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Kautschuk: Erwartete Nachfrage dominiert in kurzer Frist

07.03.2013  |  Eugen Weinberg (Commerzbank)
Die globale Wirtschaftsentwicklung ist der bestimmende Faktor für die stark konjunkturabhängige Kautschuknachfrage. Ein weiterhin hohes Wachstum in China, das alleine für ein Drittel der weltweiten Kautschuknachfrage steht, und ein höheres globales Wachstum insgesamt - nicht zuletzt durch die Rückkehr auch der Eurozone zu positivem Wachstum - sollten die Preise stützen. Das Angebot reagiert aufgrund der langen Wachstumsphase der Gummibäume nur eingeschränkt auf kurzfristige Preisänderungen. Doch führen die gegenüber 2011 niedrigeren Preise bereits zu Anpassungen, auch durch Änderungen in der Export- und Lagerhaltungspolitik.

Im Winter 2010/11 waren die Kautschukpreise stark gestiegen, nachdem es in 2010 ein erhebliches Marktdefizit gab und die Erwartung herrschte, dass auch 2011 leicht defizitär abschließen und 2012 nochmals mit Defizit abschließen würde. Inzwischen hat sich die Situation jedoch anders entwickelt: 2011 schloss mit einem leichten Überschuss, 2012 gar mit einem erheblichen Überschuss von 460 Tsd. Tonnen. Dass die IRSG auch für 2013 und 2014 mit Überschüssen in Höhe von 179 Tsd. Tonnen bzw. 153 Tsd. Tonnen rechnet, zeigt, dass derzeit keine Knappheit am Markt antizipiert wird.

Kein Wunder also, das die Kautschukpreise seit ihrem Rekordhoch von über 40.000 CNY/t in Schanghai und über 500 Yen/kg in Tokio vor zwei Jahren im Sommer 2012 bis auf gut 21.000 CNY/t und nur gut 200 Yen/kg abgesackt waren, nachdem von der Nachfrageseite ein nachlassendes Wachstum in China ebenso belastend wirkte wie die Euro-Schuldenkrise. Dann allerdings folgte ein mehrmonatiger Anstieg bis Anfang Februar, bevor der jüngste Abschwung die Notierungen wieder unter die Marken von 25.000 CNY/t und 300 Yen/kg drückte.

Der Anstieg über Herbst und Winter war einem rückläufigen Angebot an Kautschuk bei gleichzeitig rekordhohen Autoabsatzzahlen - die Reifenherstellung verbraucht etwa 70% des Kautschuks - geschuldet und der auch von der Internationale Rubber Study Group (IRSG) geäußerten Aussicht, dass der Überschuss an Kautschuk für das Jahr 2013 noch nicht einmal mehr 40% des Überschusses des Vorjahres erreichen wird, der die weltweiten Lagerbestände Ende 2012 auf ein 7-Jahreshoch von 2 Mio. Tonnen hat ansteigen lassen.

Noch Ende Januar rechneten daher die meisten Analysten mit steigenden Kautschukpreisen. Die rückläufige Produktion wurde v.a. aus den drei Viertel der Produktion auf sich vereinigenden Ländern Thailand, Indonesien und Malaysia erwartet, die in Reaktion auf die eingebrochenen Preise begannen, ganze Plantagen abzuholzen und vermehrt Lagerhaltung zu betreiben. Dabei hatten die drei größten Anbieter abgesprochen, eine Fläche von 247 Tsd. Morgen zu räumen und gleichzeitig von Oktober bis März ihre Exporte um insgesamt 300 Tsd. Tonnen zu reduzieren.

Der größte Produzent Thailand soll zwar nach Regierungsangaben seine Produktion in 2013 um 3% ausdehnen, vieles davon allerdings auf Lager legen. Widersprüchliche Angabenkommen aus dem zweitgrößten Anbieterland Indonesien: Während die Regierung eine Einschränkung der Produktion um etwa 9% erwartet, geht die Kautschukindustrie von einem Produktionsplus um 7% aus. Ein Anstieg der Exporte wird allerdings nicht gesehen, da die interne Nachfrage das zusätzliche Angebot absorbieren soll. Malaysia als Nr. 3 dagegen dürfte 6,5% mehr produzieren als 2012.

Dabei ist zu berücksichtigen, dass die lange Entwicklungszeit der Kautschukbäume (5-7 Jahre) zu sehr langen Anpassungsphasen führt. Allerdings kann das Ernten der Milch („tapping“) in unterschiedlicher Intensität geschehen, das Potenzial an Kautschuk ist aber für das jeweilige Jahr mit der Zahl der erntereifen Bäume weitgehend vorgegeben. Daher ist zu erwarten, dass die Kautschukproduktion auch in 2013 und 2014 weiter steigt, weil ein steigender Anteil der seit 2008 gepflanzten Bäume abgeerntet werden kann.

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Da die Nachfrage zum vierten Mal in Folge steigen soll, wird sich der Überschuss nach Erwartung der IRSG vom Januar 2013 von 460 Tsd. Tonnen in 2012 über 179 Tsd. Tonnen in diesem Jahr auf 153 Tsd. Tonnen in 2014 reduzieren. Nachfragewachstum stammt weiter stark aus China, laut IRSG +4,5% in 2012 und sogar +7,2% in 2013, wofür vor allem ein Anstieg der chinesischen Automobilproduktion über die Marke von 20 Mio. Stück hinaus in 2013 beitragen soll. Für Januar 2013 wurde bereits von der China Association of Automobile Manufacturers (CAAM) ein Anstieg der Produktion auf 1,96 Mio. Automobile (passenger cars und commercial vehicles) und damit um 10% gegenüber Vormonat und gut 50% gegenüber Vorjahr gemeldet.

Der jüngste Preisrückgang wurde dann von der Ankündigung Thailands ausgelöst, sein Preisstützungsprogramm, das im Vorjahr aufgesetzt worden war, nach seinem Auslaufen im März überprüfen zu wollen, nachdem die Preise als stabiler bewertet werden. Ein reduziertes staatliches Aufkaufprogramm würde wohl mehr Kautschukauf die Weltmärkte umlenken und dort das Angebot erhöhen. Gleichzeitig meldete auch die Elfenbeinküste seine Kautschukproduktion zu Lasten der Kakaoproduktion auszubauen. Dabei soll bereits 2013 die Produktion von 230 Tsd. Tonnen in 2012 auf 300 Tsd. Tonnen steigen.

Alle Meldungen zu wichtigen Entwicklungen in den großen Volkswirtschaften - insbesondere China - werden aufgrund des stark konjunkturabhängigen Charakters der Kautschuknachfrage mit hohem Interesse an den Märkten verfolgt, ebenso, alle Nachrichten, die geeignet sind, den Wechselkurs des Yen zu bewegen. Da das Konkurrenzprodukt synthetischer Kautschuk, das für 57% der Gesamtnachfrage nach Kautschuk steht, aus Rohöl hergestellt wird, spielt auch dessen Preis eine bedeutende Rolle für die Entwicklung bei Naturkautschuk.

Da über den weiteren Verlauf von 2013 ein Anstieg der Rohölpreise erwartet wird, kommt von dieser Seite zumindest kein Gegenwind für die Preisentwicklung. Das gleiche gilt für den Yen, für den wir im weiteren Jahresverlauf aufgrund der weiterhin sehr expansiven Geldpolitik eine leichte Abwertung gegenüber dem USD erwarten. Allerdings leiden die Preise für Kautschuk zuletzt unter enttäuschenden Daten für die Industrieproduktion in China und hohen chinesischen Lagerbeständen.




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