Baumwolle dürfte weitaus weniger von der Dürre im Mittleren Westen der USA betroffen sein als Mais und Sojabohnen. Das USDA hat seine Ernteschätzung für die USA zuletzt sogar auf gut 3,8 Mio. Tonnen nach oben revidiert, was einem Anstieg um 13% gegenüber der dürrebedingten Missernte des Vorjahres entspricht. Der jüngste Anstieg der Baumwollpreise ist daher vorrangig den Sorgen um das Angebot in Asien geschuldet.
Mangelnder Monsunregen in Indien hatte die Anpflanzung im Juni und Juli beeinträchtigt. Die Rekordernten aus den vergangenen beiden Jahren sind daher nicht mehr erreichbar. Das USDA erwartet einen Rückgang der indischen Ernte um 11% auf 5,1 Mio. Tonnen. Auch in China soll die Ernte 7,5% niedriger als im Vorjahr ausfallen. Denn aufgrund des niedrigen Preisniveaus zieht Baumwolle im Wettstreit um Anbauflächen derzeit gegenüber anderen Agrarprodukten wie Mais und Sojabohnen den Kürzeren. Dennoch rechnet das USDA auch für das Erntejahr 2012/13 mit einem globalenAngebotsüberschuss von 1,3 Mio. Tonnen, nachdem es schon 2011/12 zu einem massiven Überschuss von fast 4 Mio. Tonnen gekommen war.
Infolgedessen sollen die globalen Lagerbestände Ende 2012/13 einen Rekordstand von 16,3 Mio. Tonnen erreichen (Grafik 1). Denn die Nachfrage wächst nicht stark genug, um das Angebot zu absorbieren. Zwar zeigt sich die chinesische Nachfrage bisher robust: Über die ersten 11 Monate des chinesischen Baumwolljahres 2011/12, das bis August läuft, waren die Importe mehr als doppelt so hoch wie in der gleichen Periode der Vorsaison. Ein heimisches Ankaufprogramm hält die internen Preise auf erhöhtem Niveau (Grafik 2), was den Import günstiger gewordener internationaler Ware attraktiver gemacht hat.
Allerdings ist bereits ein großer Teil der für 2012 ausgegebenen Importquoten verbraucht. Die Importtätigkeit dürftedaher an Dynamik verlieren, zumal die chinesische Regierung in einem Spagat zwischen der Bereitstellung günstiger Ware für die Spinnereien einerseits und hoher Preise für die Baumwollproduzenten andererseits steht. China, das für etwa 40% des weltweiten Verbrauchs anBaumwolle steht, dürfte seinen Baumwollverbrauch angesichts einer schwächeren heimischen Wirtschaftsentwicklung, der durch die Eurokrise verschlechterten Exportaussichtenfür Textilien und der Konkurrenz durch synthetische Fasern nochmals reduzieren.
Das USDA rechnet daher für die Saison 2012/13 damit, dass sich die chinesischen Importe nach der Verdopplung in 2011/12 nun wieder fast halbieren werden. Deutliche Preissprüngesollten also in der nächsten Zeit nicht mehr anstehen. Wir rechnen mit einem Preis von 78 US-Cents je Pfund am Jahresende.
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