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Gespaltener Markt: Benzin gefragt, Diesel nicht

04.05.2016  |  Eugen Weinberg (Commerzbank)
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Und wie sehen die künftigen Tendenzen aus? Die Nachfrage nach Diesel wird zwar weiter wachsen, aber auch im laufenden Jahr mit deutlich geringerer Dynamik als in der Vergangenheit. Die Internationale Energieagentur rechnet sogar in China mit einem Rückgang der Dieselnachfrage. In Indien wird der Verbrauch zwar steigen, aber aufgrund der Kürzung von Subventionen nicht mehr so stark wie in der Vergangenheit.

Für den weltweit größten Dieselmarkt Europa sind die Perspektiven auch aufgrund verhaltener Konjunkturaussichten ebenfalls eher moderat. Alles in allem sehen wir die Marge am Dieselmarkt trotz leichter Normalisierung bzw. Erholung auch auf längere Sicht niedriger als in der Vergangenheit. Die entscheidende Determinante für den Dieselpreis ist jedoch der Ölpreis. Da wir diesen bis Jahresende nachhaltig auf 50 USD je Barrel klettern sehen, dürfte Diesel mit 470 USD je Tonne ebenfalls teurer sein als aktuell.

Am Benzinmarkt sind die Tendenzen fast diametral zu denen am Dieselmarkt. Denn Benzin ist momentan so stark gefragt wie schon lange nicht mehr. In den USA, dem mit Abstand größten Benzinmarkt weltweit, war die Nachfrage im letzten Sommer mit gut 9,3 Mio Barrel pro Tag fast so hoch wie im Rekordsommer 2007. Neben den niedrigen Preisen schoben eine gute Einkommensentwicklung und der stärkere Absatz von SUVs den Verbrauch an. Alle Faktoren stimulieren weiterhin: Im Februar wurden in den USA in der laufenden Jahressumme so viele Meilen gefahren wie niemals zuvor (Grafik 4).

Die noch vor wenigen Jahren postulierte These einer dank neuer Lebensgewohnheiten und der allmählich aus dem Erwerbsleben ausscheidenden Babyboomer-Generation grundsätzlich nachlassenden Fahrtätigkeit in den USA erwies sich als falsch. Laut US-Energiebehörde EIA soll in der sogenannten Fahrsaison 2016, also von April bis September, der Benzinverbrauch auf knapp 9,5 Mio. Barrel pro Tag steigen; das wären nochmals 120 Tsd. Barrel pro Tag mehr als im letzten Jahr (Grafik 5).

Eine steigende Fahrtätigkeit wird auch dank der niedrigen Preise den Effekt einer höheren Effizienz überkompensieren. Damit wird der Anstieg zwar nicht mehr ganz so kräftig, aber der absolute Verbrauch höher ausfallen als im letzten Jahr. Die Benzinvorräte in den USA dürften deutlich schrumpfen: dieses Jahr um 130 Tsd. Barrel pro Tag, fast viermal so viel im letzten Jahr.

Auch in China nahm dank des schnell wachsenden Fuhrparks die Benzinnachfrage 2015 kräftig um knapp 9,5% zu. In naher Zukunft wird das Wachstumstempo hoch bleiben: die IEA schätzt, dass der Benzinverbrauch in China in den nächsten fünf Jahren jährlich um 6,8% zulegt: Der wachsende Fuhrpark überkompensiert die Effizienzgewinne beim Benzinverbrauch. Auch Schwellenländer wie Indien und Indonesien haben noch erhebliches Nachholpotenzial bezüglich der Fahrzeugflotte.

Alles in allem bleiben die Perspektiven für den Benzinnachfrage gut und damit die Margen am Benzinmarkt grundsätzlich gut unterstützt. Die Richtung der Benzinpreise wird aber ebenfalls hauptsächlich vom Rohölpreis bestimmt. Nach dem starken Anstieg der letzten Wochen ist ein Rücksetzer nicht auszuschließen: Die Preise am Markt für Brentöl dürften erst Ende des Jahres die Marke von 50 USD je Barrel dauerhaft erreichen. Entsprechend werden die Benzinpreise erst in der zweiten Jahreshälfte nachhaltig über 500 USD je Tonne verharren.

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