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Oil Markets Weekly

01.04.2008  |  Andy Sommer
Ölpreisentwicklung

Die vergangene Woche startete mit leicht niedrigeren Ölpreisniveaus. Während sich WTI noch oberhalb der 100 USD-Marke bewegte, notierte Brent nur knapp unter 100 USD je Barrel. Schwächere US-Konjunkturdaten zusammen mit robusten Datenveröffentlichungen aus der Eurozone führten zu einer erneuten Schwächung des USD und damit zu einem Anziehen der Ölpreise im weiteren Wochenverlauf. Der Preisanstieg wurde zudem von der Nachricht unterstützt, dass eine irakische Ölpipeline, die zum Ölexporthafen Basra führt, durch einen Bombenangriff zerstört worden ist.

Neben den tatsächlichen Transport- bzw. Angebotsverlusten schüren solche Ereignisse die Unsicherheit in Bezug auf die Stabilität des Ölangebots, was wiederum eine höhere Risikoprämie in den Ölpreisen bedingt. Nach der Reparatur der Pipeline gaben die Ölpreise am Freitag wieder etwas nach. Die Unsicherheit wegen möglicher neuer Angebotsausfälle im Nahen Osten bleibt aber im Markt bestehen.

Unseres Erachtens sind die auf Rekordniveaus liegenden Ölpreise fundamental nicht zu rechtfertigen. Sowohl das Ölangebot der OPEC als auch das der Nicht- OPEC-Staaten hat sich in den letzten Monaten deutlich erhöht, was sich auch in der nächsten Zeit fortsetzen dürfte. Darüber hinaus sprechen die bestehenden Unsicherheiten bezüglich der US-Konjunktur, die saisontypische Schwächephase der globalen Ölnachfrage im zweiten Quartal und die komfortablen Lagerbestände für eine Entspannung der fundamentalen Situation. Auch der USD sollte sich nach dem Durchschreiten der Talsohle in den USA allmählich stabilisieren und im zweiten Halbjahr sogar leicht zur Stärke neigen. Kurzfristig mögen neue Rekordtiefs des Dollar die Ölpreise weiter unterstützen, früher oder später sollten sich die Notierungen jedoch wieder an den fundamentalen Gegebenheiten orientieren und nach unten korrigieren.

Allerdings gehen wir nun davon aus, dass die Ölpreise im Jahresverlauf nicht so stark herunterkommen werden wie ursprünglich angenommen, da die Hauptantriebskraft für die hohen Ölpreise momentan noch zu stark von anderen Faktoren ausgeht. Insgesamt führen der starke Start der Notierungen in das Jahr 2008, unser deutlich größerer Pessimismus bezüglich der USD-Entwicklung sowie die unverändert hohen Inflationsraten der F&DKosten zu einem Jahresdurchschnittspreis für WTI und Brent von 93 USD für 2008, gefolgt von 87 USD für 2009.

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US-Lagerbestände

Die US-Rohöllagerbestände sind in der Woche zum 21. März überraschend schwach um 0,1 Mio. boe auf 311,9 Mio. boe gestiegen. Erwartet worden war eine Zunahme in Höhe von 1,5 Mio. boe. Verglichen mit dem Durchschnitt der letzten fünf Jahre befinden sich die Rohöllagerbestände allerdings auf Normalniveau. Wie in der Vorwoche wirkten dabei die Importentwicklung und die Raffinerieauslastung in gegensätzliche Richtungen. Die Importe fielen um 0,6 Mio. auf 8,9 Mio. bpd, während die Raffinerieauslastung weiter um 1,6 Prozentpunkte auf 82,2% sank. Trotz der zurzeit hohen Volatilität der wöchentlichen Importzahlen sollte die Produktion der OPEC und der meisten anderen Lieferantenstaaten für ein weitgehend stabiles Angebot sorgen. Gleichzeitig belasten die schwachen Margen und die laufende Instandhaltungssaison weiterhin die Nachfrage der Raffinerien. Entsprechend gehen wir davon aus, dass die Entwicklung bei den Rohöllagerbeständen in der nächsten Zeit saisontypisch weiterhin aufwärts gerichtet sein dürfte.

Der Rückgang bei den Destillatevorräten setzte sich unverändert fort. So gingen die Lagerbestände in der vergangenen Woche erneut um 2,1 Mio. boe zurück, womit sie nun ein Niveau von 111,4 Mio. boe einnehmen. Der Rückgang ist deutlich stärker ausgefallen als erwartet worden war. Insgesamt liegen die Bestände dieser Produktkategorie jedoch immer noch deutlich oberhalb des Durchschnitts der vergangenen fünf Jahre. Die niedrige Produktion der Raffinerien dürfte die Bestände zunächst saisontypisch weiter belasten, der konjunkturelle Abschwung sollte sich jedoch auf der anderen Seite in einer Abschwächung der Dieselnachfrage niederschlagen und somit zu einer weiterhin recht komfortablen Vorratssituation führen.

Die US-Benzinvorräte sind nach dem überraschenden Rückgang in der Vorwoche weiter gesunken. Die Erwartungen lagen bei einem Minus von 1,0 Mio. boe, doch diese Prognose wurde deutlich nach unten übertroffen. So sanken die Lagerbestände an Benzin um 3,3 Mio. boe auf 229,2 Mio. boe. Die Entwicklung macht deutlich, dass die niedrigen Raffineriemargen wohl langsam anfangen, die Benzinproduktion zu beeinflussen. Doch insgesamt befinden sich die Lagerbestände im historischen Vergleich auf sehr hohen Niveaus, dies sollte sich auch in den nächsten Monaten so fortsetzen. Trotz der im Mai beginnenden Driving Season in den USA gehen wir davon aus, dass aufgrund der Abschwächung der US-Wirtschaft die Benzinlager gut gefüllt bleiben.

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Weitere Informationen

Nach Aussage von Russlands Finanzminister Alexei Kudrin könnten die von Unternehmen zu leistenden Steuerabgaben für die Förderung von Rohöl (MET) ab Januar 2009 reduziert werden. Dies ist als Zeichen zu werten, dass die Regierung in Russland den einheimischen Ölsektor stärken möchte. Für Investoren wird es damit generell attraktiver, im russischen Ölsektor zu investieren, da die Explorationskosten durch diese Maßnahme erheblich sinken würden. Darüber hinaus werden mit geringeren Steuerabgaben auch wesentlich mehr Förderprojekte für Ölfirmen rentabel. Dies würde langfristig dazu führen, dass das zuletzt deutlich abgeschwächte Produktionswachstum in Russland wieder anziehen könnte.


© Andy Sommer
Economics & Research

Quelle: HSH Nordbank AG





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