Energie: Geopolitik treibt die Preise - Fundamentals unverändert bearish -Prognosen gesenkt


Die Wetten auf steigende Preise für WTI-Öl haben nach Angaben der CFTC im Jahresverlauf kräftig zugelegt. Aktuell beläuft sich der Saldo aus Long- und Shortpositionen der Investorengruppe "Managed Money" auf etwas über 250.000 Kontrakte, nahezu auf einem mehrjährigen Hoch. Zwar ist die Netto-Longpositionierung im Hinblick auf Brent weniger ausgeprägt, aber dennoch wird auf steigende Preise gesetzt. Aus sentimenttechnischer Perspektive mahnt dies zur Vorsicht, insbesondere vor dem Hintergrund der ansonsten recht skeptischen Haltung gegenüber der Assetklasse Rohstoffe insgesamt.

US-Dollar dürfte aufwerten
Der Zusammenhang zwischen der Entwicklung des US-Dollar-Euro Wechselkurses und des Brentpreises ist zwar nur schwach ausgeprägt. Dennoch gehen Aufwertungen tendenziell mit sinkenden Ölpreisen einher (und vice versa). Perspektivisch spricht vieles für eine Aufwertung des US-Dollars (LBBW-Prognose Mitte 2014: 1,25 US-Dollar/Euro), was wir entsprechend negativ für den Ölpreis werten.
Fazit: Fundamentals sprechen für sinkende Preise
In den letzten Wochen waren geopolitische Risiken und saisonale Nachfrage die einzigen Argumente für steigende Preise in einem ansonsten bearishen Datenkranz. Nachdem die politische Risikoprämie mit etwa 10 US-Dollar bereits einige Verwerfungen einpreist, sehen wir dort nur bei weiteren Eskalationsstufen weiteres Potenzial für steigende Preise.
Dagegen haben sich die fundamentalen Rahmendaten im bisherigen Jahresverlauf vor allem auf der Nachfrageseite eingetrübt. Hier dürften die nächsten Monatsberichte von IEA, EIA und OPEC eher Revisionen nach unten bringen, vor allem aufgrund der letzten Konjunkturdaten aus China. Dem steht ein üppiges Angebot gegenüber, wo alleine das Förderplus in den USA den diesjährigen globalen Nachfragezuwachs von ca. 750.000 Barrel decken dürften.
Zudem sprechen die erwartete Aufwertung des US-Dollars sowie die anhaltend bullishe Positionierung der spekulativ orientierten Anleger eher für fallende Preise. Wir haben unser Preisziel für das Jahresende daher von 110 US-Dollar auf 100 US-Dollar nach unten revidiert. Auch die kürzerfristige Prognose haben wir entsprechend nach unten angepasst.

© Frank Klumpp, CFA
Commodity Research
Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart
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