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Ölpreise im Sommerloch

29.07.2016  |  Eugen Weinberg (Commerzbank)
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Die Internationale Energieagentur IEA beziffert den Bedarf an OPEC-Öl im vierten Quartal 2016 und ersten Halbjahr 2017 in ihrem jüngsten Monatsbericht auf 33,3 Mio. Barrel pro Tag. Bis Ende 2017 soll er auf 34 Mio. Barrel pro Tag steigen. Damit liegt er über der aktuellen OPEC-Produktion von 33,2 Mio. Barrel pro Tag, sofern sich die globale Ölnachfrage und das Nicht-OPEC-Angebot wie von der IEA erwartet entwickeln. Wir sehen derzeit keinen Anlass, daran zu zweifeln.

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Einen wesentlichen Anteil für den höheren Bedarf an OPEC-Öl hat der deutliche Rückgang des Nicht-OPEC-Angebots. Diesen beziffert die IEA in diesem Jahr auf 900 Tsd. Barrel pro Tag. Insbesondere in den USA befindet sich die Rohölproduktion inzwischen im Rückwärtsgang. Abgesehen von kurzzeitigen Gegenbewegungen und Schwankungen bei der Produktion in Alaska ist sie seit Mitte Januar kontinuierlich gefallen. Gemäß Daten der US-Energiebehörde EIA lag die Produktion im Juni bei 8,6 Mio. Barrel pro Tag (Grafik 5). Das sind 600 Tsd. Barrel pro Tag weniger als zu Jahresbeginn.

Gegenüber dem Hoch im Frühjahr 2015 beträgt der Rückgang ca. 1 Mio. Barrel pro Tag. Maßgeblich hierfür ist der Rückgang bei der Schieferölproduktion, welche im Juni auf ein 2-Jahrestief von 4,8 Mio. Barrel pro Tag gefallen ist. Laut EIA dürfte die gesamte US-Rohölproduktion bis September weiter fallen, ehe sie sich bei ca. 8,2 Mio. Barrel pro Tag stabilisiert. Der zuletzt zu beobachtende leichte Anstieg der Bohraktivität dürfte daran wenig ändern. Denn die Zahl der aktiven Ölbohrungen liegt noch immer 30% unter dem Niveau zu Jahresbeginn.

Gleichwohl könnte sich dadurch der Produktionsrückgang in den kommenden Monaten verlangsamen, was aber ohnehin bereits der EIA-Projektion entspricht. Außerhalb der USA lassen sich ebenfalls Bremsspuren bei der Ölproduktion feststellen. So ist die Ölproduktion in China im ersten Halbjahr laut dortiger Statistikbehörde um 4,6% auf ein 6-Jahrestief von gut 4 Mio. Barrel pro Tag gefallen.

Die globale Ölnachfrage dürfte laut aktueller IEA-Schätzung in diesem Jahr um 1,4 Mio. Barrel pro Tag steigen. Zuletzt hat die IEA ihre Nachfrageschätzung sogar zwei Monate in Folge nach oben revidiert. Die US-Energiebehörde EIA geht von einem Anstieg in ähnlicher Größenordnung aus, wozu auch die US-Benzinnachfrage einen Beitrag leistet. Seit Jahresbeginn bis Mitte Juli liegt sie gut 3% über dem Vorjahresniveau. Zwar hat sich der Zuwachs zuletzt etwas abgeflacht. In den letzten vier Wochen lag die Benzinnachfrage aber noch immer 2,6% über dem Vorjahresniveau.

Die robuste Arbeitsmarktlage, die niedrigen Benzinpreise und der Anstieg der Fahrzeugflotte insbesondere bei den Modellen mit hohem Benzinverbrauch (SUVs) sollten der US-Benzinnachfrage auch weiterhin Rückenwind geben. Auch in Europa überraschte die Ölnachfrage zuletzt positiv, was die IEA zur Aufwärtsrevision ihrer Nachfrageprognose veranlasste. Der Großteil des Nachfrageanstiegs kommt aber auch weiterhin von den Schwellenländern. Denn in Ländern wie China, Indien und dem Mittleren Osten steigt der Motorisierungsgrad kontinuierlich, was für einen zunehmenden Benzinverbrauch spricht. Die aktuell etwas schwächere Nachfragedynamik in China erachten wir daher als vorübergehend.

Wir hatten nach dem starken Preisanstieg im Frühjahr mit einer Schwächephase bei den Ölpreisen in den Sommermonaten gerechnet und halten daher an unserer Jahresendprognose von 50 USD je Barrel für Brentöl fest. Die moderate Preiserholung dürfte sich im nächsten Jahr fortsetzen und Brentöl Ende 2017 bei 60 USD je Barrel notieren.

Zwar dürfte sich das Nicht-OPEC-Angebot im nächsten Jahr stabilisieren. Die globale Ölnachfrage dürfte aber erneut um 1,3-1,5 Mio. Barrel pro Tag steigen, was durch eine höhere OPEC-Produktion ausgeglichen werden muss. Eine Normalisierung der Ölproduktion in Nigeria oder Libyen könnte dadurch abgefedert werden, ebenso wie eine moderate Steigerung der Ölproduktion im Irak oder im Iran.

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