Edelmetalle Aktuell


Die Erholung des Goldpreises nach dem starken Einbruch in der vorletzten Woche war zunächst nur von kurzer Dauer. Nach einem Zwischenhoch bei 839 $ fiel die Notierung innerhalb von 24 Stunden wieder auf nur noch 774 $ je Unze zurück. Immerhin hielt sich das gelbe Metall damit im Gegensatz zu den Platinmetallen an die von uns prognostizierte Handelsspanne. Direkt verantwortlich für die Verluste war ein Minus beim Euro/USD-Kurs, der auf 1,4660 fiel und ein Absturz des Ölpreises, der zeitweise auf 111,35 $ je Barrel fiel. Die anschließende Erholung beider Indikatoren führte auch beim Goldpreis wieder zu Kursgewinnen, bis zum Donnerstag notierte es dann wieder bei knapp 839 $, heute Morgen dann immerhin noch bei 822 $ je Unze.
Was die weiteren Aussichten angeht, wird vieles auch weiterhin von den externen Faktoren Öl und Dollar abhängen. Eine klare Richtung gibt es bei beiden nicht und damit ist vielleicht auch schon die Lage für das gelbe Metall beschrieben: Wir erwarten, wie schon in der letzten Woche, bis auf weiteres eine Handelspanne zwischen 775 $ und 875 $ je Unze.
Mit der physischen Nachfrage aus der verarbeitenden Industrie, aber auch aus dem Schmuckbereich war in den letzten zehn Tagen trotz der noch einmal beschleunigten Kursverluste kein Staat zu machen. Die Käufe aus diesen Ecken hatten ja auf dem Weg von fast 1.000 $ im Juli auf unter 850 $ je Unze in der zweiten Augustwoche deutlich angezogen, sind momentan aber wieder vergleichsweise niedrig. Offensichtlich sind die Endverbraucher durch die momentan wenig positiven Aussichten für die Weltwirtschaft vorsichtiger geworden und nur der dringlichste Bedarf wurde eingedeckt. Die Olympiade in Peking und die andauernde Sommerferienzeit im Westen könnten ebenfalls eine dämpfende Rolle gespielt haben. Schlechte Nachrichten gab es aber auch aus anderen Regionen: So berichtete das World Gold Council, dass die Nachfrage in Saudi-Arabien im 2. Quartal um 15,5% gesunken sei, weltweit sogar um 19% auf 735 Tonnen.
Anders sieht es dagegen bei Barren und Münzen aus. Hier zeigte sich, dass private Anleger in ihrer Mehrzahl den Edelmetallen unverändert die Treue halten. Die Nachfrage war in den letzten Tagen sogar wieder so hoch, dass alles, was aktuell die völlig ausgelasteten Fertigungsanlagen bei den Prägeanstalten verlässt, sofort beim Endkunden landet, während die Lager praktisch leer sind. Das gilt übrigens für Silber genauso, wie für Gold. Und selbst die Platinmetalle waren in den letzten Tagen erstmals seit langem verstärkt gefragt. Die Meldungen vom vergangenen Donnerstag, dass die amerikanische 1-Unze-Eagle-Goldmünze (und nur die) derzeit ausverkauft sei, sollte in diesem Zusammenhang nicht überbewertet werden und schon gar nicht als Begründung für einen möglichen Preisanstieg herhalten. Die Lage wird sich bei den Münzen, wie auch bei den Barren entspannen, sobald die Produktion mit der Nachfrage wieder Schritt hält.
Kurz vor der Beendigung des vierten Jahres des aktuellen Goldabkommens der Zentralbanken gab es überraschend deutliche Aussagen von der Bundesbank, die gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters darauf hinwies, dass sie einen Verkauf ihrer Goldreserven zum Stopfen von Löchern in den öffentlichen Haushalten weiter ablehne. Auch seien Goldreserven in der derzeitigen politisch und wirtschaftlich unsicheren Lage wichtiger als noch in der Vergangenheit, so die Bundesbank laut Reuters weiter.
Silber
Das Silber ließ sich wie üblich vom Gold leiten. So folgte einem kurzen Zwischenhoch ein Absturz auf nur noch 12,39 $, den niedrigsten Stand seit September letzten Jahres. Später erholte sich der Preis wieder, über 13,95 $ kam er aber nicht mehr hinaus.
Einen Einblick in die Entwicklung eines ehemals sehr wichtigen Sektors des Silbermarktes gab in der letzten Woche der Foto-Dienstleister CeWe Color, der mit 15 Produktionsstandorten und über 2.800 Mitarbeitern in Europa Marktführer ist.
CeWe berichtete, dass bei den Kunden die Nachfrage nach Fotos vom Film erneut drastisch zurückgegangen sei, alleine in der ersten Hälfte des Jahres um mehr als ein Drittel auf 413 Mio. Stück. Und Digitalfotos konnten die Lücke nicht ganz schließen - sie legten um knapp ein Fünftel auf 708 Mio. Stück zu.
Die Fotoindustrie hatte im vergangenen Jahr immerhin noch knapp 4.000 Tonnen Silber (14% der Gesamtnachfrage) verbraucht. Allerdings ist diese Menge innerhalb von nur drei Jahren um 1.500 Tonnen p.a. auf den jetzigen Wert gefallen, seit 1999 hat sie sich sogar fast halbiert. Auch die letzte bisher erfolgreich verteidigte Bastion, die Röntgen-Fotografie, leidet, was den Silberverbrauch angeht, inzwischen unter einer zunehmenden Digitalisierung. Dies führt auch dazu, dass im Moment verstärkt alte, inzwischen digitalisierte Röntgenbilder zurück auf den Recyclingmarkt kommen, wobei das enthaltene Silber i.d.R. zurückgewonnen wird.
Platin
Der seit Anfang Juli andauernde, beispiellose Abwärtstrend des Platinpreises setzte kurz nach der Abfassung unseres letzten Berichts vor zehn Tagen wieder mit voller Kraft ein. Dabei stellten sich industrielle Endabnehmer den Verkäufen von Investoren und Spekulanten - anders als noch zwischen 1.800 $ und 1.600 $ je Unze - diesmal nicht mehr entgegen. In der Konsequenz brach die Notierung innerhalb von fünf Tagen auf der Ankaufsseite auf nur noch 1.298 $ je Unze ein und damit auf den tiefsten Stand seit fast einem Jahr.
Auch diesmal wurden die Verkäufe aus drei verschiedenen Motiven heraus durchgeführt. Zum einen gibt es angesichts der Verlangsamung der Weltwirtschaft erhebliche Zweifel bezüglich der zukünftigen industriellen Nachfrage. Zum Zweiten scheint die Produktion, zumindest verglichen mit den (Stromliefer-)Problemen im ersten Quartal einigermaßen reibungslos zu laufen. Und auch die Charttechnik dürfte nicht zuletzt eine wesentliche Rolle gespielt haben, sorgte sie doch mit dem Durchbrechen diverser Unterstützungslinien für einen “automatischen“ Nachschub an Metall, das von den spekulativ orientierten Adressen zurück auf den Markt geworfen wurde. Nicht zuletzt aus dem dritten Grund dürften in den vergangenen zwei Wochen erstmals seit langem wieder auch spekulative Minuspositionen in größerem Ausmaß aufgebaut worden sein.
Nach dem Erreichen des Tiefstkurses am Dienstag konnte sich das Metall dann wieder etwas befestigen. Zu diesem Zeitpunkt einsetzende industrielle Nachfrage aus Asien und Europa und Schnäppchenjäger unter den Anlegern sorgten wieder für eine vorübergehende Erholung des Platinpreises auf 1.470 $ je Unze. Allerdings war der Anstieg nicht von langer Dauer: Am vergangenen Freitag kam es dann schon wieder zu neuen Verlusten, am Ende lag der Preis dann bei 1.410 $ je Unze.