Oil Markets Weekly

Die letzte Woche war gekennzeichnet durch eine hohe Volatilität an den internationalen Ölmärkten. So sorgten Nachrichten von erneuten Unruhen in Nigeria - zum einen beschädigten militante Rebellen wichtige Öl-Pipelines von Royal Dutch Shell, zum anderen kam es im Zuge von Kampfhandlungen zu mehreren Toten und darüber hinaus wurden zum Wochenende zwei französische Auswanderer entführt, was die allgemeine Unsicherheit in Nigeria wieder verdeutlicht - die überraschend gesunkenen Benzinlagerbestände sowie der Atomkonflikt mit dem Iran für steigende Ölnotierungen.
Schwächer als erwartet ausgefallene US-Konjunkturdaten ließen jedoch wieder Sorgen um eine sich abschwächende Ölnachfrage aufkommen und damit zwischenzeitlich die Ölpreise etwas niedriger notieren. WTI pendelte damit in einer Range zwischen 122 und 127 USD pro Barrel und erreichte zum Wochenende im Vergleich zur Vorwoche ein etwas höheres Niveau.

Wir gehen davon aus, dass nach dem starken Preisrückgang seit Mitte Juli das weitere Abwärtspotenzial für die Ölpreise begrenzt ist. Entsprechend hat schon die letzte Woche gezeigt, dass es momentan viele Faktoren gibt, die preisstützend wirken sollten. Die Unruhen in Nigeria destabilisieren das Land und beeinträchtigen die Ölproduktion; eine Entwicklung, die sich auch in den kommenden Monaten so fortsetzen könnte. Zudem hat der Atomkonflikt mit dem Iran das Potenzial, die Ölpreise nach oben zu treiben.
Als weiterer Risikofaktor ist die Hurrikan-Saison im Golf von Mexiko zu nennen. Auch dadurch sind Preisspitzen möglich, so dass bis in den Oktober hinein nicht mit rückläufigen Preisen zu rechnen ist. Erst zum Jahresende dürfte eine weitere Entspannung der Situation einkehren und die Preise in Richtung 110 USD drücken.

US-Lagerbestände
Nach einem Rückgang in der Vorwoche legten die Rohölimporte diese Woche wieder zu. Mit einem Plus von 0,2 Mio. bpd zogen sie aber nur leicht auf 10,0 Mio. bpd an. Da jedoch gleichzeitig die Kapazitätsauslastung der US-Raffinerien etwas zunahm - sie belief sich auf 87,2% nach 87,1% - sind die Rohöllagerbestände im Vergleich zur Vorwoche geringfügig um 0,1 Mio. boe auf 295,2 Mio. boe gesunken.
Beobachter waren allerdings von einem deutlicheren Rückgang ausgegangen. Das Defizit zum 5-Jahres-Mittel liegt damit um die 19 Mio. boe. Angesichts der aktuellen Hurrikan-Saison dürfte die Bestandssituation somit auch weiterhin ein unterstützender Faktor für die Ölpreise sein.

Die Benzinbestände fielen überraschend um 3,5 Mio. boe auf 213,6 Mio. boe, während die Erwartungen bei einem Plus von 0,1 Mio. boe gelegen hatten. Die Lagerbestände an Mitteldestillaten (Diesel, Kerosin, Heizöl) erhöhten sich um 2,4 Mio. boe auf 130,5 Mio. boe. Beide Produktgruppen befinden sich damit z.T. deutlich oberhalb des 5-Jahres-Mittels. Hintergrund dieser Entwicklung ist in erster Linie die schwache Ölnachfrage. So fiel die US-Ölnachfrage im Mai um 0,7 Mio. bpd niedriger aus, im Vergleich zum Vorjahr war sogar ein Rückgang um 0,9 Mio. bpd zu verzeichnen.
Weitere Informationen
Die Organisation Erdöl exportierender Staaten (OPEC) hat sich letzte Woche überrasched zu den aktuellen Ölpreisen zu Wort gemeldet. Chakib Khelil, Präsident der OPEC, machte deutlich, dass trotz der kürzlich stattgefundenen Korrektur der Ölpreise die derzeitigen Niveaus immer noch zu hoch sind. Wörtlich sagte er, der jetzige Ölpreis “ist nicht normal“. Sollte der USD weiter aufwerten und sollten die geopolitische Spannungen nachlassen, erwarte er langfristig einen Rückgang der Ölpreise auf 80 USD pro Barrel. Die Aussage Khelils könnte als Hinweis verstanden werden, dass sich auch die OPEC um die aktuellen Ölpreisniveaus sorgt und daher möglicherweise bei sogar weiter rückläufigen Ölpreisen zum Jahresende keine Förderkürzungen ins Visier nimmt.
Der Atomkonflikt mit dem Iran hat sich wieder zugespitzt. So ließ das Land am Samstag ein Ultimatum des UN-Sicherheitsrates und Deutschlands verstreichen. Der Stichtag beendete das Angebot an den Iran, die Gespräche bezüglich der Einstellung des Atomprogramms wieder aufzunehmen. Damit wären weitere Sanktionen gegenüber Teheran vermieden worden. Der Iran stellte jedoch schon vor Ablauf des Ultimatums erneut klar, dass die Urananreicherung nur zivilen Zwecken dient und Land nicht bereit ist, diese einzustellen. Entsprechend sind nun weitere Sanktionen unumgänglich geworden.
© Andy Sommer
Economics & Research
Quelle: HSH Nordbank AG
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