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Fallendes US-Ölangebot nur eine Frage der Zeit

21.12.2015  |  Eugen Weinberg (Commerzbank)
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Weiterhin gilt, dass im Durchschnitt die Produktion bereits in den ersten zwölf Monaten um 72% und binnen zwei Jahren um 82% gegenüber dem Anfangsniveau sinkt. Zusätzlich bedingt durch steigende "Altbestände" nimmt die negative "Legacy Production Change", also die Erschöpfungsrate der bestehenden Bohrungen, zu (Grafik 4): in der texanischen Eagle Ford Formation fließen heute aus den bestehenden Bohrungen pro Tag 150 Tsd. Barrel weniger als im Vormonat, vor einem Jahr reduzierte sich die Produktion nur um 125 Tsd. Barrel pro Tag.

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Da die Bohrungen stark abgenommen haben und die Produktion der bestehenden Bohrungen immer schneller fällt, wird der Effekt einer steigenden Produktion je neuem Bohrloch immer stärker kompensiert, zumal die Effizienzgewinne künftig nachlassen dürften. Die Weichen für den Rückgang der US-Ölproduktion sind also klar gestellt: Wir rechnen ebenso wie die EIA mit einem deutlichen Rückgang bis mindestens zum Herbst 2016: Dann dürfte die US-Rohölproduktion rund 1 Mio. Barrel pro Tag geringer sein als im Hoch im Frühsommer 2015.

Entscheidend für die langfristigen Produktionstendenzen ist die Entwicklung der Bohraktivitäten, die maßgeblich von den Erträgen bestimmt wird, welche sich wiederum aus dem Abstand zwischen Ölpreis und Kosten ableiten. Letztere sind jedenfalls stark gefallen. Beispielsweise sind allein dank der Effizienzgewinne laut Rystad Energy die Break-Even Preise im Eagle Ford Play im letzten und im laufenden Jahr um jeweils 10% gefallen.

Hinzu kommen die geringen Stückkosten: denn aufgrund einer geringeren Anzahl an Bohrungen insgesamt sind viele für die Schieferölproduktion benötigte Gerätschaften bzw. Zubehör weniger gefragt. Rystad beziffert die Kostenentlastung auf weitere 15%, so dass per saldo die Break-Even Preise um 25% gesunken sind. In den Kerngebieten im Eagle Ford liegen sie nun nach Rystad teilweise sogar unter 40 USD je Barrel.

Der Entwicklung der Bohraktivitäten im abgelaufenen Jahr legte nahe, dass die Schmerzgrenze für einige Produzenten bei 60 USD je Barrel erreicht war. Und auch wenn es seitdem weitere Produktivitätsfortschritte gab, sprechen neben dem jüngsten Rückgang der Ölpreise noch zwei weitere Gründe für weiterhin gedämpfte Bohraktivitäten:

• Viele Unternehmen hatten ihre Produktion gegen niedrigere Preise abgesichert. Dabei galt die Regel, je kleiner das Unternehmen, desto größere Teile der Produktion wurden abgesichert. Im Durchschnitt hatten die kleineren Produzenten 60% ihrer Produktion abgesichert. Von diesen Hedging-Geschäften konnten sie profitieren. Diese Absicherungen laufen allmählich aus: zur Mitte des Jahres hatte kaum ein Unternehmen die Produktion für 2016 abgesichert.

• Schieferölunternehmen sind stark fremdfinanziert. Auch wenn die Kreditlinien unlängst nochmal verlängert wurden, gilt: Mit der schlechteren Ertragslage und den in absehbarer Zeit steigenden Zinsen dürften sich die Finanzierungsbedingungen mittelfristig deutlich verschlechtern.

Alles in allem sind wir überzeugt, dass die Schieferölproduktion in den kommenden Monaten deutlich fallen und damit zum Abbau des Überangebots beitragen wird. Langsamer wird dagegen die Ölproduktion in anderen Regionen reagieren. Fakt ist zwar auch hier, dass die Investitionen mit den niedrigen Ölpreisen zurückgeschraubt werden (Grafik 5).

Der IEA zufolge sanken die Investitionen im Jahr 2015 um mehr als 20% und dürften 2016 nochmals zurückgeschraubt werden. Die Ölproduktion fällt aber erst mit erheblicher Verzögerung (Grafik 6): Laut einer Studie des Internationalen Währungsfonds kann es bis zu fünf Jahre dauern, bis um 1% reduzierte Investitionsausgaben die Produktion um 0,4% schrumpfen lassen.

Weitere kurzfristige Angebotsreduzierungen in anderen Produzentenländern sind deshalb nicht zu erwarten. Dennoch: aufgrund des Rückgangs der US-Ölproduktion wird das Angebot außerhalb der OPEC so stark fallen wie zuletzt 1992 (Grafik 7). Das wiederum begünstigt einen Abbau des Überangebots, so dass die Preise im Jahresverlauf 2016 doch wieder deutlich steigen dürften.

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