Hiobsbotschaft für Yingli, Suntech Power & Co: SolarWorld klagt auch in Europa


Nach der erfolgreichen Klage in den USA weitet SolarWorld die Kampfzone nun auch auf Europa aus. Wie jetzt bekannt wurde, hat die Initiative EU ProSun die EU-Kommission eingeschaltet. Der chinesischen Konkurrenz wird vorgeworfen, ihre Solarprodukte in Europa zu Dumpingpreisen anzubieten. Dies werde nur durch illegale milliardenschwere Kredite der chinesischen Regierung ermöglicht.
In der Interessengruppe EU ProSun sind 25 Unternehmen vertreten. Milan Nitzschke, der Sprecher von EU ProSun, erwähnte gegenüber dem "Handelsblatt" (Donnerstagsausgabe), dass diese Initiative von der Mehrheit der europäischen Industrie unterstützt werde. SolarWorld-Chef Frank Asbeck argumentierte, dass er nicht darauf abziele, die Modulpreise zu erhöhen. Vielmehr müsse der desaströse Preiskampf gestoppt werden.
Die chinesischen Solarkonzerne haben sich nun an Peking gewandt, um den nach eigenen Worten größten Handelsstreit in der Geschichte der europäisch-chinesischen Beziehungen abzuwenden. Yingli Green Energy, Suntech Power, Trina Solar und Canadian Solar warnten in einer gemeinsamen Erklärung vor einem Krieg, bei dem beide Seiten große Verluste hinnehmen müssten. Die chinesische Regierung wurde dazu aufgerufen, Spitzengespräche mit der EU aufzunehmen, um die Einleitung der drohenden Untersuchung zu verhindern. SolarWorld wurde vorgeworfen, mit dieser Klage lediglich die eigenen Marktinteressen zu verfolgen. Doch auch SolarWorld hat einen einflussreichen Fürsprecher: Bundesumweltminister Altmaier hatte bereits in der vergangenen Woche erklärt, die EU-Klage zu unterstützen.
Hinterlässt Asbeck verbrannte Erde?
Bis Mitte September wird die EU-Kommission über die Annahme der Klage entscheiden. Ein vorläufiges Urteil wäre dann bis Juni 2013 zu erwarten. Die EU-Kommission würde etwaige Anti-Dumping-Zölle dann rückwirkend verhängen.
Chinesische Firmen haben im vergangenen Jahr Solarpanels im Wert von 35,8 Milliarden US-Dollar in Europa verkauft. Dies entspricht mehr als 60 Prozent des Gesamtabsatzes. Was die Situation so brisant macht, ist die Tatsache, dass China und die EU gegenseitig jeweils der größte Handelspartner sind. Erschwerend kommt hinzu, dass die Weltwirtschaft in den letzten Monaten ohnehin deutlich geschwächelt hat und eine baldige Besserung nicht in Sicht ist. Die Auswirkungen eines Handelskriegs wären kaum absehbar.
Auch in der Solarbranche ist die Klage umstritten, da viele Solarprojektierer auf die preiswerten und zuverlässigen Produkte aus China zurückgreifen. Nach Angaben von Yingli sollen sich in der EU bereits 40 Unternehmen zu einer Lobby-Gruppe zusammengeschlossen haben, die gegen die Klage opponieren will.
Die Anleger zeigten sich daraufhin höchst alarmiert: An der Börse New York fiel der Kurs von Yingli Green Energy Holding Co Ltd gestern um 2,4 Prozent auf ein Allzeit-Tief von 2,05 US-Dollar. Der Kurs von Suntech Power Holdings Co Ltd konnte sich hingegen um 0,6 Prozent erholen und schloss auf 1,56 US-Dollar.