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Energie: Die Volatilität bei WTI und welche Rolle Cushing und die Fonds dabei spielen

09.03.2009  |  Eugen Weinberg
Seit Jahresbeginn entwickelt sich der Preis für WTI äußerst volatil. Dies gilt sowohl im historischen Vergleich als auch relativ zu anderen Referenz-Rohölsorten wie etwa Brent. Nach unserer Einschätzung basiert die Volatilität der WTI-Kontrakte auf zwei voneinander unabhängigen Faktoren: 1) Infrastrukturprobleme in Cushing, Oklahoma, und 2) das derzeit rapide Wachstum bei ETFs (Exchange Traded Funds), die Long-Positionen ausschließlich in den Ein-Monats-Ölterminkontrakten vorsehen. Nachfolgend beleuchten wir diese Themen und zeigen auf, wie sich die zunehmende Unzuverlässigkeit des WTI-Preises als Indikator für den globalen Ölmarkt abmildern lässt.


WTI: Relative Schwäche und Volatilität

US-Öl der Marke West Texas Intermediate (WTI) wird an der New York Mercantile Exchange (NYMEX) gehandelt und ist seit Jahrzehnten das wichtigste Referenz-Rohöl an den globalen Ölmärkten. Die Preise vieler anderer Rohölarten werden als Differenz zum WTI-Preis ausgewiesen. Der WTI-Kontrakt bezieht sich auf den Lieferpunkt Cushing in Oklahoma. Die abgelegene Lage im Mittleren Westen der USA hat zur Folge, dass die Preisbildung von WTI gelegentlich – aufgrund logistischer Probleme in Cushing – von den international gehandelten Rohölsorten abweicht. Cushing war als Lieferpunkt für die Kontrakte ausgewählt worden, da es sich an zentraler Stelle einer großen Rohölpipeline und der Infrastruktur für die Speicherung befindet.

WTI steht für eine Mischung verschiedener einheimischer Rohöltypen vergleichbarer Qualität. Das durchschnittliche Produktionsvolumen ist von etwa 1,3 Mio Barrel pro Tag beim Start der NYMEX-Kontrakte 1983 auf nunmehr 300 Tsd Barrel pro Tag gesunken. Seit Jahresbeginn entwickelt sich der Preis für WTI äußerst volatil. Dies gilt sowohl im historischen Vergleich als auch relativ zu anderen Referenz-Rohölmarken wie etwa Brent. Nach unserer Einschätzung basiert die Volatilität der WTI-Kontrakte auf zwei voneinander unabhängigen Faktoren:

• Erstens haben logistische Probleme in Cushing zu einem Lagerverhalten geführt, das nicht typisch für die USA im Großen und Ganzen ist. Als Folge zeigt WTI gegenüber anderen Rohöltypen Schwäche.

• Zweitens hat das rapide Wachstum bei den ETFs (Exchange Traded Funds), deren Struktur fortgesetzte Long-Positionen in Öl-Futures-Kontrakten vorsieht und deren Positionen im Ein-Monats-Kontrakt gemäß eines starren und allgemein bekannten Zeitplans vor ihrer Fälligkeit auf den nächsten Monatskontrakt gerollt werden, dazu geführt, dass die Händler das entsprechende Verhalten antizipieren. Die Folge ist eine erhöhte Volatilität bei den Spreads zwischen den verschiedenen Laufzeiten der WTI-Futurekontrakte und auch bei den Preisabständen zwischen WTI und den anderen Referenz-Rohölsorten.

Nachfolgend beleuchten wir diese Themen und zeigen auf, wie sich die zunehmende Unzuverlässigkeit des WTI-Preises als Indikator für den globalen Ölmarkt abmildern lässt. Zunächst aber verdeutlichen die beiden folgenden Grafiken, in welchem Ausmaß die Volatilität der Preisdifferenz zwischen den Ein- und Zwei-Monats-Kontrakten sowie beim Preisabstand zwischen WTI und Brent zugenommen hat.

• Aus der Grafik unten links geht hervor, dass die Contango-Struktur steiler geworden ist, denn die Preisdifferenz zwischen dem Zwei-Monats- und dem Ein-Monats-Terminkontrakt hat sich deutlich erhöht. Bei Brent war dies nicht im gleichen Ausmaß zu beobachten. Die Lagerbestandssituation in Cushing ist möglicherweise eine Erklärung für das Ausmaß, nicht aber für den deutlichen Anstieg der Volatilität des Contango, vor allem bei Fälligkeit der Kontrakte.

• In der Grafik unten rechts ist die Differenz zwischen WTI und Brent für die Ein- und Zwei-Monats-Kontrakte dargestellt. Bei dieser Datenreihe ist mit Volatilität zu rechnen, zumal die WTI- und Brent-Kontrakte zu unterschiedlichen Zeitpunkten innerhalb des Monats auslaufen. Drei Punkte sind jedoch zu beachten. Erstens ist die Prämie von WTI gegenüber Brent seit Oktober 2008 tendenziell rückläufig, zweitens nimmt die Volatilität zum Fälligkeitstermin hin zu, und drittens ist die Volatilität der Differenz beim Ein-Monats-Kontrakt größer als beim Zwei-Monats-Kontrakt. Die Schwäche von WTI gegenüber Brent steht höchstwahrscheinlich im Zusammenhang mit der Lagerbestandssituation in Cushing. Allerdings lässt sich die erhöhte Volatilität der letzten Monate, die beim Ein-Monats-Kontrakt größer ist als beim Zwei-Monats-Kontrakt, nicht durch die Infrastruktur in Cushing erklären.

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