Energie: Öl tritt auf der Stelle - Erdgas haussiert


Der Ölpreis hat sich in der abgelaufenen Woche auf hohem Niveau gehalten. Die überraschend positiven Daten zum US-Arbeitsmarkt haben die Preise gestützt. Immerhin ist damit die Wahrscheinlichkeit etwas gestiegen, dass die US-Konjunktur doch auf festeren Beine steht, als bislang erwartet. Allerdings haben sich auf der anderen Seite Hurrikan-Ängste wieder etwas gelegt, nachdem das amerikanische National Hurricane Center vorerst Entwarnung für den Atlantik und den Golf von Mexiko gegeben hat.

US-Lagerabbau zuletzt unkritisch
Nachdem der rapide Abbau der US-Öllager in den letzten Wochen Anlass zu Spekulationen über mögliche Knappheiten gegeben hatte, stellt sich mit den jüngsten EIA-Daten die Situation deutlich entspannter da. Zwar sind die Lagerbestände in den letzten drei Monaten von 354 Mio. Barrel um rund 9% auf knapp 322 Mio. Barrel zurückgegangen. In den letzten zwei Wochen wurde der Lagerabbau jedoch gestoppt und die Lager wurden in diesem Zeitraum wieder um insgesamt 3 Mio. Barrel aufgestockt. Die Lagerbestände in den USA liegen für diese Jahreszeit um gut 8% oder 24 Mio. Barrel über ihrem 10-Jahresdurchschnitt. Auf Sicht der nächsten zwei bis drei Monate sollte dieser Faktor sich in fallenden Ölpreisen niederschlagen.

Erdgas holt auf - nächster Kandidat Benzin?
Erdgas hat sich in den letzten Wochen vom heftigen Preiseinbruch Mitte August erholt und den Bewertungsabschlag zum Ölpreis teilweise wieder aufgeholt. Nächster Kandidat für relative Stärke im Vergleich zum Ölpreis könnte Benzin sein. In den letzten drei Monaten entwickelte sich US-Benzin deutlich schwächer als andere Energieträger. Die US-Urlaubssaison ist zwar seit einigen Wochen passé, so dass Benzin momentan nicht so sehr im Fokus des Marktes steht. Dennoch könnte es hier – im Gegensatz zu Rohöl – sehr wohl zu Knappheiten kommen. Zum einen können die US-Raffinerien aufgrund ihres maroden Zustandes weiterhin nicht auf Hochtouren laufen. Zum anderen liegen die Benzinlager für Ende September mit 191,3 Mio. Barrel auf dem niedrigsten Stand seit 1969. Damals verbrauchten die US-Autofahrer jedoch knapp 3 Mio. Barrel am Tag. Im laufenden Quartal dürften ca. 9,4 Mio. Barrel pro Tag benötigt werden. Der aktuelle Lagerbestand reicht demnach rechnerisch nur 20,4 Tage. Damit dürfte es nur eine Frage der zeit sein, bis der Benzinpreis im Verhältnis zum Ölpreis wieder aufholt.

© Dr. Frank Schallenberger
Commodity Analyst
Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart
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