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Rohstoffe kompakt: Industriemetalle: Eisenerz und Kokskohle werden sich drastisch verbilligen

28.11.2008  |  Eugen Weinberg
- Seite 3 -
Mit Blick auf die anstehenden Vertragsverhandlungen bedeutet dies, dass die Eisenerz-Produzenten hinsichtlich der Preissetzung Spielraum nach unten haben, zumal sie im letzten Jahr eine deutliche Preiserhöhung ausgehandelt hatten. Angesichts der verschlechterten Absatzperspektiven werden anders als vor Jahresfrist dieses Mal die Stahlproduzenten das Zepter in der Hand haben: intensive Verhandlungen für die neuen Verträge, die ab April 2009 laufen, werden erst zur Jahreswende aufgenommen, weil man sich bis dahin ein etwas klareres Bild erhofft. Wir rechnen mit einem Preisrückgang bei Eisenerz um rund 30% bei gleichzeitiger Annäherung der Preise für brasilianisches und australisches Eisenerz, da die Seefrachtraten deutlich gesunken sind und kaum noch einen Unterschied rechtfertigen. Wir rechnen folglich mit einem Preis für Feinerz um 100 Dollar je Tonne.


Preise von Kokskohle ebenfalls im Sog der sich abzeichnenden Stahlkrise

Kokskohle ist das andere wichtige Vorprodukt bei der Stahlproduktion. Ungefähr 70% der Stahlindustrie, die Oxygen-Stahlherstellung (Hochofen-Verfahren), ist unmittelbar abhängig von Kokskohle. Hier werden zur Gewinnung von einer Tonne Roheisen knapp 400 kg Koks eingesetzt. Um eine Tonne Koks herzustellen, werden wiederum 1,35 Tonnen Kokskohle benötigt. Die Oxygen-Methode hatte zuletzt Marktanteile gewinnen können, weil bei dem alternativen Produktionsverfahren, der Elektrostahlherstellung, größere Mengen Stahlschrott benötigt werden. Dieser war vor allem in China knapp, so dass in China vor allem auf die Oxygen-Stahlherstellung gesetzt hat.

Aber auch umgekehrt gilt, dass der Kokskohlemarkt im Wesentlichen von der Rohstahl- und Roheisenpoduktion bestimmt wird, denn die teure Kokskohle hat darin ihren hauptsächlichen Verwendungszweck.

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Mangels börsentauglicher Qualitätsparameter werden die Kokskohlepreise zumeist in traditioneller Weise direkt zwischen Produzenten und Abnehmern verhandelt. Als Benchmark für die Preisentwicklung dienen die zwischen den australischen Anbietern und der japanischen Stahlindustrie vereinbarten Vertragspreise für “hard-coaking coal“ für das japanische Fiskaljahr (April/März). Die Preise für Kokskohle waren in diesem Jahr ebenfalls kräftig gestiegen: neben der starken Nachfrage hatten Produktionseinbußen infolge von Überschwemmungen im wichtigsten Abbaugebiet Queensland, Australien, die Preise nach oben getrieben.

China ist zwar der weltweit größte Produzent, aber wegen des großen chinesischen Eigenbedarfs ist Australien mit über 60% der Weltausfuhren der mit Abstand wichtigste (Netto-)Exporteur von Kokskohle. Da die starke Nachfrage damit auf ein knappes Angebot traf, konnte beispielsweise der weltgrößte Produzent BHP Billiton Mitsubishi Alliance, auf den rund 30% des Überseehandels entfallen, Preiserhöhungen um 200% auf gut 300 Dollar je Tonne durchsetzen.

Angesichts der Abkühlung der Stahlkonjunktur ist auch der Bedarf an Kokskohle zuletzt gesunken. Während die großen Anbieter am Weltmarkt noch keine Produktionskürzugen angekündigt haben, wurde in China der Abbau in der Provinz Shanxi, der größten Kohleregion des Landes, auf welche die Hälfte der landesweiten Förderung entfällt, bereits um 10% reduziert. Die Koksproduzenten der Region sollen ihre Produktion bis nächsten Juni um bis zu 70% kürzen; und der größte Produzent der Region, Shanxi Coking Coal, hat bereis signifikante
Preissenkungen angekündigt.

Ebenso wie bei Eisenerz gilt auch bei Kokskohle, dass Wechselkursverschiebungen einem Teil der Produzenten Spielraum für Preissenkungen gibt. Denn fakturiert wird Kokskohle ebenfalls in US-Dollar und sowohl der australische als auch der kanadische Dollar - Kanada nimmt immerhin Platz vier auf der Rangliste der wichtigsten Exportländer ein - haben deutlich gegenüber dem US-Dollar abgewertet.

Zwei Faktoren könnten den Abwärtsdruck auf die Preise etwas dämpfen: Zum einen sind die Frachtraten für Massengüter in den letzten Wochen und Monaten drastisch gesunken. Mit der Verbilligung der Frachtraten sinken die für die Stahlproduzenten maßgeblichen Importpreiseohnehin und verschaffen ihnen eine Kostenentlastung. Auf die Transportkosten entfällt immerhin die Hälfte der gesamten Importkosten von Kokskohle. Zum anderen bleibt die Angebotssituation für Kokskohle angespannter als die bei Eisenerz: so dürften die Engpässe in der australischen Infrastruktur, die vor allem auf den Bahnlinien, aber auch in den Exporthäfen bestehen, ein Hemmnis bleiben.

Alles in allem dürften die Preise für Kokskohle im kommenden Jahr nicht zuletzt angesichts der drastischen Anhebung von 200% im laufenden Jahr deutlich fallen: Wir rechnen mit einem Preisrückgang um 50%.




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