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Unerwartete Angebotsausfälle lassen Brentölpreis steigen

23.08.2013  |  Eugen Weinberg (Commerzbank)
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Preistreibend waren aber nicht nur die Entwicklungen auf der Angebotsseite. Auch die globale Rohölnachfrage erholte sich im Sommer überraschend deutlich und über das saisonübliche Maß hinaus. Im Juni fragten laut IEA die Raffinerienweltweit täglich 3,1 Mio. Barrel mehr nach als im Mai. Das war der stärkste Monatsanstieg, derjemals gemessen wurde. Die Verarbeitung lag mit 77,2 Mio. Barrel pro Tag 2 Mio. Barrel höherals im Vorjahr. Im Juli dürfte die Verarbeitung weiter gestiegen sein: In den US-Raffinerien wurden Mitte Juli mit 16,24 Mio. Barrel pro Tag soviel Rohöl verarbeitet wie zuletzt vor acht Jahren (Grafik 3).

Aber auch in China wurde nach einem eher schwachen Frühjahr wieder mehr Rohöl in den Raffinerien verarbeitet. Im Juni war die Verarbeitung bereits um440 Tsd. gegenüber Vormonat auf 9,65 Mio. Barrel pro Tag gestiegen, im Juli waren es mit 9,50 Mio. Barrel pro Tag nur unwesentlich weniger. Damit lag die chinesische Ölnachfrage im Juni und Juli 8,5% höher als im Vorjahreszeitraum. Im Zuge dessen stiegen die Rohölimporte Chinas im Juli mit 6,15 Mio. Barrel pro Tag im Juli auf ein Rekordniveau.

Die Anspannung des Angebots am aktuellen Rand hat zu einem überdurchschnittlich starken Preisanstieg der Brent-Terminkontrakte mit kurzfristigen Fälligkeiten geführt. Der nächstfällige Brent-Terminkontrakt notiert derzeit ca. vier USD je Barrel über dem in sechs Monaten fälligen Terminkontrakt. Im April lag der entsprechende Timespread bei weniger als 1 USD je Barrel. Diese auch als Backwardation bekannte Konstellation hat vermehrt die Finanzinvestoren zurück in den Markt gelockt (Grafik 4).

Die spekulativen Netto-Long-Positionen bei Brent erreichten Anfang August mit mehr als 193 Tsd. Kontrakten ein Rekordniveau. Gegenüber dem Ende April verzeichneten Tief haben sich die Netto-Long-Positionen bei Brent damit mehr als verdoppelt. Das zunehmende Interesse der Finanzanleger hat den Preisauftrieb und damit auch die Backwardation in der Brent-Terminkurve in den vergangenen Wochen verstärkt. Im Falle eines großangelegten Ausstiegs der Anleger würde der Brentölpreis dagegen unter Druck geraten.

Zwischen Mitte Februar und Mitte April ging eine Halbierung der Netto-Long-Positionen mit einem Preisrückgang um knapp 18% einher. Solange dieo.g. Angebotsprobleme und die ausgeprägte Backwardation fortbestehen, ist das Risiko dafür allerdings gering.

Während sich die aktuelle Versorgungslage merklich angespannt hat, bleiben die mittelfristigen Angebotsaussichten komfortabel. Das ist vor allem den hohen Produktionssteigerungen außerhalb der OPEC zu verdanken. Die EIA rechnet im nächsten Jahr mit einem Zuwachs der Nicht-OPEC-Produktion um 1,7 Mio. Barrel pro Tag (Grafik 5).

Ausschlaggebend ist die kräftig sprudelnde Ölproduktion in Nordamerika. Auch wenn die IEA und OPEC eine Steigerung von "lediglich" 1,4 Mio. respektive 1,3 Mio. Barrel pro Tag erwarten, liegen auch diese Prognosen jeweils höher als der erwartete Zuwachs der globalen Nachfrage. Damit sinkt der Bedarf an OPEC-Öl und die freien Kapazitäten steigen. Diese Aussichten dürften einem stärkeren Preisanstieg bei Brent entgegenstehen. Wir erwarten einen Brentölpreis von 112 USD je Barrel am Jahresende. Im nächsten Jahr sollte der Brentölpreis auf 115 USD je Barrel steigen. Denn wir rechnen damit, dass die Nachfrage im Jahr 2014 die bisherigen Schätzungen eines Anstiegs von 1,0-1,2 Mio. Barrel pro Tag übertrifft, während das Angebot aufgrund fortgesetzter Ausfälle negativ überraschen dürfte.

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