Energie: Rekordhohe Lagerbestände - Prognosen gesenkt


Der Markt steht nach wie vor unter dem Eindruck des ergebnislos beendeten OPEC-Meetings - im Vorfeld von einigen Marktteilnehmern aufgebaute Erwartungen hinsichtlich einer Fördersenkung wurden enttäuscht. Die Strategie der Saudis, Ölförderer wie die USA unter Druck zu setzten, entfaltet seine Wirkung allmählich; das konstatierte auch die IEA in ihrem aktuellen Dezember-Report: "There is evidence the Saudi-led strategy is starting to work".
Bisher halten sich die Einbußen der US-Frackingunternehmen noch in Grenzen, wie die wöchentlichen Daten der EIA einmal mehr zeigten. Die US-Ölproduktion liegt mit zuletzt 9,17 mbpd weiterhin auf hohem Niveau. Auch die Lagerdaten brachten keine Entspannung. So legten die landesweiten Rohöllagerbestände in der Vorwoche um 4,8 mb zu und erreichten mit 490,7 mb nahezu den Rekordstand vom April (490,9 mb). Trotz des kräftigen Lageraufbaus hielt sich die negative Preisreaktion in Grenzen.

Exportverbot für US-Öl aufgehoben
Insbesondere WTI stand eher unter dem Eindruck der Aufhebung des 40 Jahre währenden Exportverbotes für Rohöl in den USA. Am Wochenende wurde dies bekannt, und am Dienstagabend im Kongress auf Betreiben der Republikaner beschlossen.
Amerikanische Rohölförderer können nun ihr Rohöl auf dem Weltmarkt anbieten. Da die USA trotz Frackingboom Importeur von Rohöl sind, dürfte das Gros des Öls zwar weiterhin auf dem Heimatmarkt verbraucht werden, bei lokaler Überversorgung ist die Tür nun für globale Arbitragegeschäfte geöffnet. Große Abweichungen zwischen Brent und WTI dürften daher der Vergangenheit angehören.

Short Coverage ante portas?
Zu den tieferen Preisen dürften die Zykluskräfte auf der Angebotsseite umso stärker wirken. Sobald ein Ausgleich der Marktbalance in Reichweite gerät, dürfte der neue Swing-Produzent USA mögliche stärkere Preiserholungen (die auch durch Shortcoverage verstärkt werden können, vgl. Chart) jedoch abbremsen - Schieferölprojekte können schnell umgesetzt werden und die Förderung in den USA dann auch wieder zulegen.
Das Erholungspotenzial für die Ölpreise bleibt daher begrenzt und die günstigen Benzin- und Heizölpreise dürften noch eine Weile Bestand haben. Wir senken vor diesem Hintergrund unsere Prognosen auf 45 USD/bbl zur Jahresmitte 2016 und 50 USD/bbl zum Jahresende.

© Frank Klumpp, CFA
Commodity Research
Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart
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