China oder die USA: Wer macht das Rennen um die Ölsande?


Seit vielen Wochen spielt sich im Golf von Mexiko ein Drama ab. Seit dem Untergang einer Ölbohrinsel haben sich aus der Quelle gigantische Mengen Öl ins Meer ergossen und richten riesige Schäden insbesondere für die Umwelt an. Die Katastrophe hat massive Auswirkungen, die nicht nur die US-Ölindustrie mit dem mehrmonatigen Bohrverbot vor den Küsten der USA betreffen. Weiter nördlich macht man sich in Kanada vor allem bei den Ölsandförderern Hoffnungen, dass man zu den - wenigen - Gewinnern der Ölpest zählen kann.
Nachdem Kanadas Ölsandindustrie zunächst boomte, setzte die Finanzkrise den hohen Wachstumsraten erst einmal ein Ende. Die vor allem in der zweiten Jahreshälfte 2008 dramatisch zurückgehenden Barrel-Notierungen brachten die Branche in Schwierigkeiten und die operativen Tätigkeiten unter Druck. In den betreffenden Gebieten Kanadas kam es zu einem deutlichen Anstieg der Arbeitslosigkeit.
Mit der 2009 einsetzenden Erholung des Rohölpreises dreht sich dieses Verhältnis langsam wieder. Experten gehen davon aus, dass die Ölförderung aus den "oil sands" Kanadas in den kommenden Jahren deutlich klettern wird. Die 2009er-Förderung von etwa 1,3 Millionen Barrel soll sich innerhalb von 15 Jahren beinahe verdreifachen.
Dabei spielt die Ölnachfrage aus den USA eine entscheidende Rolle. Der südliche Nachbar Kanadas ist der wichtigste Importeur des Öls, das aus den Ölsanden gewonnen wird. Und mit dem Rückschlag, den die Offshore-Industrie durch das BP-Desaster verzeichnet, könnte sich ein Nachschubproblem für die Weltmacht ergeben. Früher oder später, davon gehen Experten fest aus, wird das Land vor dem Problem stehen, woher man den Ölbedarf decken kann - allen Beteuerungen von US-Präsident Barack Obama zum Trotz, regenerative Energien zu fördern.
Spätestens dann könnte die Stunde für die kanadische Ölsand-Industrie gekommen sein, wenn nicht bereits vorher China seinen immer größeren Öldurst auch mit den Förderaktivitäten im Athabasca-Becken der kanadischen Provinz Alberta stillen wird. Schon heute haben sich chinesische Investoren Anteile an Ölsand-Projekten in Kanada gesichert. So ist zum Beispiel Sinopec (WKN: A0M4Y5) unter anderem bei Syncrude eingestiegen. Petrochina (WKN: A0M4YQ) hat andere Projekte mehrheitlich übernommen.
Doch Experten warnen vor den unübersehbar vorhandenen Risiken. Die Ölsand-Förderung steht vor allem aufgrund ihrer Auswirkungen für die Umwelt in der Kritik. Auch wenn die Branche sich gegen die Vorwürfe vor allem von Umweltschützern wehrt, dürften Politiker nur mit äußerster Vorsicht die Projekte unterstützen - der Druck der Öffentlichkeit ist groß, vor allem seitdem Medienberichte die Umweltfolgen anschaulich thematisiert haben.