Tiberius Rohstoff-Research: Marktkommentar November 2010

Im November zeigten sich die Kapitalmärkte von ihrer volatilen Seite. Die Aktien- und Rohstoffnotierungen waren bereits im Vorfeld der US-Notenbanksitzung am 2./3. November deutlich angestiegen. Der Beschluss der Fed, ihre Politik der quantitativen Lockerung fortzusetzen und zu diesem Zwecke amerikanische Staatsanleihen in Höhe von 600 Mrd. US-Dollar bis Ende des zweiten Quartals 2011 aufzukaufen, sorgte in der darauf folgenden Woche für weitere Gewinne. Im zweiten Monatsdrittel kam es jedoch, wie von uns vermutet, zu einer heftigen Korrektur, bevor die letzten zehn Novembertage kaum noch Kursbewegungen brachten.
Bei den Währungen zeigte der US-Dollar wieder deutliche Stärke, gewann gegenüber dem Euro etwa 10 US-Cents dazu und schloss den Monat knapp unter der Marke von 1,30 US-Dollar/Euro ab. Hierfür verantwortlich war, dass die Angst vor einem Dollar-Kollaps aufgrund der expansiven Geld- und Fiskalpolitik der USA erneut abrupt in eine Furcht vor einem Auseinanderbrechen der Eurozone umschlug. Die Probleme in den sogenannten “PIGS-Staaten“ traten hier wieder in den Vordergrund. Und auch gegenüber dem Japanischen Yen konnte der US-Dollar leicht hinzugewinnen. Auf globaler Ebene zeigten sich Frühindikatoren der Konjunktur, wie bspw. die Einkaufsmanagerindizes, weiterhin robust, so dass wir von einer anhaltend freundlichen Wirtschaftsentwicklung ausgehen.
Vor diesem makroökonomischen Hintergrund schlossen die großen Rohstoffindizes den Berichtszeitraum nahezu unverändert ab. An der Spitze lag der S&P Goldman Sachs Commodity Index (GSCI) mit einem leichten Plus von +0,7%, während der Dow Jones UBS Commodity Index (DJUBS) einen minimalen Verlust von -0,1% in Kauf nehmen musste. Der Rogers International Commodity Index (RICI) gab etwa -0,4% nach. Trotz dieser geringen Veränderungen auf Monatsbasis waren die täglichen Schwankungen im November besonders hoch. Von den Top 5 der Kursanstiege des DJUBS-Index im Jahr 2010, ereigneten sich drei seit unserem letzten Marktkommentar, zwei davon im November sowie am 1. Dezember. Noch auffälliger ist es jedoch bei den Kursverlusten. Mit -3,86% und -3,84% belegten der 12. bzw. der 16. November unangefochten die (zweifelhaften) Spitzenplätze, weit vor dem 29. Juni mit -2,65%.

Aus unserer Sicht spiegeln diese Kursausschläge mehrere Dinge wider. Zum einen sind die Marktteilnehmer weiterhin äußerst verunsichert bzgl. der weiteren gesamtwirtschaftlichen Entwicklung und schwanken deshalb zwischen Euphorie und Panik. Darüber hinaus konnten viele Marktteilnehmer im Jahr 2010 ordentliche Gewinne verbuchen, die sie nun nicht mehr abgeben wollen und daher ihre Stop Loss-Marken nachziehen. Da diese oft bei vielbeachteten technischen Marken liegen, kommt es zu regelrechten Verkaufswellen, wenn diese durchbrochen werden. Und letztlich waren einzelne Rohstoffmärkte zu weit in eine Richtung gelaufen, so dass Korrekturen notwendig waren. So stieg Baumwolle zunächst um nochmals 25% auf über 157 US-Cents je Pfund an, nur um diese Gewinne bis zum Monatsende wieder vollständig abzugeben.
Aber auch die anderen Agrarmärkte korrigierten teils deutlich. So wurde Zucker nach dem Abprallen am langfristigen technischen Widerstand bei etwa 33 US-Cents je Pfund durch Gewinnmitnahmen innerhalb von zwei Tagen auf unter 26 US-Cents je Pfund abverkauft. Zu den relativen Verlierern gehörten auch Mais (-8,3%) und Weizen (-8,9%), während sich die Sojabohnen (+0,6%) aufgrund der weiterhin starken Nachfrage deutlich besser halten konnten.
Bei den Industriemetallen kam es ebenso zu stark unterschiedlichen Kursbewegungen. Hier lag die Spanne zwischen Kupfer (+0,8%) und Zink (-15,6%), wobei festzuhalten bleibt, dass die Industriemetalle weiterhin sehr sensitiv auf Bewegungen am Aktienmarkt und Nachrichten aus China reagieren. Vor allem die zweimalige Anhebung der Mindestreservesätze durch die chinesische Notenbank dämpfte die Anlegerstimmung, da diese ein Vorbote für eine etwas restriktivere zukünftige Geldpolitik sein dürfte.
Den kompletten Marktkommentar Juni 2010 können Sie hier downloaden.
© Tiberius Rohstoff-Research
Stuttgart, den 09.12.2010