Kongo: Das Land der unbegrenzten Möglichkeiten?

Natürlich gibt es viel zu verbessern, gerade in den ländlichen Regionen. Hier setzen wir auf die Hilfe unserer internationalen Partner, aber auch auf unsere eigenen Fähigkeiten und Bemühungen. Ich glaube aber, dass die Deutschen wissen sollten, dass hier genügend gebildete und ausgebildete Manpower für Projekte zur Verfügung steht.
EMFIS: Was würden Sie meinen, wären für ambitionierte und risikofreudige Investoren in Ihrem Land die idealen Felder?
Clementine Shakembo Kamanga: Mir fallen da spontan fünf Gebiete ein, und zwar die Energiewirtschaft, die Landwirtschaft, der Transportsektor, der Spezialtourismus und der Bildungssektor.
EMFIS: Könnten Sie das näher erläutern?
Clementine Shakembo Kamanga: Alle Welt spricht von dem Gigantprojekt “Desertec“ - die Sonnenkraftwerke in der Wüste zur Stromerzeugung für Europa. Wir haben den Kongo, einen der wasserreichsten Flüsse der Welt. Der Kongo treibt die Turbinen eines Wasserkraftwerkes in Inga an. Pläne für den Ausbau Inga 3 und Inga 4 liegen seit ein paar Jahren vor. Mit der Kraft des Kongo-Stroms könnte man ganz Zentralafrika mit ökologisch einwandfreiem Strom versorgen, und damit einen Strommarkt von mehr als 300 Millionen Menschen. Dies ist sicher ein Großprojekt, aber gemessen an den Kosten für Desertec sind die Investitionskosten sehr gering.
Unsere Landwirtschaft bedarf dringend einer Modernisierung. Das ist eine Chance für Landwirte aus Europa. Unser Staat, soweit er Eigentümer ist, stellt das Land auf Erbpacht zu Verfügung, immer auf 30 Jahre mit Verlängerung. Natürlich können die Unternehmer auch Land von privat kaufen. Wäre es nicht reizvoll für einen unternehmerisch denkenden Landwirt, ein Gut von 5000 Hektar zu betrieben? Der Boden ist fruchtbar, die Niederschläge ausreichend und die Märkte liegen vor der Tür.
Auch im Transportbereich lassen sich Vermögen machen. Wenn die Straße von Kinshasa nach Kisangani fertig ist, dann sind das 1500 Kilometer. Und die Menschen im Osten brauchen die Güter, die im Westen im Seehafen Banana angelandet werden. Das kann entweder mit dem LKW oder mit Frachtschiffen erfolgen. Der Kongo ist schiffbar ab Kinshasa stromaufwärts - ein riesiger Markt mit enormen Wachstumschancen.
Auch im Spezialtourismus lässt sich Geld verdienen, wir haben viel Natur und eine unberührte Pflanzen- und Tierwelt. Das sind lohnende Ziele für den individuellen Reisenden.
Bei der Bildung geht es natürlich nicht so sehr ums Geldverdienen, sondern um die Zusammenarbeit auf vielen Gebieten der Wissenschaft. Freilich kann die Grundlagen- und Spezialforschung in den afrikanischen Tropen vielleicht auch eine Basis für zukünftige Geschäfte sein.
EMFIS: Und wie sieht es mit Rohstoffen aus?
Clementine Shakembo Kamanga: Natürlich gibt es auch die. Noch lange sind nicht alle Vorkommen an Gold, Diamanten Öl oder seltenen Erden bekannt, geschwiege denn ausgebeutet. Auch hier eröffnet sich für Investoren ein riesiges Feld.
EMFIS: Muss man Angst um seine Gesundheit haben, wenn man den Kongo besucht?
Clementine Shakembo Kamanga: Die Demokratische Republik Kongo ist ein tropisches Land. Natürlich haben wir mit Abstand nicht die medizinische Versorgung, die Sie hier in Europa gewöhnt sind. Es gibt die bekannten Tropenkrankheiten. Aber als Europäer kann man sich doch entsprechend schützen, und sich impfen lassen nach den Empfehlungen der WHO.
EMFIS: Also gibt es für Investoren interessante Ansätze?
Clementine Shakembo Kamanga: Ja, kommen Sie uns besuchen; Sie werden keines der üblichen Vorurteile bestätigt finden. In Afrika ist die Demokratische Republik Kongo das Land der unbegrenzten Möglichkeiten.
EMFIS: Exzellenz, wir danken Ihnen für dieses Gespräch.
Die Demokratische Republik Kongo ist nach dem Sudan und Algerien das flächenmäßig drittgrößte Land Afrikas. Im Gegensatz zu den beiden anderen Ländern gibt es dort aber keine Wüsten; das Land ist sehr wasserreich. Die Fläche des Staatsgebiets ist mehr als sechsmal so groß wie Deutschland; die West-Ost-Ausdehnung beträgt 1900 Kilometer und die Nord-Süd-Ausdehnung sogar 2100 Kilometer. Auf Europa projiziert, würde das Land von der Nordspitze Dänemarks bis nach Palermo, und vom ehemaligen Ostpreußen bis nach Galizien in Westspanien reichen.
Die Demokratische Republik Kongo war bis 1960 belgische Kolonie. Zu unterscheiden ist der Nachbarstaat, die Republik Kongo - früher eine französische Kolonie, auch Kongo-Brazzaville genannt. Das Staatsgebiet der Republik Kongo umfasst nur rund 15 Prozent der Demokratischen Republik Kongo.
Die Währung des Landes ist der Kongolesische Franc (CFR), der zum US-Dollar referenziert ist. Das Bankensystem ist flächendeckend ausgebaut.