Energie: Brexit-Einfluss überschaubar


Natürlich geht das Thema Brexit auch an den Rohölmärkten nicht spurlos vorüber. Die Ausschläge sind dennoch - gemessen an der ohnehin hohen Volatilität der Brent-Preise im laufenden Jahr - vergleichsweise überschaubar. Die übliche Reaktion kann dennoch beobachtet werden: Steigende Brexit-Wahrscheinlichkeit - fallender Ölpreis und vice versa. So auch in den letzten beiden Handelswochen, als Brexit die Schlagzeilen bestimmte und auch die Umfragewerte stark schwankten.

Aber selbst der überraschende Ausgang des Referendums hatte lediglich moderate Preiseinbußen zur Folge. Großen Einfluss haben nach wie vor Angebotsausfälle (Meldungen über einen Waffenstillstand in Nigeria blieben bisher unbestätigt) und Fundamentaldaten. Hier sorgt die EIA wöchentlich für Futter, welches in dieser Woche "bärisch" ausgefallen war - die landesweiten Rohöllagerdaten gingen weniger stark zurück als erwartet.

Angebotsausfälle: Venezuela im Fokus
Die wirtschaftliche und soziale Lage in Venezuela hat sich weiter verschärft. Das Land muss der jahrelangen Misswirtschaft vermehrt Tribut zollen, weil mit den tieferen Ölpreisen herbe Einschnitte der nahezu einzigen Einnahmequelle des Landes zu verkraften sind. Inzwischen leidet selbst die Ölproduktion, die im Mai laut OPEC-Daten auf 2,37 mbpd, 5% unter dem Wert vom April und 11% unter den im Jahr 2015 geförderten Mengen gefallen war.
Die Gründe: Stromausfälle wegen Dürre, welche den Betrieb des Wasserkraftwerks am bedeutenden Guri-Staudamm beeinträchtigt, Diebstahl, Sabotage, eingeschränkte Lieferbereitschaft der Ölservicegesellschaften wegen schlechter Zahlungsmoral der PVDSA, sowie Finanzierungsprobleme bei der Beschaffung der zur Verdünnung des Orinoco-Schweröls nötigen Ölsorten.

Nur allmähliche Auflösung der Longs
Wir halten an unseren Prognosen auch nach dem überraschenden Brexit-Votum fest. Die Risiken bezüglich der weiteren Entwicklung der Ölnachfrage, das Risiko von Glattstellungen der überwiegend long positionierten Anleger (vgl. Grafik) sowie die Chance auf die Rückkehr gestörten Angebots sprechen kurzfristig für Korrekturpotenzial.

© Frank Klumpp, CFA
Commodity Research
Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart
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