Tiberius Rohstoff-Research: Kurzkommentar Mai 2013

Die Rohstoffmärkte tendierten im Mai uneinheitlich. Die großen Rohstoffindizes schlossen mit einem Wertverlust von rund -2% ab, während die Weltaktienmärkte überwiegend eine leicht positive Performance aufwiesen (Eurostoxx 50: +2,1%, S&P 500 +3,1%, Nikkei -0,6%). Die von vielen Marktteilnehmern Anfang Mai geäußerte Devise für die Rohstoffmärkte "Sell in May and go away" erwies sich jedoch als weitgehend unbegründet. Wir hatten bereits im letzten Marktkommentar ausgeführt, warum sich die negative Mai-Performance aus den Vorjahren 2013 nicht wiederholen sollte. In den letzten Maitagen waren dann auch die ersten grünen Flecken bei der Performance einzelner Industrierohstoffe zu beobachten.
Eine Tendenz, die sich Anfang Juni trotz einer beginnenden Aktienmarktkorrektur und uneinheitlichen Konjunkturdaten fortsetzte. Von der Konjunkturseite gab es wenig Neues. Starken Immobilienmärkten in USA und China stand eine leichte Abschwächung in der verarbeitenden Industrie in China und den USA gegenüber, während das Konsumentenvertrauen und der Dienstleistungssektor sich relativ robust präsentierten. In Europa lagen die Konjunkturdaten leicht über den Erwartungen, gleichwohl noch auf Rezessionsniveau.
Unter den Rohstoffen mit der besten Monatsperformance hatten wir Blei und Palladium auch dort erwartet. Beiden Rohstoffen kommt eine auflebende Nachfrage im amerikanischen Automobilsektor zugute, die zuletzt bei Blei für fallende Börsenlagerbestände an der LME gesorgt hat. Ähnliches gilt für Kupfer, bei dem Short-Eindeckungen durch Nachrichten von Angebotsausfällen angetriebenwurden.
Wir bleiben bei unserer Meinung, dass die Industriemetalle vor einer weiteren Aufwärtsbewegung stehen, da die in den Preisen implizierten Konjunkturerwartungen zu negativ sind. Unter den ersten Plätzen hatten wir die Getreide Sojabohnen und Mais nicht vorausgesehen. Beide Rohstoffe profitierten noch einmal von relativ nassem Wetter in den US-Hauptanbaugebieten, wodurch die Aussaat hinter den langjährigen Durchschnitten zurückblieb.
Trotz dieser Verspätungen sehen wir nur einen kleinen Produktionsrückgang. Die US Stocks to Use Ratio wird nach unseren Schätzungen bei Mais von 6,6% im letzten Marketingjahr auf über 13% und bei Sojabohnen von 4,1% auf 6,8% ansteigen. Wir sehen vorbehaltlich einer ungünstigen Wetterentwicklung während der Reifephase im August 2013 in den nächsten Monaten einen sukzessiven Preisverfall bei beiden Getreiden, die auch relativ zu Weizen überteuert erscheinen. Bei Sojabohnen hat der Preisanstieg der letzten Wochen sich bereits in gefallenen US-Exporten bemerkbar gemacht.
Auf der negativen Seite sehen wir den Preisverfall bei Kakao für nicht nachhaltig an. Der Kakaomarkt wird sich im laufenden Marketingjahr im Defizit befinden, saisonal setzt häufig eine Aufwärtsbewegung in den Sommermonaten ein, was durch die positive Performance in den ersten Junitagen auch in 2013 angelegt scheint. Die Soft Commodities Kaffee und Zucker hatten wir auf den hinteren Plätzen erwartet, beide Rohstoffe sind jedoch an unseren Preiszielen angekommen, sodass wir im Spotpreis von einer beginnenden Bodenbildung ausgehen.
Allerdings sprechen stark negative Roll-Renditen nach wie vor gegen ein Long-Investment. Bei den Kassapreisen für Rohöl sehen wir in den nächsten Wochen insgesamt eine Seitwärtstendenz, was bei leicht positiven Roll-Renditen eine moderate Wertsteigerung bewirken sollte. Die Maintenance bei den Raffinerien in Europa und Asien neigt sich dem Ende zu, wodurch wieder mit einer anziehenden Rohölnachfrage zu rechnen ist, der aber immer noch ein starkes Wachstum des Non-OPEC-Angebots gegenübersteht. Mittelfristig sind wir aufgrund unseres positiven Konjunkturbildes weiter positiv gestimmt.

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