Industriemetallpreise auf Höhenflug


Die Ölpreise stehen seit gestern Abend unter Druck. Der Brentölpreis fällt am Morgen auf ein 2½-Monatstief von weniger als 46 USD je Barrel. WTI nähert sich dem vor zwei Tagen bei 43,7 USD je Barrel verzeichneten 2½-Monatstief. Das Überangebot an Ölprodukten wird mehr und mehr zu einem Belastungsfaktor. Zwar berichtete das US-Energieministerium den neunten Lagerabbau bei Rohöl in den USA in Folge. Dafür stiegen die US-Benzinvorräte in vier der letzten fünf Wochen, was während der nachfragestarken Sommerfahrsaison ungewöhnlich ist.
Ähnliches gilt auch für Westeuropa. Die Benzinlagerbestände in der Region Amsterdam-Rotterdam-Antwerpen (ARA) erreichten laut PJK International in dieser Woche mit 1,354 Mio. Tonnen ein Rekordniveau. Die ARA-Gasölbestände gingen zwar leicht zurück, liegen mit 3,381 Mio. Tonnen aber nicht weit vom im Frühjahr verzeichneten Rekordniveau entfernt und gut 30% über dem langjährigen Durchschnitt. Das Überangebot an Ölprodukten wird durch eine hohe Raffinerietätigkeit gespeist.
In den USA wurden in der letzten Woche knapp 17 Mio. Barrel Rohöl pro Tag zu Ölprodukten verarbeitet. In China stieg die Rohölverarbeitung im Juni auf ein Rekordniveau von knapp 11 Mio. Barrel pro Tag. Die Raffinerien produzieren damit deutlich mehr Benzin und Diesel als auf dem heimischen Markt benötigt wird. Der Überschuss geht in den Lageraufbau oder wird exportiert und führt damit zu einem Überangebot auf dem Weltmarkt. Die Netto-Benzinexporte Chinas erreichten im Juni ein Rekordniveau von 1,1 Mio. Tonnen.
Edelmetalle
Die Edelmetalle setzten gestern im späten Handel zu einer spürbaren Erholung an, während derer Gold auf gut 1.330 USD je Feinunze stieg. In Euro gerechnet eroberte Gold die Marke von 1.200 EUR je Feinunze wieder zurück. Die EZB hat auf ihrer Sitzung gestern keine Veränderungen vorgenommen und so weder den EUR-USD-Wechselkurs noch den Goldpreis bewegt. Wie die Daten der Schweizer Zollbehörde zeigen, hat die Schweiz im Juni wieder mehr Gold nach Asien exportiert.
Vor allem die Ausfuhren nach Hongkong legten stark zu: Sie stiegen im Monatsvergleich um fast 50% auf 35,8 Tonnen. Die Exporte nach China lagen nahezu unverändert auf dem Vormonatsniveau, während die nach Indien etwas anzogen. Zusammengerechnet hat die Schweiz im letzten Monat nach Hongkong, China und Indien 75 Tonnen Gold ausgeführt. Dies war die höchste Menge seit Januar und deutet auf eine wieder anziehende Goldnachfrage in Asien hin.
Die Handelsdaten zu Gold zwischen Hongkong und dem chinesischen Festland, die nächste Woche veröffentlicht werden, könnten daher positiv überraschen.
Angetrieben durch Gold verteuerte sich Silber gestern um 2% und näherte sich damit wieder der Marke von 20 USD je Feinunze. China hat gemäß Daten der Zollbehörde im Juni 248 Tonnen Silber importiert, gut 10% mehr als im Vorjahr. Die Importe im ersten Halbjahr lagen mit 1.453 Tonnen gut 6% über dem vergleichbaren Vorjahreszeitraum.
Industriemetalle
Nach einer kurzzeitigen Korrekturphase legten die Metallpreise über weite Phasen des gestrigen Handelstages einen Höhenflug hin. Kupfer notierte zeitweise bei 5.000 USD je Tonne, Nickel stieg vorübergehend auf ein 11-Monatshoch von fast 11.000 USD je Tonne und Zink verteuerte sich zwischenzeitlich auf ein 14-Monatshoch von knapp 2.300 USD je Tonne. Die Gewinne konnten aber nicht gänzlich gehalten werden.
Wie die International Copper Study Group (ICSG) kürzlich berichtete, war der globale Kupfermarkt von Februar bis April drei Monate in Folge stark unterversorgt. Dies führte dazu, dass es in den ersten vier Monaten des Jahres ein saisonbereinigtes Angebotsdefizit von 129 Tsd. Tonnen gab. Zur gleichen Zeit im Vorjahr bestand noch ein marginaler Überschuss von 12 Tsd. Tonnen. Das weltweite Angebot wurde im Vergleich zum Vorjahr zwar um 4,5% ausgeweitet, wozu sowohl die Primär- als auch die Sekundärproduktion beitrugen. Auf regionaler Ebene waren dabei China und die USA die Treiber.
Die globale Kupfernachfrage stieg aber stärker um 6%, was ebenfalls auf China zurückzuführen war. Ohne China war die weltweite Nachfrage sogar leicht rückläufig. Regional gab es hier große Unterschiede - in Europa wurde beispielsweise ein merkliches Nachfrageplus registriert, in den USA gab es dagegen einen Rückgang. Das Defizit könnte sich im weiteren Jahresverlauf zwar etwas reduzieren, da die Preise gestiegen sind, was die Produktion attraktiver macht. Der Markt bleibt unseres Erachtens aber unterversorgt, was höhere Kupferpreise zum Jahresende rechtfertigt.
Agrarrohstoffe
Der Weizenpreis an der Euronext in Paris sprang gestern um 4% auf ein 5-Wochenhoch von 167 EUR je Tonne. Ausschlaggebend hierfür waren Meldungen über eine weitere Verschlechterung der Erntequalität in Frankreich. Laut FranceAgriMer hat sich der Anteil der Weichweizenpflanzen in gutem bzw. sehr gutem Zustand innerhalb einer Woche um sieben Prozentpunkte auf 42% verringert. In der letzten Woche waren zudem erst 17% der Flächen abgeerntet. Vor einem Jahr waren es bereits 53%.
Das Beratungsunternehmen Agritel warnt zudem vor anhaltenden Enttäuschungen bei den Erträgen. Bei den noch nicht abgeernteten Gebieten sei die Körnerfüllung deutlich geringer als normal. Die verschlechterten Ernteaussichten in Westeuropa haben auch dazu geführt, dass der Weizenpreis an der CBOT zuletzt nicht weiter gefallen ist, sondern sich bei ca. 415 US-Cents je Scheffel hält. Dagegen befinden sich die Preise für Mais und Sojabohnen weiter auf Talfahrt.
Mais fällt heute auf ein 21-Monatstief von 338 US-Cents je Scheffel. Neben einer Verbesserung der Wetterbedingungen im Mittleren Westen der USA tragen dazu auch schwächere US-Maisexporte bei. Sowohl bei der alten als auch bei der neuen Ernte kam es in der letzten Woche zu einem Rückgang bei den Bestellungen. Erstmals seit Ende April kostet ein Scheffel Sojabohnen am Morgen wieder weniger als 10 USD. Vor sechs Wochen waren es noch fast 12 USD gewesen.
