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Seltene Erden: Drohen Versorgungsengpässe?

12.11.2010  |  Eugen Weinberg (Commerzbank)
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Alternative Quellen zur chinesischen Produktion bleiben auf kurz- bis mittelfristige Sicht rar. Nennenswerte neue Mengen kommen frühestens 2012/13 aus Australien und den USA auf den Markt. In Australien soll die Produktion im nächsten Jahr in der Mount Weld-Mine mit zunächst 11 Tsd. Tonnen aufgenommen und bis Anfang 2013 ungefähr verdoppelt werden. Ebenfalls auf dem fünften Kontinent wird die Inbetriebnahme des Whyalla-Minenkomplexes ab 2013 mit rund 20 Tsd. Tonnen geplant.

In den USA soll die ehemals stillgelegte Mountain Pass-Mine wieder eröffnet und bis Ende 2012 auch dort 20 Tsd. Tonnen Seltene Erden produziert werden. Aufgrund von Umweltschutzauflagen und dem Wettbewerb chinesischer Anbieter wurde diese Mine 2002 geschlossen, nachdem dort 22 Jahre lang Seltene Erden gefördert wurden. Die Erschließung weiterer wesentlicher Vorkommen liegt in ferner Zukunft und es ist fraglich, ob einige Unternehmen, die zukünftig Seltene Erden produzieren wollen, etwa aufgrund von Finanzierungsschwierigkeiten überhaupt die Produktion aufnehmen können.

Selbst inklusive der neuen Produktion dürften die Mengen nicht ausreichen, um die Nachfrage zu decken, ohne dass es zu deutlichen Preissteigerungen kommt. Das australische Unternehmen Lynas Corp schätzt, dass die globale Nachfrage bis 2014 jährlich um 9% auf 190 Tsd. Tonnen steigen wird. Das Angebot soll sich auf “nur“ 170 Tsd. Tonnen erhöhen, womit der Markt ein Defizit von 20 Tsd. Tonnen aufweisen würde (Grafik 5). Auch darüber hinaus dürfte das Angebot nur schwer in der Lage sein, die Nachfrage zu decken. Die neu gegründete Deutsche Rohstoffagentur schätzt, dass es sogar bis zu einem Jahrzehnt dauern könnte, bis eine ausreichende Versorgung hergestellt sei.

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Auf die Abnehmerländer kommt daher die Herausforderung zu, sich das benötigte Material in ausreichenden Mengen zu sichern. Unterstützung in diesen Bemühungen wird von der Politik gefordert und offensichtlich auch gewährt. Das deutsche Wirtschaftsministerium etwa hat seine Bereitschaft erklärt, die Industrie zu unterstützen. Dies könnte zum Beispiel über Finanzhilfen erfolgen. Allerdings wurde auch deutlich gemacht, dass es grundsätzlich Aufgabe der Unternehmen ist, Vorsorge zu treffen und sich an der Erschließung und Ausbeutung neuer Rohstoffvorkommen zu beteiligen.

Unabhängig davon plant das Ministerium, strategische Partnerschaften zur Sicherung der Rohstoffversorge mit Ländern wie zum Beispiel der Mongolei, Kasachstan und Chile einzugehen. Darüber hinaus wird dem Recycling von Seltenen Erden zukünftig eine große Bedeutung zukommen. Allerdings sind viele Anwendungen entweder zu langlebig oder noch zu neu, so dass noch keine Wiedergewinnung möglich ist. Zudem ist das Recycling selbst auf dem aktuell hohen Preisniveau noch unwirtschaftlich.

Selbst wenn China angesichts des aktuell hohen internationalen Drucks seine Haltung noch etwas aufweichen könnte, dürfte sich das Angebot an Seltenen Erden weiter verringern. Verzögerungen bei der Inbetriebnahme der geplanten Projekte könnte die Situation am Markt zusätzlich verschärfen. Da noch Jahre vergehen dürften bis das Angebot die Nachfrage auf globaler Ebene befriedigen kann, ist davon auszugehen, dass die Preise für Seltene Erden trotz ihres schon erfolgten Höhenfluges kurz- bis mittelfristig weiter spürbar zulegen werden. Auch Versorgungsengpässe können keinesfalls ausgeschlossen werden.

Auf einen Blick

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