Höhere Volatilität an den Ölmärkten durch automatisierten Handel


Am Mittwoch legte der Ölpreis (Dezember WTI-Future) innerhalb von zwei Stunden knapp 2 USD/bbl zu - warum? Marktbeobachter versuchten aus den wöchentlichen EIA-Daten allerlei bullische Faktoren herauszulesen. Der landesweite wöchentliche Rohöllageraufbau ging mit +3,4 Mio. Barrel weiter, fiel aber etwas geringer aus als erwartet.
Für ein solch ausgeprägtes Kursplus ist das jedoch zu wenig. Also wurde die Produktseite des wöchentlichen Datenpaketes bemüht und dort der höher als erwartete Lagerabbau bei Benzin und Destillaten zitiert. Allerdings war der Ölpreis bereits vor Veröffentlichung dieser Daten ohne erkennbaren Newsflow spürbar angestiegen.
Letztlich gibt es keine plausible Erklärung für die ausgeprägten kurzfristigen Kursbewegungen, so dass Short-Coverage sowie Algo-Trading als letzte Erklärungsversuche verbleiben.

Algo-Trading löst größere Bewegungen aus
Der automatisierte Handel hat zuletzt einige solcher mysteriöser Preisbewegungen ausgelöst. Dies berichtete der CFTC-Chairman Massad im Rahmen einer Konferenz zum US-Treasury-Markt. Untersuchungen der CFTC zufolge wurden bei WTI-Futures alleine im laufenden Jahr 35 sog. Flash-Events gezählt.
Solche Events bedeuten lt. CFTC-Definition eine Preisbewegung von +/- 200 Basispunkten innerhalb einer Stunde, die zum Großteil innerhalb dieses Zeitfensters wieder egalisiert werden. Interessant in diesem Zusammenhang auch der hohe Anteil von Algo-Trading an den Umsätzen in WTIFutures: Knapp 50%, weniger als bei US-Treasury-Terminkontrakten (67%).
Der jüngste Preisschub trifft zwar wegen der fehlenden Korrekturbewegung nicht genau die CFTC-Definition eines Flash-Events, angesichts des hohen Marktanteils der Algorithmen sowie vieler solcher Events im bisherigen Jahresverlauf klingt diese Ursache des Preisanstiegs aber plausibel.

Auflösung strategischer Reserven in den USA
Der Ölpreisrückgang in den Tagen zuvor wurde von der Meldung flankiert, wonach die USA ihre strategischen Ölreserven veräußern und damit den Staatshaushalt stabilisieren möchten. Der Verkauf soll zwischen 2018 und 2025 abgewickelt werden und insgesamt 58 Mio. Barrel, knapp 8% der aktuellen Reserven, umfassen.
Interessant, dass man ausgerechnet zur Zeit tiefer Preise auf diese Idee kommt, die Länder wie China und Indien zum Aufbau eigener Reserven nutzen. Auf den langen Zeitraum verteilt, sollte der Verkauf nur wenig Einfluss auf die Märkte haben. Zur Vorsicht mahnt weiterhin die nach wie vor bullische Positionierung spekulativer Marktteilnehmer.
Bis zum Jahresende sehen wir vor dem Hintergrund des weiter überversorgten Marktes nur wenig Potential.

© Frank Klumpp, CFA
Commodity Research
Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart
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