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Blei: Wann kommt die Korrektur?

26.06.2009  |  Marc Nitzsche (Rohstoff-Trader)
In der zweiten Jahreshälfte 2008 gerieten die Blei-Notierungen richtiggehend “unter die Räder“. So gesehen ist es doch etwas erstaunlich, dass das Schwermetall im laufenden Jahr zum Top-Performer im Industriemetall-Sektor “mutierte“. Nicht wenige Analysten sprechen daher bereits von einer neuen Blei-Hausse mit Kurszielen im Bereich der alten Höchststände. Bei einer nüchternen Betrachtung der Fakten stellt sich die Lage jedoch etwas anders dar und es sollte eigentlich nur eine Frage der Zeit sein, wann der Rohstoff eine deutliche Abwärts-Korrektur erfährt.


Hoffen auf den Konjunktur-Aufschwung

Denn letztlich spiegelt der starke Kursanstieg der vergangenen Monate lediglich die Hoffnung einiger Investoren wider, dass sich die globale Konjunktur recht kurzfristig signifikant erholt. Verwendung findet das giftige Metall vornehmlich in Auto-Batterien sowie der chemischen Industrie. Insofern lässt sich nicht abstreiten, dass die Nachfrage nach Blei in wirtschaftlich starken Phasen erkennbar zunimmt. Derzeit jedoch sind wir von einer solchen Phase ungeachtet diverser auf eine Erholung hindeutenden Früh-Indikatoren noch meilenweit entfernt. Und auch wenn Hoffnung prinzipiell sicherlich eine prima Sache ist, dürften Investoren gut damit beraten sein, sich die harten Fakten anzusehen, bevor sie voreilig Long-Positionen in dem außerordentlich engen Markt aufbauen.


Massiver Anstieg der Lagerbestände

In diesem Zusammenhang spielen die Blei-Lagerbestände eine entscheidende Rolle. Diesbezüglich bleibt festzuhalten, dass sich die Vorräte an der London Metal Exchange seit Dezember 2008 von unter 45.000 auf aktuell über 80.000 Tonnen fast verdoppelt haben. Unter fundamentalen Gesichtspunkten ist die Blei-Rallye also nicht wirklich gerechtfertigt. Wir halten es für recht wahrscheinlich, dass die Notierungen von kapitalstarken Playern - ähnlich wie vor einiger Zeit bei Nickel - bewusst nach oben getrieben werden. Märkte mit vergleichsweise geringen Umsätzen eignen sich für dieses Spiel nämlich grundsätzlich sehr gut. Über kurz oder lang allerdings kommt bei einer derartigen auf Sand gebauten Hausse notwendigerweise das “böse Erwachen“. So war es bei Nickel und so könnte es auch bei Blei laufen. Sollte sich nämlich die Erwartung, dass sich das derzeitige Überangebot in Bälde in Angebotsengpässe verwandelt, nicht erfüllen, wird es mit den Kursen kräftig abwärts gehen.

Erschwerend kommt hinzu, dass Blei wegen seiner hochgradig toxischen Wirkung ziemlich unpopulär ist. Wo immer es geht, wird versucht, das Metall zu substituieren. Das mag zur Stunde in einigen Bereich noch nicht gelingen. Auf längere Sicht ist aber nicht auszuschließen, dass die Nachfrage unter diesem Aspekt zurückgeht. Wie dem auch sei: Wer gegenwärtig noch auf steigende Bleipreise spekuliert, muss sich im Klaren darüber sein, dass er sich damit gegen die momentane Angebot/Nachfrage-Situation stellt und so etwas ist in jedem Fall nicht ungefährlich.


Charttechnisch angeschlagen

Darüber hinaus deutet mittlerweile auch die Charttechnik auf eine demnächst anstehende Trendwende nach unten hin. Zwar ist die Aufwärtsbewegung seit Ende letzten Jahres (noch) intakt, aber der Abprall an dem wichtigen Widerstand bei 1.800 US-Dollar lässt nichts Gutes vermuten. Die jüngsten Rücksetzer haben dazu geführt, dass Indikatoren wie der MACD, die Stochastik und der RSI ein Verkaufssignal generieren. Sollte der Bleibpreis im Zuge der bereits angelaufenen Korrektur die Unterstützung bei 1.600 US-Dollar nicht halten können (wovon wir mit einer hohen Wahrscheinlichkeit ausgehen), drohen Anschlussverkäufe bis 1.300 oder gar 1.200 US-Dollar. Long-Engagements sollte man daher aktuell meiden wie der Teufel das Weihwasser. Unter 1.600 US-Dollar kann man sich stattdessen eher einen Einstieg auf der “kurzen“ Seite überlegen.


© Marc Nitzsche
Chefredakteur Rohstoff-Trader







Marc Nitzsche ist Chefredakteur des Rohstoff-Trader Börsenbriefs. Der Börsenbrief ist ein Spezialist für Rohstoffe und bietet konkrete Kaufempfehlungen mit Analysen und Kursprognosen. Mehr Infos unter finden sie auf der Website: www.Rohstoff-Trader.de
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