Industriemetalle: Streiks, Lagerabbau und Fusionsfieber


Die Notierungen der meisten Basismetalle zogen in der vergangenen Handelswoche weiter an. Einzig Nickel setzte die Talfahrt der letzten Monate unvermindert fort. Ansonsten zeigten sich die Metallmärkte nahezu ungerührt von den Turbulenzen zu Wochenbeginn, als Aktien- und Rentenmärkte stark unter dem Eindruck der US-Subprime Mortgage-Krise standen.

Kupferpreis von Arbeitskämpfen getrieben
Der Kupferpreis rückt immer näher an die Höchststände vom vergangenen Mai heran. Vor dem Hintergrund der Arbeitsniederlegungen in einigen der größten Kupferminen der Welt legte Kupfer an der Comex bis Donnerstag an acht aufeinanderfolgenden Handelstagen zu. Die Abnahme der LME-Kupferbestände hält nun schon 14 Tage an. Dagegen verschaffte die Veröffentlichung der vorläufigen Kupferimportdaten Chinas (Juni: -4% M/M) und das Ende des Tarifkonflikts bei Codelco dem Kupferpreis zum Wochenschluß wieder etwas Luft.

Blei eilt von Rekord zu Rekord
Der Preis für das Schwermetall Blei markiert beinahe täglich ein neues Allzeithoch. Gemessen am 3M Kontrakt ist der Bleipreis in diesem Jahr bereits um 80% gestiegen und ist damit erstmals höher als der Aluminiumpreis. Haupttreiber der Bleipreise ist der Boom in der chinesischen Autoindustrie. 80% des gesamten Bleiverbrauchs stammt aus der Verwendung in (Auto-)batterien. Der immer rasantere Preiszuwachs der letzten Wochen ähnelt jedoch stark den spekulativen Übertreibungen am Nickelmarkt. Nimmt man die historische Aluminium-Blei-Relation zum Maßstab, befinden sich die Bleipreise aktuell im "Niemandsland".

Streik in der drittgrößten Kupfermine beendet
Der Tarifstreit zwischen dem chilenischen Konzern Codelco und den Vertragsarbeitern der Collahuasimine konnte am Freitag beigelegt werden. Dabei umfasst die Einigung nach Konzernangaben eine 4%-ige (reale!) Lohnerhöhung sowie einmalige Bonuszahlungen von 17.000 USD, bei einer Laufzeit von 40 Monaten.
Konzentration im Bergbausektor schreitet voran
Mit einem Angebot von 38 Mrd. USD steigt der Bergbaukonzern Rio Tinto in den Übernahmepoker um den Aluminiumproduzenten Alcan ein. Die Offerte liegt damit um rund 9 Mrd. USD über der des Rivalen Alcoa. Damit hält der Trend zur Konzentration im Rohstoff und insbes. im Aluminiumsektor an. Schon jetzt ist die Marktmacht der fünf größten Aluminiumproduzenten der Welt (Marktanteil rd. 50%) höher als das der 12 OPEC-Mitglieder (ca. 40%) im Ölmarkt.
© Sven Streitmayer
Commodity Analyst
Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart
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