Im Blickpunkt Industriemetalle: Was wäre, wenn doch….?


Chinas Wirtschaft immer offener
Chinas Wirtschaft hat sich im Zuge des Aufschwungs dem Ausland weit geöffnet: Die Exportquote – also der Anteil der Exporte gemessen am Bruttoinlandsprodukt – ist binnen fünf Jahren von 22% auf 40% gestiegen. Zwar ist der Anteil der Textilien und Bekleidung mit über 20% noch immer immens. Aber die Exportstruktur hat sich deutlich in Richtung technischer Güter verschoben, für die ein Teil des Rohstoffbedarfs verwendet wird. Darüber hinaus ist China bei einigen Industriemetallen Nettoexporteur: So hat China der Welt beispielsweise Aluminium und Blei zur Verfügung gestellt. China ist damit für externe Schocks merklich anfälliger geworden, was sich auch in einer Abkühlung der Rohstoffnachfrage niederschlagen dürfte.

Enge Verzahnung der Märkte über spekulatives Interesse
Darüber hinaus ist das höhere Engagement der Finanzmarktteilnehmer an den Metallmärkten zu beachten. Wie wir in unserer jüngsten Ausgabe des Rohstoff-Bulletins bereits ausgeführt haben, entfällt nach einer Studie der FSA mehr als 85% des Handelsvolumens an der London Metal Exchange (LME) auf Hedge- bzw. Indexfonds. Auch in der jüngsten Finanzmarktkrise zeigte sich, dass die Entwicklungen an der Metallmärkten im engen Verbund mit den übrigen Finanzmärkten stehen. Die erhöhte Risikoaversion führte auch zu deutlichen Abgaben an den Metallmärkten (Grafik 25). Im Einklang mit den Aktienmärkten gaben der S&P GSCI Industriemetallindex in der Krise rund 20% ab. Sofern eine Rezession in den USA zu Kursrückgängen an den Aktienmärkten führt, wäre deshalb auch mit fallenden Preisen an Metallmärkten zu rechnen.

Entkoppelung der Tendenzen unwahrscheinlich
Alles in allem bleibt festzuhalten, dass eine US-Rezession u.E. trotz der gestiegenen Bedeutung Chinas auch zu einer Korrektur an den Metallmärkten führen dürfte. Die Preise dürften aber dank der strukturellen Wachstumsregionen ein im historischen Vergleich hohes Niveau halten. Und außerdem bleibt noch ein Trost: die Wahrscheinlichkeit einer Rezession in den USA beziffern unsere Volkswirte noch immer auf lediglich 30%.
© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst
Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets
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