Konjunkturhoffnung und Nahost-Krisenfurcht heben die Ölpreise


Mit über 115 US-Dollar je Barrel erreichte die Ölsorte Brent den höchsten Stand seit drei Monaten. Auch das amerikanische WTI-Öl legte zu, wenn auch zuletzt schwächer als das tendenziell knappere Brentöl. Neben bärischen US-Lagerdaten dürften auch die schwachen US-BIP-Daten zum vierten Quartal das WTI-Plus etwas eingedämmt haben.
Insgesamt konnte das in Q4 geschrumpfte Bruttoinlandsprodukt dem bullischen Sentiment an den Märkten nur wenig anhaben, da der Fokus auf der aktuell freundlicheren globalen Konjunkturlage liegt. Zudem schürten Krisenherde in Nahost die Sorge um eine ausreichende Versorgungslage. Neben einem Luftangriff Israels auf Syrien mit dem Ziel, Waffenlieferungen an die Hisbollah zu verhindern, schwelt auch der Konflikt um das iranische Atomprogramm weiter.

OPEC produziert weniger
In den letzten Monaten hatte die OPEC ihre geförderten Mengen auf das niedrigste Niveau seit über einem Jahr reduziert. Im Januar erreichte das Angebot der Kartellmitglieder einer Reuters-Umfrage zufolge 30,53 mbpd, 1,22 mbpd weniger als noch im April, als das Fördermaximum des Vorjahres erreicht wurde. Wir gehen davon aus, dass die OPEC den Ölhahn wieder öffnet, sobald die Preise stärker als erwartet anziehen werden. Die OPEC, allen voran Saudi-Arabien, dürfte das Ziel eines stabilen Preisniveaus an den Ölmärkten weiter im Blick behalten.

Weiterhin hohe Lagerbestände in den USA
Die Lage im mittleren Westen der USA bleibt weiter im Fokus der Märkte. Die jüngsten Wochendaten der EIA zeigten dort erneut einen hohen Lageraufbau - die steigende Ölförderung in Kanada und North Dakota führte zu einem Rekordniveau von 118 Mio. Barrel. Die jüngste Ausweitung der Kapazität der Seaway-Pipeline von Cushing nach Houston auf 400.000 bpd seit einigen Wochen musste bereits für kurze Zeit wieder gesenkt werden - kein Wunder, denn das Bottleneck wandert nun an die Golfküste.
Wir gehen daher davon aus, dass die an den Terminmärkten gehandelte Einengung von WTI-Brent auf 11 US-Dollar zu optimistisch sein dürfte. Insgesamt schätzen wir den Ölmarkt gut versorgt ein, das Angebot dürfte die Nachfrage übersteigen. In Verbindung mit den gut gefüllten Öllagern erwarten wir daher rückläufige Preise für Brent und WTI-Öl.

© Frank Klumpp, CFA
Commodity Research
Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart
Diese Publikation beruht auf von uns nicht überprüfbaren, allgemein zugänglichen Quellen, die wir für zuverlässig halten, für deren Richtigkeit und Vollständigkeit wir jedoch keine Gewähr übernehmen können. Sie gibt unsere unverbindliche Auffassung über den Markt und die Produkte zum Zeitpunkt des Redaktionsschlusses wieder, ungeachtet etwaiger Eigenbestände in diesen Produkten. Diese Publikation ersetzt nicht die persönliche Beratung. Sie dient nur zu Informationszwecken und gilt nicht als Angebot oder Aufforderung zum Kauf oder Verkauf. Für weitere zeitnähere Informationen über konkrete Anlagemöglichkeiten und zum Zwecke einer individuellen Anlageberatung wenden Sie sich bitte an Ihren Anlageberater.