Energie: Im Bann der Politik - PIIIGS= Portugal, Italien, Iran, Irland, Griechenland, Spanien ...


Nach einer kurzen Stabilisierung zu Wochenbeginn setzten die Ölpreise ihre Talfahrt fort. Die Ölsorte Brent hat seit Erreichen des Jahreshochs im Februar nunmehr 18% an Wert verloren. Auch US-Leichtöl gab im Wochenverlauf nach. Die Sorgen um Griechenland (=Unsicherheit über den Wahlausgang am 16. Juni), Italien (=schleppende Platzierung von Staatspapieren, Erdbeben) und Spanien (=Schieflagen im Bankensektor) trübten die Konjunkturerwartungen für Europa ein, was wiederum die Energienachfrage dämpfen dürfte.
Somit bleibt der Ölpreis ein politischer, wobei das preissteigernde Potenzial der Nachrichten aus dem Nahen Osten der preisdämpfenden Wirkung aufgrund der europäische Schuldenkrise weicht - dies obwohl die jüngsten Gespräche keine Fortschritte im Iran-Konflikt brachten.

E wie Embargo, E wie Eigentor
Derweil könnten sich die Probleme Griechenlands trotz sinkender Preise durch höhere Beschaffungskosten verschärfen. Nachdem das EU-Embargo ab 1. Juli keine iranischen Lieferungen mehr ermöglicht, springen die beiden Ölhändler Vitol und Glencore in die Bresche. Über Konditionen ist nichts bekannt, es ist jedoch davon auszugehen, dass sich die großen Handelshäuser ihre Kreditlinien (insgesamt ca. 300 Mio. €) mit einer fürstlichen Risikoprämie bezahlen lassen.
Natural Gas nimmt wieder Fundamentalpfad auf
Nach einer kräftigen Erholungsrallye hat der Preis für amerikanisches Erdgas Henry Hub in den letzten Handelstagen wieder nachgegeben. Der Markt bleibt überversorgt, die Lagerbestände befinden sich nach wie vor über dem langjährigen Durchschnitt. An der ausgeprägten Contango-Situation auf der Terminkurve hat sich nichts geändert.

Hiesige (Heiz-)ölkäufer spüren Preisverfall kaum
Zwar kamen vor dem Hintergrund des aktuellen Umfeldes auch die Preise für Gasoil (=europäisches Heizöl) unter Druck. Da auch der Wechselkurs des Euro zum Dollar kräftig unter die Räder kam, fielen die Preise für europäisches Heizöl nur moderat. Wir gehen aufgrund des nach wie vor vorhandenen politischen Risikos weiter von einer breiten Seitwärtsbewegung der Ölpreise aus. Zudem bedeutet die Marke von 100 US-Dollar für die Sorte Brent eine wichtige Orientierung. Bei nachhaltiger Unterschreitung dieser Marke dürfte auch z.B. Saudi-Arabien seine großzügige Förderpolitik überdenken und einige Bohrtürme wieder außer Betrieb nehmen.

© Frank Klumpp, CFA
Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart
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