Edelmetalle Aktuell

Der Handel mit Platin stand in dieser Woche ganz im Zeichen des ganztägigen Streiks der Bergleute in Südafrika am 4. Dezember, mit dem sie gegen die nicht nur ihrer Meinung nach noch immer viel zu hohe Anzahl an Todesfällen in der Industrie protestieren wollten. Während sich dieser Streik beim Gold angesichts der gesunkenen Bedeutung Südafrikas kaum auf den Preis auswirkte, sah die Situation bei den Platinmetallen, wo derzeit die Verbraucher insbesondere bei Platin und Rhodium von der Hand in den Mund leben, schon anders aus.
Der Platinpreis hatte vorher, nach der Abfassung unseres letzten Berichts die eingeleiteten Verluste zunächst noch einmal ausgebaut und fiel dabei auf 1.417,- $ je Unze zurück. Die Trendwende kam aber rasch und vor allem mit Nachdruck. Im Gegensatz zu Gold und Silber, die ihre Tiefstkurse erst Anfang dieser Woche erreichten, stieg das Platin sofort nach dem Fall auf den genannten Tiefstkurs wieder an und gestern Morgen notierte es bereits schon bei fast 1.475,- $ je Unze. In den letzten Stunden kam es dann erneut zu leichten Abgaben. Allerdings liegt das Platin - weiter gut unterstützt - aktuell bei noch immer 1.463,- $ je Unze und damit über dem Stand zum Zeitpunkt der Abfassung unseres letzten Berichts am vergangenen Dienstag.
Für die kommenden Tage erwarten wir, dass der Platinpreis weiter auf insgesamt hohem Niveau verbleibt, wobei er, wie auch schon zuletzt, trotzdem wieder stark schwanken dürfte. Eine mögliche Zinssenkung in den USA könnte die Hoffnungen auf eine weichere Landung der US-Wirtschaft und damit auf eine Erholung des Autoabsatzes beflügeln. Für die Platinmetalle wäre dies ein positives Zeichen, insbesondere auch dann, wenn andere in diesem Monat noch zur Veröffentlichung anstehende US-Wirtschaftszahlen weniger negativ als allgemein befürchtet ausfallen.
Aus diesen Gründen könnten institutionelle Investoren auch versucht sein, ihre zuletzt deutlich abgebauten Pluspositionen wieder aufzustocken. Sie werden dabei sicherlich die diversen Chartpunkte im Auge behalten, so u. a. die starke Unterstützung bei 1.440 $ je Unze. Sollte diese wider Erwarten fallen, lägen die nächsten Unterstützungspunkte dann bei 1.420 $ und bei 1.390 $ je Unze. Selbst ein derart deutlicher Rückgang würde das Gesamtbild aber nicht ins Negative verkehren, sondern sollte von industriellen Verbrauchern als vergleichsweise günstige Einstiegsmöglichkeit gesehen werden. Auf der anderen Seite stehen die Zeichen auf Sturm, falls sich der Platinpreis über die Marke von 1.484 $ hinweg bewegt. Dann könnte er vergleichsweise rasch auch auf 1.530 $ je Unze ansteigen.
Insgesamt sind übrigens, so schätzen Analysten, durch den Streik in Südafrika am Dienstag 590 Kilogramm Platin und rund 900 Kilogramm Gold weniger produziert worden. Bei einer Kundgebung in Johannesburg, an der über 70.000 der 250.000 streikenden Kumpel teilnahmen, drohten Vertreter der Gewerkschaften mit einem größeren Ausstand, der sich dann auch über “zwei bis drei Monate“ hinziehen könnte, wenn sich die Lage in den Minen des Landes nicht verbessere. Die Regierung Südafrikas rechnet in diesem Jahr wieder mit rund 200 tödlichen Unfällen in der Minenindustrie. Sie zeigt sich vor allem damit unzufrieden, dass sich diese Zahl seit 2005 nicht verringert hat. Aber auch für die Minengesellschaften ist die Entwicklung unbefriedigend, da sie sich schon seit geraumer Zeit dem Thema Sicherheit verstärkt zuwenden und ihre Arbeiter entsprechend schulen.
Palladium
Das Palladium orientierte sich in den letzten Tagen wieder an der allgemeinen Großwetterlage. Das bedeutet, dass das Metall zunächst mit Verlusten zu kämpfen hatte, sich danach aber auf etwas höher gelegenen Grund retten konnte. Zum Zeitpunkt der Abfassung unseres letzten Berichts vor zehn Tagen notierte das weiße Metall noch bei 349,- $ je Unze, wobei es dann schon in der darauffolgenden Nacht seinen Tiefstkurs für den Berichtszeitraum in Höhe von 339,- $ je Unze erreichte. Ab diesem Zeitpunkt legte die Notierung dann wieder langsam zu, über die Marke von 347,- $ je Unze kam das Metall aber nicht hinaus. Für die kommende Woche erwarten wir zunächst eine Handelsspanne zwischen 339 $ und 365,- $ je Unze. Langfristig erscheint es uns dann wahrscheinlicher, dass der weit oben liegende Widerstand bei 381,- $ je Unze getestet wird und nicht zuerst die Unterstützung bei 325,- $ je Unze. Hintergrund für diese Einschätzung ist die schon im Kapitel über Platin erwähnte mögliche Zinssenkung in den USA, die den Autoabsatz dort beflügeln könnte.
Rhodium, Ruthenium, Iridium
Das Rhodium bewegt sich in diesen Wochen nur innerhalb einer vergleichsweise kleinen Handelsspanne zwischen 6.725 $ und 6.875 $; innerhalb dieses Bandes fallen die Schwankungen dafür aber recht heftig aus. Dabei sind es derzeit mehr die Händler, die den Preis beeinflussen und weniger Aktivitäten von industriellen Verbrauchern.
Kurzfristig erwarten wir vor der Weihnachtspause in den westlichen Industrieländern keine große Veränderung dieser Lage. Sollte mittelfristig dann allerdings der Platinpreis noch einmal zulegen können, wäre eine neue Kaufwelle auch beim Rhodium nicht auszuschließen. Eine solche hätte sicher das Zeug, das Metall dann auch über die Marke von 7.000 $ je Unze zu heben.
Beim Ruthenium war die Nachfragesituation zuletzt erneut schwach, entsprechend wurde der Preis am Markt weiter zurückgenommen. Aktuell notiert das Metall bei 385 $ - 445 $ je Unze. Eine echte Trendwende ist nicht in Sicht, aber es wird immerhin vereinzeltes Kaufinteresse unter 400 $ je Unze angezeigt, ohne dass die Verkäufer bisher bereit wären, auf diesem niedrigen Niveau einen Zuschlag
zu erteilen.
Das Iridium liegt auch weiterhin bei 425 $ - 450 $ Markt und präsentiert sich damit in einem Gleichgewicht. Aktuell sind die Händler bei den wenigen Geschäften weitgehend unter sich, von einem strategischen Kaufinteresse industrieller Kunden ist eher nichts zu sehen.
© Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
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