Energie: OPEC im Blickfeld


Am 11. September trifft sich die OPEC in Wien zu ihrer 145. ordentlichen Konferenz. Im Vorfeld sind die OPECOffiziellen nicht müde geworden, zu betonen, dass sie keine Knappheiten am Ölmarkt erkennen können. Die Priese sprechen jedoch eine andere Sprache. Immerhin liegt der Ölpreis aktuell rund 15 US-Dollar höher als zum Zeitpunkt des letzten Treffens Mitte März.

Sollte die OPEC die aktuellen Förderquoten unverändert lassen, was momentan sehr wahrscheinlich ist, könnte dies kurzfristig durchaus der entscheidende Impuls sein, die Ölpreise auf neue All-Time-Highs klettern zu lassen. Aber auch die langsam auf Touren kommende US-Hurrikan-Saison spricht für weiter steigende Preise. Offensichtlich sehen dies auch die Spekulanten an der NYMEX so. Nachdem die Netto-Long-Position aufgrund der Turbulenzen um die maroden US-Immobilien vier Wochen in Folge rückläufig war, hat sich diese Kennzahl in der ersten September-Woche auf gut 50.000 Kontrakte wieder verdoppelt. Sollten weitere Spekulanten auf den Zug aufspringen, könnte von dieser Seite der Ölpreis deutlich gestützt werden - immerhin ist der Weg bis zum Rekordstand von Ende Juli, der bei über 127.000 Netto-Long-Kontrakten lag, noch weit.

Erdgas und Benzin vor dem Comeback?
Im Schlepptau der neuerlichen Hausse beim Öl haben auch die Preise von Heizöl entsprechend angezogen. Benzin und Erdgas sind jedoch ausgeschert. Insbesondere bei Erdgas ist die Schere zum Ölpreis in den letzten drei Monaten extrem auseinander gegangen. Sehr hohe Lagerbestände drücken hier auf den Preis. Ein Preissprung nach oben scheint aber momentan nicht unwahrscheinlich. Zum einen könnte die Hurrikan- Saison den entscheidenden Impuls geben. Im Golf von Mexiko sind immerhin 13% der US-Erdgasproduktion angesiedelt. Auch eine Änderung beim Sentiment der Spekulanten könnte den Preis in Bewegung bringen, denn an der NYMEX liegt die Zahl der Short- Spekulanten weiterhin auf Rekordniveau. Bei Benzin ist das spekulative Moment weniger ausgeprägt. Hier hat jedoch das Ende der Driving Season in der ersten Septemberwoche die Preise belastet. Typischerweise geht die Benzinnachfrage vom Sommer zum Herbst um rund 5% zurück. In Anbetracht des unverändert maroden Zustands der US-Raffinerien sowie den extrem niedrigen Benzinvorräten in den USA ist die Wahrscheinlichkeit aber relativ hoch, dass der Benzinpreis im Verhältnis zum Ölpreis in den kommenden Wochen wieder aufholen kann.

© Dr. Frank Schallenberger
Commodity Analyst
Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart
Diese Publikation beruht auf von uns nicht überprüfbaren, allgemein zugänglichen Quellen, die wir für zuverlässig halten, für deren Richtigkeit und Vollständigkeit wir jedoch keine Gewähr übernehmen können. Sie gibt unsere unverbindliche Auffassung über den Markt und die Produkte zum Zeitpunkt des Redaktionsschlusses wieder, ungeachtet etwaiger Eigenbestände in diesen Produkten. Diese Publikation ersetzt nicht die persönliche Beratung. Sie dient nur zu Informationszwecken und gilt nicht als Angebot oder Aufforderung zum Kauf oder Verkauf. Für weitere zeitnähere Informationen über konkrete Anlagemöglichkeiten und zum Zwecke einer individuellen Anlageberatung wenden Sie sich bitte an Ihren Anlageberater.