Edelmetalle Aktuell


Tendenziell ging es mit dem Goldpreis in der vergangenen Woche erst einmal deutlich nach unten. Das beinahe komplette Ausbleiben von Nachfrage nach Gold-ETFs angesichts von Notierungen rund um die 1.000er-Marke und ein Andauern der massiven Altgoldverkäufe vor allem in Asien sorgten dafür, dass die verbleibende Nachfrage nicht länger ausreichte, den Goldpreis auf dem in der vorletzten Woche erreichten hohen Niveau zu halten. Bei 990 $ und dann bei 950 $ durchbrach das Metall außerdem zwei Chartpunkte, die zusätzlich zu einer Liquidierung spekulativer Positionen führten. Negativ auf das Gold wirkten sich dabei auch Kommentare des US-Notenbank-Chefs Ben Bernanke aus, der zu Beginn der letzten Woche sagte, dass die inflationären Tendenzen zuletzt dramatisch gesunken seien.
Direkt marktbezogen war dann ein weiterer Faktor, der zu dem Preisverfall einen Beitrag geleistet haben dürfte: Rund um das vergangene Wochenende wurden nach Aussage von Händlern größere Mengen an Verkaufsoptionen gekauft. Investoren bzw. Spekulanten sicherten sich so zwar gegen fallende Preise ab, sorgten gleichzeitig aber dafür, dass sich die Verkäufer dieser Optionen (in der Regel Banken) selbst mit Abgaben im Kassamarkt absichern mussten. Damit setzten sie dann die Abwärtsspirale, gegen die sich die Optionskäufer ursprünglich ja absichern wollten, zumindest zum Teil überhaupt erst in Gang.
Am Ende ereichte das Metall dann gleich zweimal die Marke von 927,50 $, immerhin ein Minus von über 7 Prozent gegenüber dem Höchststand vom vorletzten Freitag. Die jüngsten, wieder sehr negativen Nachrichten aus der Finanzwelt (u. a. AIG und Citigroup) und von der Weltwirtschaft (US-BIP im 4. Quartal –6,2%) sorgten kurz vor dem Wochenende dann aber für einen Wiederanstieg, aktuell liegt die Notierung nun im Bereich von 945 $ je Unze.
Was die weiteren Aussichten angeht, scheint die zuletzt sehr ungesund aussehende Überhitzung des Goldmarktes nun erst einmal gestoppt worden zu sein. Auch der Einbruch bei den ETF-Verkäufen deutet darauf hin, dass das Metall in eine Konsolidierungsphase übergetreten ist. Kurzfristig bildet der Tiefstkurs der vergangenen Woche eine von Händlern sicher vielbeachtete Unterstützungslinie, von der wir nicht glauben, dass sie kurzfristig durchbrochen werden wird. Auf der anderen Seite ist es aber auch kein besonders positives Zeichen, dass der Goldpreis trotz des letztwöchigen Zulegens des Ölpreises und trotz der negativen Entwicklung auf den Aktienmärkten so deutlich an Wert verloren hat. In diesem Umfeld wird sich der Preis deshalb möglicherweise erst einmal einige Tage zwischen 925 $ und 970 $ einpendeln, bevor dann ein Ausbruch aus dieser Spanne einen Hinweis auf die weitere mittelfristige Entwicklung geben wird.
Erneut schlechte Nachrichten gab es vom indischen Goldmarkt: Im Februar importierte das Land aufgrund der hohen lokalen Preise keinerlei (!) Gold. Die noch vorhandene, allerdings insgesamt deutlich gesunkene Nachfrage wurde ausschließlich aus Altmaterial befriedigt, das im Land selbst zurück auf den Markt kam.
Durch die fortgesetzte Schwäche der Rupie kostete ein Gramm Gold auf dem Subkontinent jetzt erstmals 1.600 Rupien und lag damit auf einem Allzeithoch. Seit 2005 hat sich der Preise damit fast verdreifacht, während er gegen Euro um weniger als das 2,5fache gestiegen ist und sich auf Dollar-Basis sogar "nur" verdoppelt hat.
Schon im Januar waren die Importe nach Indien um rund 90% auf gerade einmal 1,2 Tonnen gesunken. Im letzten Jahr hatte das Land, historisch traditionell der größte Absatzmarkt für Gold, dagegen noch 402 Tonnen Gold importiert, auch diese Zahl bedeutete gegenüber dem Vorjahr schon ein Minus in Höhe von 47% . Händler hoffen trotz des katastrophalen Jahresbeginns aber immer noch, dass sich wenigstens die 2008er Importe im weiteren Verlauf des Jahres wieder erreichen lassen.
Die deutschsprachige Kundschaft lässt sich vom vergleichsweise hohen Goldpreis in Euro dagegen nicht abschrecken. Was immer unsere Kollegen derzeit an Investmentbarren mit einem Gewicht von bis zu 1 kg produzieren können, findet praktisch umgehend den Weg zu den Anlegern. Um dabei zunächst die ungebremste Nachfrage nach größeren Barren befriedigen zu können, bieten wir unsere kleinsten Barren mit Größen von 1 und 5 g bis auf weiteres erst einmal nicht an.
Der insgesamt immer noch hohe Goldpreis lässt derzeit immer mehr Minen von Produktionsausweitungen reden: So gaben in der vergangenen Woche Newmont, Goldcorp (+50% in fünf Jahren) und Yanacocha (+8% für 2009) entsprechende Pläne bekannt. Ob die Pläne am Ende erfolgreich umgesetzt werden können, bleibt indes abzuwarten. 2008 ist die Goldproduktion in vielen Ländern jedenfalls erst einmal gesunken, in Australien auf 219 Tonnen und damit den niedrigsten Stand der letzten 20 Jahre, in Südafrika auf 220 Tonnen und damit ein 86-Jahrestief.
Silber
Der Silberpreis geriet in den letzten acht Tagen ebenfalls unter die Räder. Dem fallenden Gold folgend durchbrach es die im letzten Bericht genannte steile Unterstützungslinie, die im Laufe der Woche von 13,70 $ auf 14,08 $ geklettert war. Der Preis fiel danach dann rasch auf die nächste Zielmarke bei 13 $ zurück. Allerdings konnte er diese nicht nachhaltig durchbrechen und dieser Umstand löste Käufe aus, die dann wieder Preise von 13,30 $ brachten. Wir rechnen nicht damit, dass das Metall in den nächsten Tagen wieder an die Höchstkurse der letzten und vorletzten Woche wird anknüpfen können. Und falls auf der anderen Seite die 12,80er-Marke nicht halten sollte, wären sogar 12,20 $ möglich.
Die ETF-Bestände beim Silber sind im Gegensatz zu jenen beim Gold in der letzten Woche am Ende sogar leicht rückläufig gewesen.