Nickel mit drastischem Preissprung


Ein schwacher US-Dollar, haussierende Energiepreise und immer wieder aufflackernde Hoffnungen auf eine Last-Minute-Rettung der drei großen US-Autohersteller sorgten in der vergangenen Handelswoche für eine (fast) durchweg positive Grundstimmung an den Metallmärkten. Doch während die Mehrzahl der in London gehandelten NE-Metalle nur mit vergleichsweise moderaten Gewinnen aus der Woche ging (Aluminium: +1%, Kupfer: +4%, Blei: +6%), überraschte Nickel mit dem zweithöchsten Wochengewinn (+18%) seit mehr als einem Jahr.
Mit Blick auf den weiterhin ungebremsten Anstieg der Nickelbestände in den LME-Lagerhallen (13-Jahreshoch bei knapp 70.000 t) mag der Preissprung zunächst paradox erscheinen. Dies relativiert sich jedoch schnell, bedenkt man, dass sich das zur Herstellung von Edelstahl verwendete Metall seit Jahresbeginn bereits um mehr als 60% verbilligt hat und damit den höchsten Verlust aller LME-Metalle aufweist.

Nickelmarkt preist Produktionskürzungen ein
Angesichts dieser tiefroten Jahresbilanz und eines Weltmarktpreises weit unter dem für Nickelproduzenten nachhaltigen Niveau dürfte ein Maximum an negativen Erwartungen bereits in den Notierungen eskomptiert sein, so dass inzwischen schon wieder Luft für “positive“ Überraschungen besteht. Noch im Oktober hatte etwa die International Nickel Study Group eine Angebotsausweitung für 2009 von 10% in Aussicht gestellt, welche bei zugleich mäßiger Nachfrage zu einem massiven Angebotsüberschuss am Weltnickelmarkt führen würde.
Tatsächlich mehren sich aber beinahe täglich die Meldungen über Produktionskürzungen, Verzögerungen und Streichungen von Neuprojekten. So summieren sich die von der Nachrichtenagentur Reuters zitierten Angebotsrücknahmen allein im November auf rund 65.000 t p.a. bzw. etwa 5% des Weltnickelverbrauchs. Diese nicht unbeträchtlichen Produktionskürzungen scheinen die Akteure am Nickelmarkt nun mit Verzögerung einzupreisen.

Short-Covering der Großanleger beflügelt Preis
Die jüngste Erholung der Nickelpreise dürfte aber auch durch die Aktivitäten der Investment Community überzeichnet sein. Denn Großanleger wie Hedge Fonds oder CTAs haben ihre beträchtlichen Verkaufspositionen am Nickelmarkt seit dem Sommer immer weiter aufgestockt (erkennbar an dem starken Anstieg des Open Interest bei zugleich fallenden Preisen). Die aktuelle Erholung, die für viele Marktteilnehmer unerwartet kam, zwingt zahlreiche Investoren dazu, ihre Shortposition glatt zu stellen, was dem Preis zusätzlichen Auftrieb verleiht.

© Sven Streitmayer
Commodity Analyst
Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart
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