Rohstoff-Trader: Orangensaft: Jetzt wieder long gehen?!


Höhere Florida-Ernte möglich
Auslöser für den rund 25prozentigen Absturz war wie so oft bei Agrar-Rohstoffen das Wetter. In Florida - dem Hauptanbaugebiet für Zitrusfrüchte in den USA - waren die klimatischen Verhältnisse in dem genannten Zeitraum annähernd optimal. Dies begründet bei vielen Farmern die durchaus berechtigte Hoffnung auf erheblich bessere Erträge als in der auslaufenden Saison. Experten vermuten, dass der Output über 140 Millionen Boxen liegen könnte, zumal man den "Zitrusbrand" (Baumkrankheit) scheinbar unter Kontrolle gebracht hat. Im Wirtschaftsjahr 2006/07 sollen die Ernteerträge in dem "Sunshine State" laut der letzten Prognose des US-Landwirtschaftsministeriums bei lediglich 131 Millionen Kisten liegen, was den geringsten Wert in den zurückliegenden 17 Jahren bedeutet.
Hurrikan-Saison als "Kurs-Turbo"
Nichtsdestotrotz sollten die "Bären" lieber nicht in eine falsche Euphorie verfallen: Die diesjährige Hurrikan-Saison steht quasi bereits in den "Startlöchern" und Meteorologen zufolge soll sie auf Grund des überaus milden Winters recht intensiv ausfallen. Offiziell beginnt die "stürmische Zeit" am 1. Juni und endet am 30. November. Am gefährlichsten wird es aber zwischen August und Oktober. Zur Stunde ist noch nicht absehbar, ob ein El Nino oder ein La Nina Wetterphänomen entsteht.
Sollte es zu einem La Nina kommen, könnte die Saison sogar noch windiger werden als bislang prophezeit. Aber auch El Nino ist in jedem Fall immer für überdurchschnittliche viele und starke Tropenstürme gut. Da Florida bekanntlich zu den von Hurrikans am stärksten betroffenen Gebieten der USA gehört, ist die Wahrscheinlichkeit überaus groß, dass eine nicht unerhebliche Zahl von Orangenbäumen Winden zum Opfer fallen. Der Traum einer Rekordernte könnte dann schnell ausgeträumt sein.
Brasilianische Erträge maximal auf Vorjahresniveau
Wenn wir über Orangensaft sprechen, müssen wir immer auch ein Auge auf Brasilien richten. Immerhin ist das "Land am Zuckerhut" der mit Abstand bedeutendste globale Orangen-Produzent und außer den USA die einzige Region, in der in die Zitrusfrüchte in nennenswertem Umfang zu Saft verarbeitet werden. In den letzten Monaten hat sich die Angebotssituation in Brasilien etwas entspannt.
Mittlerweile erwarten lokale Beobachter dank ausreichender Regenfälle im Mai eine Ernte etwa auf Vorjahresniveau (18,1 Millionen Tonnen). Zuvor ging die Regierung von einem Rückgang auf mindestens 17,9 Millionen Tonnen aus, weil mehr als zwei Millionen Bäume von einer unheilbaren Krankheit befallen wurde. Allerdings konnte verhindert werden, dass sich die Seuche großflächig ausbreitet. Dadurch stiegen die brasilianischen Exporte in den ersten drei Monaten des laufenden Jahres um drei Prozent, nachdem sie in 2006 um sechs Prozent gefallen waren.
Trotz Knappheit keine Versorgungsengpässe zu erwarten
Dennoch wird das Angebot an Orangensaft nicht zuletzt angesichts der extrem niedrigen Lagerbestände, die von den schwachen Erträgen der Vorjahre vor allem in Florida herrühren bis auf weiteres knapp bleiben. Mit echten Versorgungsengpässen braucht aber wohl nicht gerechnet zu werden. Hintergrund: Obwohl der Verbrauch in einigen asiatischen Schwellenländern moderat zunimmt, stagniert die weltweite Nachfrage. Insbesondere in den USA wird zunehmend weniger Orangensaft konsumiert, weil viele der stark übergewichtigen Bürger ihre "letzte Chance" in der kohlehydratfreien Atkins-Diät sehen.
Fundamental moderat "bullisch"
Insgesamt stellt sich die fundamentale Lage bei Orangensaft derzeit leicht "bullisch" dar. Ein gewisses Aufwärtspotenzial ist durchaus gegeben. Für eine echte "Rallye" allerdings müsste es schon zu beträchtlichen Schäden an den Plantagen in Florida kommen. Ob das der Fall sein wird, werden wir in den kommenden Monaten sehen. Zumindest spricht aus fundamentaler Sicht nichts wirklich gegen den Aufbau kleinere spekulativer Long-Positionen in tief gefrorenem Orangensaft-Konzentrat, allein auch schon deshalb, weil Orangensaft aktuell leicht in Backwardation notiert.
Technisch nicht überzeugend
Charttechnisch wirkt der Juli-Future momentan immer noch etwas angeschlagen. Zwar konnte der langfristige Aufwärtstrend bislang mehr schlecht als recht verteidigt werden und die extrem wichtige Unterstützung bei 152 US-Cents erwies sich mehrfach als haltbar. Die Wucht, mit der Orangensaft aber im Zuge seines letzten Erholungsversuchs an dem Widerstand bei 170 US-Cents stimmt etwas nachdenklich. Dadurch ist auch der vorherrschende Abwärtstrend unverändert intakt. Zudem notiert der Juli-Future relativ deutlich unter seiner 38-Tage-Linie.
Der MACD generiert unverändert ein Verkaufssignal und ein tendenziell fallendes Momentum von knapp 96 (unter 100) spricht auch nicht unbedingt für einen unmittelbar bevorstehenden "Bullenmarkt". Ein "Hoffnungsschimmer" stellt lediglich der Williams von -76 (über -80) dar. Insofern können mutige Investoren im Bereich von 153 US-Cents durchaus ihr Glück mit Long-Positionen versuchen. Prozklisch agierende Spekulanten sollten erst bei einem nachhaltigen Überwinden des Widerstandes bei 170 US-Cents einsteigen.
Erfolgreiche Rohstoff-Trades wünscht
© Marc Nitzsche
Chefredakteur Rohstoff-Trader
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