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Energie: Saudi-Arabien zwischen Visionen und Tagesgeschäft

02.05.2016  |  Frank Klumpp (LBBW)
Stimmung weiter bullisch

Die bullische Stimmung an den Rohölmärkten hielt auch in der laufenden Handelswoche an. Die Marktteilnehmer setzen darauf, dass ein Ausgleich der Marktbalance vielleicht sogar schon im zweiten Halbjahr erzielt werden könnte. Das Scheitern von Doha wurde also schnell abgeschüttelt.

Eine wesentliche Erkenntnis des Treffens der Ölförderländer dürfte die Märkte jedoch noch eine Weile beschäftigen: Die Ägide des saudischen Ölministers Al-Naimi geht offenbar allmählich zu Ende. Die Politik wird nun stärker vom saudischen Königshaus mitgestaltet, das ein mögliches Abkommen in letzter Minute scheitern ließ, weil der Vize-Kronprinz Mohammed bin Salman keine Zugeständnisse gegenüber Iran machen wollte. Die Ölpolitik der Saudis erscheint dadurch unberechenbarer als bisher.

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Saudi Vision 2030

Dennoch dürften letztlich ökonomische Überlegungen weiterhin dominieren. Zwei News der letzten Wochen sind bei der Beurteilung von Relevanz: (1) Die Präsentation des Modernisierungsplanes "Saudi Vision 2030", der das Land unabhängiger von Öl machen möchte. (2) Die Aussage Bin Salmans, man könne die Ölförderung von bisher 10,3 mbpd sofort auf 11,5 mbpd steigern, innerhalb von sechs bis zwölf Monaten auf 12,5 mbpd, und längerfristig, wenn mehr investiert werden würde, gar auf 20 mbpd. Beides lässt sich nicht unabhängig voneinander beurteilen - schließlich beinhaltet die "Saudi-Vision 2030" die Platzierung von Saudi-Aramco, der staatlichen Ölfördergesellschaft.

Schon 2017 soll hier ein Anteil von 5% an die Börse kommen. Spätestens dann wird sich die Frage stellen, wie künftig mit den zitierten strategischen Produktionsreserven ("spare capacity") umgegangen wird - aus Aktionärssicht erscheint dieses mit Kosten verbundene Vorhalten von Kapazitäten nicht optimal. Solche Überlegungen gelten jedoch auch für die "langfristigen" Reserven Saudi-Arabiens.

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Der Anfang vom Ende des Ölzeitalters

Vor diesem Hintergrund ist das Zitat des ehemaligen Ölministers Ahmed Zamani aus dem Jahr 1980 aktueller denn je: "The Stone Age came to an end not for a lack of stones and the oil age will end, but not for a lack of oil". Es ist angesichts der CO2-Thematik aus Sicht des Weltklimas zu hoffen (und zunehmend auch politisch untermauert), dass das Ölzeitalter zu Ende gehen wird, ehe alle Ölreserven verbraucht sind. Laut BP verfügt Saudi Arabien derzeit (Stand: Gesamtjahr 2014) über 15,7% der globalen Ölreserven, hat aber nur einen Marktanteil von 12,9% am globalen Rohölmarkt.

Will man diesen Anteil weiter steigern, muss man vermehrt Kunden im wachstumsstarken Asien gewinnen. Einen ersten Schritt hat man hierzu in der laufenden Woche bereits getan: Die Saudi Arabian Oil Co. verkaufte erstmals eine 730.000 Barrel-Tankerladung an die kleine ("Teapot")-Raffinerie Shandong Chambroad auf Spotbasis, entgegen der üblichen Vorgehensweise der Saudis, nur auf Basis langfristiger Kontrakte zu verkaufen - ein Signal, dass man um künftige Marktanteile kämpfen und auch opportunistische Spotkäufer bedienen möchte.

Obwohl die Politik der Saudis künftig schwieriger zu beurteilen ist, deutet vieles auf eine Fortsetzung der expansiven Strategie hin, zumal sich das Preisniveau inzwischen erholt hat.


© Frank Klumpp, CFA
Commodity Research

Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart



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