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Kupfer: Preiserholung nach Mehrjahrestief

30.06.2014  |  Achim Wittmann (LBBW)
Preise erholen sich von Tiefstständen

Nachdem der Kupferpreis im März auf ein 4-Jahrestief gefallen war, haben sich die Notierungen zuletzt erholt und bewegen sich wieder in Richtung 7.000 USD/t. Einmal mehr hatten Unsicherheiten über die chinesische Konjunkturentwicklung sowie Bedenken bezüglich möglicher Auflösung von in Finanztransaktionen gebundenen Beständen die Preise im ersten Quartal unter Druck gesetzt.

Eine überraschend robuste Nachfrage, einhergehend mit rückläufigen Lagerbeständen läutete im Folgenden die Preiserholung ein. Derzeit sorgen Untersuchungen, inwieweit Lagerbestände im chinesischen Frachthafen Qingdao mehrfach zur Besicherung von Krediten verwendet wurden, für neue Unruhe an den Märkten. Seit Jahresbeginn ist der Kupferpreis an der Londoner Metallbörse um 5,3% gefallen. Im Vergleich zu den anderen Basismetallen weist das rote Metall damit einen überproportional starken Rückgang auf.

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Untersuchungen in Qingdao

Der zweitgrößte chinesische Frachthafen Qingdao steht derzeit im Fokus von Ermittlungen wegen missbräuchlicher Kreditbesicherung. Mit Kupferbeständen besicherte Finanztransaktionen sind in China weit verbreitet. Typischerweise importiert dabei ein Käufer das Metall und lässt sich von einer Bank ein Akkreditiv, das die Zahlung garantiert, ausstellen.

Noch vor Begleichung der Lieferung an den Exporteur besorgt sich der Käufer mit dem Lagerbestand als Sicherheit einen Kredit. Die aufgenommenen finanziellen Mittel werden dann zu höheren Zinssätzen weiterverliehen. Die Metallhandelsgesellschaft Dezheng steht nun unter Verdacht, eine Mehrfachbelegung von Lagerbeständen, die als Sicherheit überschrieben werden, vorgenommen zu haben.

Marktberichten zufolge handelt es sich dabei jedoch um ein recht überschaubares Volumen. Qingdao gehört nicht zu den großen Umschlagsplätzen für Kupferimporte. So lagern dort Marktschätzungen zufolge etwa 100 Tsd. Tonnen Kupfer. Im Vergleich dazu betrugen die Zolllagerbestände in Shanghai Schätzungen zufolge zuletzt rund 800 Tsd. Tonnen.

Zugleich genügen die dortigen Einrichtungen höheren international gängigen Standards, so dass Qingdao vermutlich ein Einzelfall bleiben dürfte. Nichtsdestotrotz könnte der Kreditzugang für derartige Transaktionen zukünftig möglicherweise etwas strenger gehandhabt werden, was eine entsprechend dämpfende Wirkung auf die Importtätigkeit zur Folge hätte.

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Marktdefizit im ersten Quartal

Letzten Angaben der ICSG (International Copper Study Group) zufolge wies der Kupfermarkt im ersten Quartal ein Angebotsdefizit von 205 Tsd. Tonnen auf. Verantwortlich dafür war ein deutlicher Nachfragezuwachs von 14%. In China wurde nach ICSG-Berechnungen 29% mehr Kupfer nachgefragt als im Vorjahresquartal. Dahinter steht unter anderem eine Zunahme chinesischer Importe von 71%.

Da jedoch auch die Bestände in den chinesischen Zolllagerstätten deutlich angestiegen sind, lässt der Importanstieg nicht uneingeschränkt auf den tatsächlichen Verbrauch schließen. Bereinigt um die geschätzten Bewegungen in den Zolllagerstätten betrug das Angebotsdefizit 120 Tsd. Tonnen. Die gute Nachfrageentwicklung dürfte auch im zweiten Quartal angehalten haben. Positive Signale sendete zuletzt auch wieder die chinesische Wirtschaft. So stieg der HSBC-Einkaufsmanagerindex im Juni erstmals wieder über die Wachstumsschwelle von 50 Punkten.

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Fazit

In den chinesischen Zolllagerstätten, über die es keine offiziellen Statistiken gibt, wurden zuletzt Schätzungen zufolge über 800 Tsd. Tonnen Kupfer verwaltet. Ein Großteil dieser Bestände ist Teil von Finanztransaktionen. Daher bewegen Meldungen über Insolvenzen von Kontrahenten bzw. missbräuchliche Besicherungen immer wieder die Märkte. Nachhaltige Auswirkungen der Vorkommnisse in Qingdao auf den Kupfermarkt erwarten wir jedoch zunächst nicht. Die Nachfrage hat sich zuletzt sehr positiv entwickelt und in den ersten Monaten zu einer defizitären Marktbilanz geführt.

Vor dem Hintergrund, dass sich der Verbrauch auch im zweiten Quartal gut entwickelt haben dürfte und die chinesische Wirtschaft zuletzt auch wieder positive Signale lieferte, gerät die Prognose eines überschüssigen Angebotes für das Gesamtjahr zunehmend in Frage. Dies umso mehr, als auch Verzögerungen bei größeren Projekten gemeldet werden. Insgesamt sollte sich der Trendwechsel von einem defizitären zu einem überschüssigen Angebot auf dem Kupfermarkt jedoch allenfalls zeitlich verschieben. Wir rechnen daher weiterhin mit einer tendenziell seitwärtsgerichteten Preistendenz auf dem Kupfermarkt.


© Achim Wittmann
Investmentanalyst

Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart



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