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Rohstoffe kompakt: Energie - Die Bären finden Öl köstlich

24.10.2008  |  Eugen Weinberg
Wir haben unsere Ölpreisprognose nach unten angepasst. Gründe für die Abwärtsrevision sind die jüngste Zuspitzung der internationalen Finanzmarktkrise, die negativen Auswirkungen auf die Konjunktur in den Industrieländern und die zunehmende Erkenntnis, dass sich auch das Wachstum der Ölnachfrage in China spürbar abzuschwächen beginnt. Die zu erwartende deutliche Kürzung der OPEC-Fördermenge sowie die Schließung von Grenzprojekten dürfte jedoch dazu beitragen, dass sich der Ölpreis in den kommenden Monaten stabilisiert.

Wir erwarten nunmehr einen Rohölpreis für die Sorte Brent von 75 USD je Barrel im Durchschnitt des 4.Quartals. Im ersten Halbjahr 2009 sollte der Ölpreis auf durchschnittlich 70 USD je Barrel fallen, wobei der Tiefpunkt im ersten Quartal liegen dürfte. Im zweiten Halbjahr des kommenden Jahres rechnen wir wieder mit steigenden Preisen, so dass Brent-Rohöl Ende 2009 bei durchschnittlich 80 USD je Barrel gehandelt werden sollte. Am erwarteten Verlaufsmuster hat sich somit nichts geändert. Das von uns erwartete Preisniveau liegt allerdings niedriger als bislang prognostiziert, weil sich die Krise als schwerwiegender erweist und auch die Aufwertung des US-Dollar stärker als erwartet ausfällt.

Die Zuspitzung der Finanzmarktkrise wirkt gleich in mehrfacher Hinsich belastend auf den Ölpreis. So haben sich die Liquiditätsbedingungen erheblich verschlechtert. Die Folge ist, dass Hedge-Fonds und andere Finanzmarktakteure gezwungen sind, Positionen indifferenziert und über alle Anlageklassen hinweg aufzulösen, um Liquidität zu schaffen bzw. ausstehende Kredite zurückzubezahlen. Dadurch lässt sich auch der ungewöhnlich hohe Gleichlauf zwischen dem Rohölpreis und den Aktienmärkten erklären, welcher in den letzten Wochen zu beobachten war (siehe Grafik). Dieser Deleveraging-Prozess dürfte noch nicht abgeschlossen sein und den Ölpreis somit weiter belasten.

Durch die Finanzmarktkrise haben zudem die Abwärtsrisiken für die Konjunktur weiter zugenommen. Befand sich die Weltwirtschaft ohnehin bereits im Abschwung, so ist eine Rezession in den Industrieländern mittlerweile kaum mehr zu vermeiden. Bedenkt man, dass die OECD-Länder nach wie vor ca. 60% der weltweiten Ölnachfrage stellen, wir dies mit einer deutlich schwächeren Nachfrage nach Rohöl einhergehen. Dies gilt erst recht vor dem Hintergrund, dass sich nun auch das Wachstum in China stärker als bislang erwartet abzuschwächen scheint. Wir hatten zwar schon seit längerem auf dieses Risiko hingewiesen, aber nun dürfte sich auch am Markt diese Erkenntnis durchsetzen.

Wir gehen allerdings nicht davon aus, dass sich der Ölpreisrückgang ungebremst fortsetzt. Vielmehr sehen wir nur noch begrenztes Abwärtspotenzial. Die OPEC dürfte mit einer deutlichen Kürzung der Fördermenge heute zeigen, dass man einem Preisrückgang unter 70 USD je Barrel nicht tatenlos zuschauen wird. Denn der Ölpreis hat mittlerweile ein Niveau erreicht, welches für die Staatshaushalte einiger Produzenten, wie z.B. Venezuela oder Iran, problematisch wird. Zudem werden viele neue Förderprojekte, wie z.B. die auf Hoher See an der Küste Brasiliens oder auch einige Ölsandfelder in Kanada, auf dem gegenwärtigen Preisniveu unlukrativ und daher eingestellt. Auch sollten die Investitionen in die Ausweitung bzw. Aufrüstung bestehender Projekte reduziert werden.

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