33 Mio. Barrel pro Tag einigte.
Dieses Grundsatzabkommen sollte am gestrigen OPECMeeting konkretisiert werden. Im Vorfeld wechselten sich Zuversicht und Skepsis ab, je nachdem, welches Detail und Stimmungsbild aus den Vorverhandlungen an die Öffentlichkeit drang. Am Vortag des OPECTreffens schienen die Verhandlungspositionen verhärtet, und eine Einigung wieder unwahrscheinlich geworden zu sein. Allerdings war sämtlichen OPEC-Mitgliedern klar, dass ein Scheitern tunlichst vermieden werden sollte, wenn man einen erneuten Crash der Ölpreise verhindern möchte.
Daher haben sich die in Wien versammelten Minister des Kartells offenbar zusammengerauft, und sich auf eine Konkretisierung der Beschlüsse von Algier geeinigt. Schon im Tagesverlauf sickerte durch, dass sich eine solche Einigung abzeichnen sollte, weshalb der nächstfällige Brent-Future schon vor der offiziellen Bekanntgabe der Ergebnisse auf der Pressekonferenz über die Marke von 50 US-Dollar je Barrel anstieg.

Die Überraschung: Länderquoten
Während der Pressekonferenz wurde klar, dass es sich nicht bloß um ein wachsweiches, gesichtswahrendes Agreement auf eine Gesamt-Fördermenge der OPEC handelt, sondern konkrete Länderallokationen benannt werden. Demnach wird die angestrebte Kürzung der Fördermenge um knapp 1,2 Mio. Barrel pro Tag, vorerst von Januar bis Juni 2017, auf (fast) alle Schultern verteilt. Dass sich sogar Venezuela – zumindest auf dem Papier – mit 90 tbpd an der Kürzung beteiligt, ist überraschend. Die Ausnahmen: Indonesien, das offenbar nicht bereit war, als Importland an der Kürzung teilzunehmen und ab dem kommenden Jahr nicht mehr OPEC-Mitglied sein wird. Der Sinn der OPEC-Mitgliedschaft eines Netto-Importeurs war ohnehin fraglich.

Libyen und Nigeria bleiben wie erwartet aufgrund der Sondersituation in ihren Ländern außen vor. Iran hat hart verhandelt und darf als einziges Förderland seine Produktion im Vergleich zum Oktoberniveau um 90 tbpd ausweiten.
Alle anderen Förderländer tragen einen Beitrag einer Kürzung um 4,5 % bis 5 % im Vergleich zum Oktober- Niveau. Ausnahme: Angola, wo die Förderung im Oktober aufgrund von Wartungsarbeiten zu niedrig ausgefallen war. Hier hat man sich auf den September verständigt. Basis für die Messung der Daten (und auch der Einhaltung der Absprachen) sind die Angaben zu den "Secondary Sources" in den monatlichen OPEC-Marktberichten, also dritten Marktbeobachtern, und nicht die Angaben der Förderländer selbst. Selbst dieses Verhandlungsdetail sorgte im Vorfeld für einigen Diskussionsstoff. Somit wird sich selbst der vermeintliche Stolperstein Irak mit einer Kürzung der Förderung um 210 tbpd beteiligen.


Auch Russland ist an Bord
Bestandteil des Agreements ist auch Punkt 5, wonach sich Nicht-OPEC-Mitglieder mit 600.000 bpd beteiligen möchten. Russland gab im Anschluss an die OPEC-PK bekannt, davon 300.000 bpd zu übernehmen. Doch Skepsis ist angebracht. Ölminister Novak sagte, "graduell" und "im Verlauf des ersten Halbjahres" auf "bis zu" 300.000 bpd zu kürzen, ohne jedoch eine konkrete Ausgangsbasis zu nennen. Entscheidender ist die ohnehin die Förderdisziplin der OPEC-Mitglieder selbst. Auch hier ist vor dem Hintergrund der Erfahrungen Vorsicht geboten (vgl. Grafik oben). Selbst wenn die angestrebten Ziele nicht vollständig erreicht werden, dürfte bereits im ersten Halbjahr 2017 eine ausgeglichene Marktbilanz erreicht werden.

Don´t fight the Saudis: Prognosen erhöht
Mit der positiven Überraschung und Last-Minute-Einigung von gestern hat die OPEC ihre Relevanz unterstrichen. Nachdem auf die Worte (die monatelangen Diskussionen um Förderbegrenzungen) gestern ein formales Agreement folgte, sollte dies in die Tat umgesetzt werden. Die Abwärtsrisiken für die Ölpreise sind nun deutlich geringer und Shortspekulationen dürften kaum noch eingegangen werden, frei nach dem Motto: Don´t fight the Fed (of the oil market: Saudi-Arabia). Sie und die Golfstaaten dürften sich wohl an die Abmachungen halten. Vor diesem Hintergrund heben wir unsere Prognosen über sämtliche Prognosehorizonte um 5 US-Dollar je Barrel an. Angesichts des mit höheren Preisen auch näher rückenden Comebacks von US-Schieferöl dürfte jedoch der Preisanstieg bei 60 USD/Barrel gedeckelt sein.
© Frank Klumpp, CFA
Commodity Research
Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart
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