Energie: Physische Abschläge sowie markttechnische Aspekte sprechen für sinkende Preise


Seit Mitte April hält sich die Benchmark Brent über der Marke von 60 US-Dollar je Barrel. Nach dem starken Absturz bis auf 46 US-Dollar im Januar hat sich der Markt etwas beruhigt, auch das starke Contango hat sich wieder zurückgebildet. Während die Preise in zwölf Monaten im Januar über 20% über denjenigen des nächstfälligen Futures lagen, sind es derzeit lediglich 7%. Damit sind Cash & Carry Transaktionen mittlerweile uninteressant, weil die Lagerkosten nicht gedeckt werden können, die im Schnitt ca. 1 USD pro Monat betragen dürften.
Der Shift der Terminkurve dürfte jedoch zu einem Großteil durch Finanzinvestoren herbeigeführt worden sein, die laut CFTC-Daten und ETF-Fondsinitiatoren kräftig Positionen aufgebaut haben. Ein Blick auf die physischen Prämien zeigt, dass nach wie vor ein Angebotsüberschuss besteht.
So notiert Dated Brent derzeit bei 60,87 USD/Barrel, während der nächstfällige Future (August, Fälligkeit 16. Juli 2015) bei 63,89 USD/Barrel notiert. Dieser hohe Abschlag dürfte auch eine Auswirkung des Überangebotes an Tankerladungen im Atlantik sein. Dort warten sowohl Nordseeöl als auch westafrikanische Qualitäten auf Käufer.

Markttechnik: Verkaufsdruck erwartet
Nach Ausbildung eines "Doppeltiefs" im Januar dieses Jahres knapp unter der 45 US-Dollarmarke konnte der Ölpreis der Sorte "Brent" in den vergangen Monaten eine deutliche bis dato dreiwellige Korrekturbewegung vollziehen und mit Erreichen der 68.31er Marke ein Korrekturhoch vollziehen. Dieses Hoch wurde durch die Ausbildung eines Daily- als auch eines Wochenreversalsignals bestätigt und kann somit als signifikant bezeichnet werden.

Ein weiteres Argument für ein "massives Hoch" ist die Tatsache, dass die Teilwellen des Korrekturpatterns "gleiche Streckenlänge" besitzen. Ein Bruch der Unterstützungstiefs Mai/Juni, d.h das nachhaltige Unterschreiten der 59.75er Marke bringt erneut Verkaufsdruck in den Ölmarkt und lässt den Retest der 51.50/50.00er Zone erwarten. Das Augenmerk sollte in den kommenden Tagen auf die aktuell seitwärtsverlaufenden BB-Bänder gelegt werden.
Ein bestätigter Ausbruch aus den Bändern via Close bekräftigt das beschriebene Szenario. Resist auf der Oberseite erwarten wir aktuell im Bereich der 65.50er Zone. Nur ein deutliches Überschreiten dieser Preishürde "hellt" das Chartbild im alternativen Szenario auf und eröffnet mit Überwinden der 67.30er Zone eine impulsive Preisbewegung zur 73.30/65er Zone in den kommenden drei Handelsmonaten.

© Frank Klumpp, CFA, Commodity Research, Martin Siegert, Investmentanalyst
Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart
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