Bullenmarkt bei Baumwolle?


Ending Stocks im “Rückwärtsgang“
Mitte Januar nahm das US-Landwirtschaftsministerium seine Schätzung bezüglich der amerikanischen Endbestände abermals zurück. Rechnete die Behörde zuvor für die Saison 2008/09 mit Vorräten in einer Höhe von 7,1 Millionen Ballen, sind es jetzt nur noch 6,9 Millionen Ballen. Auch auf globaler Ebene erwartet das Ministerium einen Rückgang von 62 auf 59 Millionen Ballen, was zu einem an einer geringeren Anbaufläche und zum anderen an teilweise ungünstigen Witterungsverhältnissen liegt.
Keine Versorgungsengpässe in Sicht
Ungeachtet dieser durchaus “bullischen“ Mitteilungen sind echte Versorgungsengpässe bei der Naturfaser nicht in Sicht. Das amerikanische Ending Stock to Use Ratio beträgt nach den jüngsten Zahlen immer noch 43 Prozent. Gegenüber den Werten der beiden Vorjahre von 53 bzw. 55 Prozent bedeutet das zwar einen signifikanten Rückgang. Im zehnjährigen Vergleich ist das Verhältnis aber nach wie vor als üppig zu bezeichnen. Immerhin sahen wir in den Jahren 2003 bis 2006 Werte zwischen 18 und 28 Prozent. Auch weltweit ist ausreichend Baumwolle vorhanden. Das Ending Stock to Use Ratio wird hier bei 50 Prozent gesehen.
US-Nachfrage unverändert schwach
Ein Grund für die trotz geringerer Endbestände gute Versorgungssituation ist die unverändert schwache US-Nachfrage. Im November lag die Jahresverbrauchs-Rate bei 4,02 Millionen Ballen. Zum gleichen Zeitpunkt der vorherigen Saison waren es noch 4,28 Millionen Ballen. Für das Gesamtjahr rechnet das Landwirtschaftsministerium mit einem Minus von zwölf Prozent. Schleppend verläuft darüber hinaus auch der Export. Bei den Ausfuhren prognostiziert die Behörde ebenfalls einen Rückgang von zwölf Prozent, vor allem weil der Trend in den asiatischen Verbraucherstaaten anhält, indische und pakistanische Baumwolle statt amerikanischer zu kaufen.
Deutlich schrumpfende Anbaufläche
Alles in allem scheinen sich Long-Engagements bei diesen Fundamentals nicht unbedingt aufzudrängen. Ein Faktor jedoch könnte die Kurse durchaus etwas antreiben. Für 2009 erwarten Experten wegen der niedrigen Preise einen Rückgang der US-Anbaufläche von nochmals 19 Prozent. Tritt diese Vorhersage ein, dürfte sich das Produktionsdefizit deutlich ausweiten und für einen weiteren Rückgang der Lagerbestände sorgen. Endgültige Gewissheit über die Anbaufläche erhalten wir aber erst in einigen Wochen. Bis dahin jedoch könnten die Notierungen durchaus noch etwas zulegen.
Saisonalität spricht für Kursanstieg
Unterstützt wird die Annahme kurzfristig steigender Kurse durch den saisonalen Preisverlauf. In den ersten Monaten eines jeden Jahres kommt es bei Baumwolle regelmäßig zu einer kleinen „Rallye“, die bis etwa Mitte Mai dauert. So gesehen können Anleger den Aufbau einer spekulativen Long-Position durchaus in Betracht ziehen.
Charttechnik eher “bärisch“
Weniger eindeutig präsentiert sich die technische Seite. Positiv ist zu werten, dass der seit Sommer letzten Jahres vorherrschende Abwärtstrend über wunden wurde und sich stattdessen ein neuer Aufwärtstrend etabliert hat. Andererseits drückten die Rückgänge der letzten Handelstage März-Baumwolle unter die wichtige 18-Tage-Line. Zudem generieren sowohl der MACD als auch die Stochastik aktuell ein Verkaufssignal. Auch der RSI befindet sich mit 48 im „bärischen“ Bereich. Primär technisch orientierte Trader sollten daher Long-Engagements vorerst noch zurückstellen und warten, ob der wichtige Widerstand bei 50 US-Cents nachhaltig überwunden werden kann.
© Marc Nitzsche
Chefredakteur Rohstoff-Trader
Marc Nitzsche ist Chefredakteur des Rohstoff-Trader Börsenbriefs. Der Börsenbrief ist ein Spezialist für Rohstoffe und bietet konkrete Kaufempfehlungen mit Analysen und Kursprognosen. Mehr Infos unter finden sie auf der Website: www.Rohstoff-Trader.de