OPEC: Nicht mal ein bisschen hawkische Rhetorik


Das gestrige OPEC-Meeting stand besonders stark im Fokus der Marktteilnehmer, schließlich ist der Markt derzeit überversorgt, und selbst die aktuelle offizielle OPEC Fördermenge von 30 Mio. Barrel pro Tag (mbpd) wurde zuletzt um über 500.000 bpd überschritten. Einige Kartellmitglieder (z.B. Venezuela) drängten daher im Vorfeld des Meetings auf eine Förderkürzung.
Umfragen von Nachrichtenagenturen ergaben ein gemischtes Bild: 42% der von Reuters befragten Analysten erwarteten eine Förderkürzung, sowie 50% der von Bloomberg befragten Experten. Wir waren der Ansicht, dass sich die OPEC zu keiner Förderkürzung durchringen dürfte, jedoch ein rhetorischer Schulterschluss zu mehr Förderdisziplin erfolgen würde.
Um die Sprache der Notenbanken zu verwenden: Ein wenig hawkische Rhetorik des Kartells wäre zu erwarten gewesen. Mit der "nackten" Zahl der unveränderten Quote behielten wir recht, das Commitment zu mehr Förderdisziplin blieb jedoch aus. Als Reaktion auf die Nachrichten aus Wien gab der Ölpreis weitere 3 US-Dollar nach, obwohl er bereits in den Tagen zuvor unter Druck kam.

Höhere Volatilität ante portas
Vor allem der bedeutendste OPEC-Staat Saudi-Arabien begrüßte diese Entscheidung, womit der Ölpreis für geraume Zeit den Marktkräften überlassen wird. Unabhängig von fiskalischen Notwendigkeiten bleibt den OPEC-Mitgliedern nichts anderes übrig, als sich auf niedrigere Öleinnahmen einzustellen. Das Ziel von Saudi-Arabien ist eindeutig: Die Produktion unkonventionellen Öls, vor allem von US-Schieferöl, soll zu tieferen Preisen unwirtschaftlich werden.

Ab welchem Preisniveau hier eine spürbare Angebotsverknappung folgt, ist derzeit jedoch unklar. Die Angebotssensitivität von USSchieferöl ist derzeit die große Unsicherheitskomponente am Markt. Möglicherweise muss der WTI-Preis noch für längere Zeit auf tiefem Niveau bleiben, um genügend Druck auf die US-Förderung auszuüben. Daher ist auch das Szenario eines vorgezogenen OPECMeetings unwahrscheinlich.
Bis zum nächsten Meeting im Juni 2015 dürfte sich daher an der Strategie des Kartells nichts ändern und sich der Preis auf tieferem Niveau einpendeln. Außerdem dürfte sich die Volatilität an den Ölmärkten erhöhen, da die stabilisierende Wirkung der OPEC, allen voran Saudi-Arabiens, zunächst wegfällt.

© Frank Klumpp, CFA
Commodity Research
Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart
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