Indonesien begrenzt vorübergehend Zinnexporte


Der Zinnpreis war Mitte Februar erstmals seit August 2012 vorübergehend wieder unter die Marke von 18.000 USD je Tonne gefallen (Grafik 1). Eine spürbare Erholung ist seitdem ausgeblieben. Seit Jahresbeginn steht mittlerweile ein Verlust von 7,4% zu Buche, nachdem der Preis schon im letzten Jahr um 13% nachgab.
Der niedrige Zinnpreis trifft vor allem die indonesischen Zinnproduzenten. Indonesien ist nach China der weltweit zweitgrößte Zinnproduzent und der größte Exporteur mit einem Anteil von rund einem Drittel an den globalen Ausfuhren. Das Land hat in den letzten Jahren dafür gesorgt, dass sich Angebot und Nachfrage am globalen Zinnmarkt in etwa die Waage hielten. Nach dem Preisrutsch ist ein Großteil der Produzenten bei den aktuellen Preisen nicht mehr profitabel, denn gemäß früheren Angaben des Verbands der indonesischen Zinnexporteure belaufen sich die durchschnittlichen Produktionskosten in Indonesien auf 22.000 USD je Tonne.
Unter dem Vorsitz des Gouverneurs der Provinz Bangka Belitung, die für rund 90% der indonesischen Zinnproduktion steht, haben sich daher 19 Schmelzen getroffen, um einen vorübergehenden Stopp der Zinnausfuhren zu diskutieren. Diese stehen für eine kumulierte Produktionskapazität von jährlich rund 30 Tsd. Tonnen. Zwar kam es nicht zu dem ursprünglich angedachten Exportmoratorium, aber die Zinnexporte sollen zunächst für drei Monate auf monatlich 2.000 Tonnen begrenzt werden. Dies wäre weniger als ein Drittel der monatlichen Ausfuhren im letzten Jahr.
Abhängig von der Nachfrage soll die Quote jeden Monat überprüft werden. Diese Maßnahme soll zu höheren Zinnpreisen beitragen - der Verband strebt zunächst einen Preis von 19.500 USD je Tonne an. Ein Exportmoratorium war vor allem am Widerstand von PT Timah, dem größten indonesischen Zinnproduzenten, gescheitert.
Das Unternehmen selbst hatte kurz zuvor überraschend angekündigt, wegen der niedrigen Preise vorerst kein Zinn mehr zu verkaufen - weder mittels längerfristigen Verträgen noch am Kassa-Markt. Allerdings sollen die bestehenden langfristigen Vertragsverpflichtungen erfüllt werden. Die Produktion läuft im Übrigen weiter, was wohl zu einem Aufbau von Lagerbeständen führen wird. Damit besteht die Gefahr, dass dieses Material zu einem späteren Zeitpunkt auf den Markt kommt.

Die Zinnausfuhren in Indonesien wurden zuletzt Ende 2011 eingeschränkt – das selbst auferlegte Exportverbot hielt aber nur zwei Monate. Der Verband der indonesischen Zinnexporteure hat daher eindringlich alle Exporteure aufgefordert, die beschlossene Ausfuhrbegrenzung mitzutragen, damit sie erfolgreich ist. Im vergangenen Jahr hatte Indonesien gemäß Daten des Handelsministeriums 75,9 Tsd. Tonnen Zinn exportiert, gut 17% weniger als im Vorjahr. Dies war zugleich das niedrigste Ausfuhrvolumen seit dem Jahr 2007. Im Januar hatte das Land aber wiederum 6.770 Tonnen Zinn exportiert, 47% mehr als im Vorjahr (Grafik 2).
Sollte die Ausfuhrbegrenzung erfolgreich sein, dürften die Exporte auf Gesamtjahresbasis wohl niedriger als im Vorjahr ausfallen. In diesem Falle könnte auch das vom International Tin Research Institute (ITRI) für 2015 erwartete Angebotsdefizit am globalen Zinnmarkt von 5-10 Tsd. Tonnen höher ausfallen. Im letzten Jahr wies der Zinnmarkt gemäß Daten des World Bureau of Metal Statistics (WBMS) einen Angebotsüberschuss von 7 Tsd. Tonnen auf.
Gemäß der Einschätzung von ITRI werden umfangreiche Investitionen in neue Minenkapazitäten erst bei Preisen von mindestens 25.000 USD je Tonne durchgeführt werden. Sollte der Preis also längerfristig niedrig bleiben, könnte dies in ein paar Jahren zu einer nachhaltig angespannten Versorgungslage führen.
Nachfrageseitig hängt viel von der Elektronikindustrie ab, die auf globaler Ebene mit einem Anteil von rund 50% der wichtigste Nachfragesektor ist. Laut ITRI-Schätzung zeigt sich die Nachfrage hier solide. Auch der zuletzt zu beobachtende Anstieg der gekündigten LMELagerscheine - diese hatten kürzlich mit gut 2.600 Tonnen den höchsten Stand seit sieben Wochen erreicht (Grafik 3) - deutet auf eine anziehende Nachfrage hin. Mit knapp 11.500 Tonnen sind die LME-Lagerhäuser aber noch relativ gut gefüllt.
Kurz- bis mittelfristig wird die Entwicklung des Zinnpreises stark davon abhängen, ob die selbst auferlegte Exportbegrenzung in Indonesien erfolgreich ist. In diesem Falle rechnen wir mit deutlich höheren Zinnpreisen im Jahresverlauf und erwarten Ende 2015 einen Preis von 20.500 USD je Tonne. In einem möglichen Scheitern der Begrenzung besteht jedoch auch das größte Risiko für unsere Prognose.

Auf einen Blick



