Energie: Geopolitische Themen dominieren


Die Ölpreise legten in der laufenden Handelswoche kräftig zu. Wie schon so oft im laufenden Jahr waren es erneut geopolitische Themen, die die Marktteilnehmer verunsicherten.
Besonders Ägypten steht derzeit im Fokus, wo sich die Lage zuletzt weiter verschärft hat. Dort sind die Effekte auf den Ölpreis nicht auf Förderungsausfälle begrenzt, vielmehr stehen die für den globalen Ölhandel bedeutenden Transportwege Suezkanal und Sumed-Pipeline im Fokus, über die täglich über drei Mio. Barrel Öl-und Ölprodukte fließen.
Eine Wiederholung der Suezkrise mit einer Sperrung des Suezkanals erscheint jedoch wegen desmilitärischen Schutzes unwahrscheinlich. Das Land ist auf die Deviseneinnahmen aus dem Öltransport angewiesen, zumal die Einnahmequelle "Tourismus" bereits seit längerer Zeit weitgehend versiegt ist.

Hot Spots Nummer 2& 3: Libyen und Irak
Neben Ägyptenstehen Libyen & Irak derzeit im Blickpunkt. Nachdem die Ölproduktion in Libyen zuletzt nahezu das Vorkriegsniveau von 1,6 Mio. Barrel pro Tag erreicht hatte, sorgte ein Streik unter den Ölarbeitern für einen Produktionsausfall von über 800.000 bpd.
Im Laufe der Woche wurden die Exporte kurzzeitig wieder aufgenommen. Insgesamt dürfte sich die dortige Lage schneller normalisieren als 2011. Die Situation im Irak ist indes prekär, wo die Welle der Gewalt in einen offnen Bürgerkrieg münden könnte. Bislang ist die Ölproduktion noch nicht betroffen. Im Juli wurden 3,25 mbpd gefördert, Ende des Jahres sollen es nach Inbetriebnahme des Majnoon-Feldes 0,4 mbpd mehr sein.
Hohe Longpositionierung auf Ölfutures
Insgesamt dürfte die politische Prämie im Ölpreis deutlich über 10 US-Dollar betragen. Eine seriöse Prognose dieses derzeit dominierenden Einflussfaktors "Geopolitik" ist kaum abzugeben. Blickt man jedoch alleine auf die Fundamentals und geht von einem politisch weitgehend "ungestörten" Angebot aus, sprechen Angebot, Nachfrage und Lagersituation eher für fallende Preise.
Zudem stieg die Longpositionierung ("Managed Money") den jüngsten CFTC-Daten zufolge sowohl im Falle von WTI als auch von Brent und Ölprodukten weiter an und erreichte teilweise sogar den höchsten Stand seit über 4 Jahren. Sobald der Preisanstieg ins Stocken kommt und sich eine Beruhigung in Nahost und Nordafrika abzeichnet, spricht diese Konstellation perspektivisch ebenfalls für fallende Preise.

© Frank Klumpp, CFA
Commodity Research
Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart
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