Energie: OPEC vertagt Förderkürzung


Die jüngste außerordentliche OPEC-Konferenz in Kairo endete ohne wirklich nennenswerte Ergebnisse. Viel mehr als die Ankündigung eines Preisziels von 75 Dollar pro Barrel und das wahrscheinliche Einschwören der Mitglieder auf die Einhaltung der vereinbarten Förderquoten dürfte das Meeting nicht gebracht haben. Einen großen Gefallen hat sich die OPEC mit dieser Konferenz jedoch vermutlich nicht getan. Zum einen war das Timing des Treffens zweieinhalb Wochen vor der nächsten ordentlichen Konferenz am 17. Dezember nicht gerade perfekt. Zum anderen hätte sich das Ölkartell ausrechnen können, dass eine Konferenz ohne konkrete Beschlussfassung in der aktuellen Situation vom Markt mit Preisabschlägen beim Ölpreis quittiert wird.

Aufgeschoben ist nicht aufgehoben ...
An Argumenten für eine weitere Förderkürzung hätte es nicht gefehlt. Zum einen gilt es aus Sicht der OPEC den rasanten Preisverfall zu stoppen. Zum anderen sind die Öllager weltweit recht gut gefüllt. So liegen beispielsweise die Lagerbestände in den USA aktuell rund 15 Mio. Barrel über dem langjährigen Durchschnitt. Nachdem in Kairo keine Förderkürzung beschlossen wurde, ist dieser Schritt auf der Konferenz in Algerien am 17. Dezember fast schon überfällig. Alles andere als eine Drosselung des Outputs um mindestens 1 Mio. Barrel pro Tag (mbpd) wäre sehr überraschend. Nach den Kürzungen im September (-0,5 mbpd) und Oktober (-1,5 mbpd) dürfte die OPEC-Förderung damit bis Jahresende um 3,0 bis 3,5 mbpd zurückgefahren werden.

Wann zeigt der Ölpreis Reaktion?
Die OPEC hat bereits in den Jahren 2001/02 demonstriert, dass sie durchaus in der Lage ist, über massive Förderkürzungen das Angebot auf dem Ölmarkt so lange zu kürzen, bis eine Bodenbildung gelingt. Damals wurde in vier Schritten die Förderung um insgesamt 5 mbpd zurückgefahren. Das entsprach etwa 20% des gesamten OPEC-Outputs. Sollte die OPEC am 17. Dezember die Förderung um 1,5 mbpd drosseln, ergäbe sich seit Sommer 2008 ein Rückgang der OPECFörderung um 12%. Aus heutiger Sicht ist mindestens eine weitere Förderkürzung im ersten Quartal 2009 wahrscheinlich. Mit diesem erwarteten vierten Schritt könnte die Drosselung wieder die Marke von -5 mbpd der Jahre 2001/02 erreichen. Da die weltweite Ölnachfrage 2009 nahezu unverändert ggü. 2008 ausfallen dürfte, sollte sich dieses starke Angebotsdefizit im ersten Quartal 2009 in Form steigender Ölpreise am Markt auswirken.

© Dr. Frank Schallenberger
Commodity Analyst
Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart
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