Erdgaspreis gibt kräftig nach - mittelfristig ist aber Platz nach oben


Der Preisrückgang war in den vergangenen Wochen bei Erdgas besonders stark ausgeprägt. Zum einen haben die Spekulanten ihre Netto-Short-Positionen deutlich ausgebaut und damit den Gaspreis gedrückt. Zugleich stieg die Volatilität von dem bereits überdurchschnittlich hohen Niveau nochmals kräftig an und liegt mit mehr als 60% weit oben auf der Skala im Vergleich mit anderen Rohstoffen.

Zur Verunsicherung haben jüngst auch die Hurrikans im Golf von Mexiko beigetragen, denn ein Fünftel der US-Gasproduktion liegt in dieser Region. Zum anderen wirkte in den milden Sommermonaten der nur moderate Elektrizitätsbedarf in den USA eher preisdämpfend. Dies zeigt sich auch an den überdurchschnittlich stark gefüllten US-Erdgaslagern, die jedoch im Vergleich zum Rohöl eine viel geringere Reichweite haben.

2. Fundamentale Faktoren
Erdgas ist nach Erdöl die zweitwichtigste Energiequelle. Es werden knapp 24% des weltweiten Energiebedarfs durch Erdgas gedeckt - Tendenz steigend. Die USA, Russland und Deutschland sind die wichtigsten Erdgaskonsumentenländer und sind zusammen für ca. 42% des weltweiten Erdgaskonsums verantwortlich. Dieser stieg im Jahr 2006 um 2,5% an. Die bedeutendsten Erdgasförderländer sind Russland, USA und Kanada. Die Produktion expandierte im Jahr 2006 weltweit um 3,0%. Die wichtigsten Einsatzgebiete von Erdgas in den USA sind der industrielle Verbrauch zur Erzeugung von Prozesswärme (46%), der Erdgasverbrauch von Kraftwerken zur Stromerzeugung (24%) sowie der Konsum von privaten Haushalten vor allem zum Heizen (22%). Letzteres verleiht der Erdgasnachfrage und der Preisentwicklung eine starke saisonale Komponente.

3. Unsere Prognose
Die Zeichen stehen für moderat steigende Erdgaspreise, aber mit anhaltend hoher Volatilität. Der Winter rückt mit entsprechendem Heizbedarf näher, und auch die Spekulanten dürften demnächst ihre Netto-Short-Positionen reduzieren. Wir sehen den US-Erdgaspreis am Ende des Jahres im Bereich von 7,50 US-Dollar pro MMBtu. Das Risiko von US-Produktionsausfällen durch die noch bis November anhaltende Hurrikansaison im Golf von Mexiko ist hoch.

© Dr. Dora Borbély
Commodity Analyst
Quelle: Makro-Research: Volkswirtschaft Rohstoffe, DekaBank
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