Das essbare Portfolio


In der Welt der Rohstoffe, waren die Future-Kontrakte für Energie-, Metall- und Aktienindizes seit Jahren die aktivsten – und die, über die seit Jahren am meisten gesprochen wurde. Aber wie bei so vielen anderen Dingen in der Rohstoffindustrie ändert sich das auch gerade.
Natürlich kommen Kommentare zu den Themen Öl und Gold immer noch häufig über die Lippen der Sprecher auf vielen verschiedenen Kanälen der Geschäftsnachrichten. Aber heutzutage kann man sie im gleichen Atemzug über Mais, Weizen oder sogar über Sojabohnen sprechen hören. Warum dieser plötzliche Wandel?
Das große Drängen der einzelnen Spekulanten, Hedgefonds und anderer in den landwirtschaftlichen Sektor in so kurzer Zeit ist beispiellos. Ein großer Teil dieser Bewegung ist die unmittelbare Folge des Ethanolbooms und der Rekordmaispreise, die er zur Folge hatte.
Es ist schon sehr ironisch, dass die modernen Rohstoffmärkte ihren Erfolg ursprünglich den Getreidemärkten verdanken, an denen alles angefangen hat. Noch vor wenigen Jahrzehnten gab es so etwas wie einen Markt der Energiefutures oder einen Aktienmarktindex noch gar nicht. Um genau zu sein, waren die Getreidemärkte die ersten mit organisierten Future-Kontrakten, als ein großer Teil der Börsen anfing zu traden. Als sich die Märkte weiter entwickelten, wurde Getreide auf die hinteren Plätze verdrängt und die Finanz- und Energierohstoffe schienen die Führung zu übernehmen.
Heute, nach Aufkommen der elektronischen Tradingmärkte und des Ethanolbooms, schießen die Getreidefutures in die Höhe. Die weltweite Nachfrage nach landwirtschaftlichen und weichen Rohstoffen ist so signifikant, dass diese Märkte nicht nur wichtig sind, sondern wieder einmal entscheidend für die Preisfindung.
Die ganz einfachen Tatsachen in dieser Angelegenheit sind, dass die Weltbevölkerung explosionsartig wächst und dass der exponentielle Anstieg der Nachfrage aus Ländern wie China und Indien das System belastet, welches bereits durch die Nachfrage überlastet ist und von weltweiten Wetterproblemen weiter belastet wird.
Die Weizenernte wurde in diesem Jahr besonders hart getroffen, weil Dürren, Überflutungen, Krankheiten und sogar Frost ihren Tribut gefordert haben. Der Weizenpreis ist auf 9 Dollar pro Scheffel gestiegen, und 10 Dollar sind später in diesem Jahr absolut möglich. Derweil steigt auch der Sojabohnenkomplex deutlich, aufgrund einer aufgestauten Nachfrage - ganz besonders aus China – die den Markt weiterhin sehr gut stützt.
Es ist wichtig festzustellen, dass wir nicht nur aufgrund der wachsenden Weltbevölkerung eine exponentiell gestiegene Nachfrage nach Sojabohnen haben, sondern auch eine gesteigerte Nachfrage von Seiten einer wachsenden Rinderpopulation als Antwort auf die gesteigerte Nachfrage nach Rindfleisch. Sojabohnen sind auch die Opfer/Nutznießer des Booms bei Biobrennstoffen.
Wenn man alle diese Faktoren zusammennimmt und einige Krankheiten und Schlechtwettersituationen mit einkalkuliert, dann hat man das Rezept für eine sehr hungrige Welt... und für deutlich höhere Preise.
Das war ein ganz beachtliches Jahr für die landwirtschaftlichen Rohstoffe und viele „Experten“ haben mir im vergangenen Jahr erzählt, dass ich verrückt sei, diese Rohstoffe auf so hohem Niveau zu kaufen.
Natürlich haben sie angefangen, mir das zu erzählen, als der Maispreis bei 2,20 Dollar pro Scheffel lag und Weizen bei 5,50 Dollar. Heute wird Mais zuverlässig für mehr als 3,50 Dollar getradet und Weizen für knapp 9 Dollar. Die schlechten Nachrichten für das Weizenangebot kommen gerade herein. Bei der letzten Runde der schlechten Nachrichten erfuhr man, dass Australien die Ernteprognosen für dieses Jahr, aufgrund von trockenem Wetter um 31% nach unten korrigiert hat. Weizen schießt steil nach oben, nachdem sich die Importeure reihenweise aufstellen, um jeglichen Weizen, den sie kriegen können, zu kaufen. Die weltweiten Bestände gehen in Richtung eines 26-jährigen Tiefstwerts.