• Samstag, 10 Mai 2025
  • 11:10 Frankfurt
  • 10:10 London
  • 05:10 New York
  • 05:10 Toronto
  • 02:10 Vancouver
  • 19:10 Sydney

Edelmetalle Aktuell

25.07.2008  |  Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
- Seite 2 -
Als Eskom dann auch noch bekannt gab, dass mit Bobby Godsell, dem früheren Vorstandsvorsitzenden von AngloGold Ashanti ein ausgesprochener Bergbauexperte und -freund neuer Aufsichtsratsvorsitzender werden würde, schien die Hoffnung des Marktes auf eine zukünftig weitgehend normale Stromversorgungssituation schneller zuzunehmen als die Kohlereserven der Kraftwerke am Kap (sie liegen inzwischen aber immerhin auch wieder bei 20 Tagen). In dieser Situation konnte dann auch die Meldung von vorgestern, dass es im einzigen, allerdings nur kleinen Atomkraftwerk des Landes einen Zwangsstopp gegeben habe, die zunehmenden Befürchtungen von Fonds und anderen Investoren hinsichtlich des nachhaltigen Erfolgs ihrer Platinstrategien nicht mehr zerstreuen.

Sie waren ohnehin bereits alarmiert durch die jüngsten Autoabsatzzahlen und immerhin sorgt dieser Industriezweig direkt (durch Katalysatoren und Rußfilter) und indirekt (in Zündkerzen, Airbagzündern und vielen anderen “kleineren“ Anwendungen) für plus/minus 60% der globalen Nachfrage nach dem, nach Rhodium zweitteuersten Edelmetall.

Dass die Leute, bevor sie auf ein neues Auto verzichten, eher keinen (Platin-)Schmuck mehr kaufen, ist da schon kaum noch eine Überraschung. So hatten sich im 2. Quartal ja die Meldungen über einen Rückgang der Nachfrage in China gehäuft. Genauso wenig verwundert es auch, dass das Aufkommen an Recyclingmaterial angesichts von Rekordpreisen zunimmt.

Alles in allem ergab sich damit eine Situation, die auf längere Sicht ein Verteidigen der hohen Preise schwierig gemacht hätte. Nachdem die letzte Verteidigungslinie der Platinbullen, die unsichere Situation in Südafrika, in den letzten drei Wochen scheinbar zusammenzubrechen schien, fingen die Spekulanten und auch die Investoren an, dem Metall den Rücken zu kehren. Genaue Zahlen werden erst in der nächsten Woche veröffentlicht, wir würden aber nicht ausschließen, dass sich die Pluspositionen an den
Terminbörsen und bei den ETFs um zusammen bis zu fünf Tonnen verringert haben.

Angesichts solcher, dem Markt zufließender Mengen konnten auch massive Käufe aus der Industrie in Form von Kassa- und auch Termingeschäften den Preis zunächst nicht stabilisieren. Auch war nicht ganz klar, ob wirklich alle Verbraucher auf der Käuferseite standen. Es gab in London Gerüchte, nach denen ein Autohersteller in die fallenden Preise hinein - durch die niedrigeren Absatzzahlen jetzt überschüssiges - Platin verkauft habe. Wir können dies allerdings weder bestätigen, noch richtig glauben.

Die Notierung fiel bis heute Morgen trotzdem auf einen Tiefststand von 1.715 $ je Unze und lag damit auf dem niedrigsten Niveau seit Ende Januar. Angesichts zuletzt weitgehend leerer Terminbücher wird die Industrie, falls der Markt nicht wieder rasch nach oben springt, auch in den nächsten Tagen auf der Käuferseite stehen. Dies sollte, zusammen mit einem zu erwartenden (wenn auch vorerst nur leichten) Anstieg der Schmucknachfrage die Notierung erst einmal stabilisieren. Außerdem gibt es durchaus noch einen Unsicherheitsfaktor: Auch wenn die Stromversorgung in Südafrika vorerst gesichert zu sein scheint, bleibt die Frage nach dem Verlauf der nächsten Lohnverhandlungen und ob es bei den Minen nicht vielleicht auch einmal wieder technische Probleme geben könnte, etwa bei der Weiterverarbeitung der Erze. Einen raschen Einbruch auf das Ausgangsniveau der Januar-Rallye, 1.500 $ je Unze, sehen wir deshalb für das Platin nicht voraus.

In den nächsten Tagen sollte sich der Preis irgendwo beiderseits der Marke von 1.700 $ stabilisieren, danach erwarten auch erst einmal wieder höhere Kurse.


Palladium

Der “kleine Bruder des Platins“ hatte in den letzten Tagen nicht die Kraft, sich der allgemeinen Abwärtsbewegung auf den Rohstoffmärkten zu entziehen. Im Gegenteil, bis heute hat das Palladium von den im März verzeichneten Höchstkursen mit 37% Verlust mehr eingebüßt, als jedes andere Edelmetall (Platin -27%, Silber -18%, Gold -11%). Beschleunigt haben dürfte den Abstieg auch die Tatsache, dass in dieser Woche mit der Marke von 400 $ je Unze eine wichtige psychologische und charttechnische Marke nach unten durchbrochen wurde.

Angesichts dessen, dass das Metall nun nicht mehr weit entfernt von der Ausgangsbasis der Februar-Rallye handelt, dürfte es unserer Ansicht nach nicht mehr viel schlimmer kommen.

Auf Euro-Basis notiert das Palladium sogar in Reichweite eines 2-Jahres-Tiefs, ein Umstand, der den Appetit der europäischen Endverbraucher eigentlich zusätzlich anheizen sollte. Zu guter Letzt bleibt das Wachstum der palladiumlastigen Automärkte in Asien und auch vom chinesischen Schmuckmarkt berichten unsere Kollegen in Hongkong von einem wieder steigenden Kaufinteresse.

Für die kommende Woche sehen wir eine Handelsspanne zwischen 350 $ und 400 $ und empfehlen industriellen Endverbrauchern weiterhin mit Nachdruck, zukünftigen Metallbedarf mit Hilfe von Termingeschäften preislich zumindest zum Teil zu sichern.


Rhodium, Ruthenium, Iridium

Die Rhodiumnotierung, die zuletzt auf fast wieder 10.000 $ gestiegen war, konnte sich in den letzten Tagen dem allgemeinen Abwärtstrend nicht länger entziehen. Trotz erheblicher Käufe industrieller Adressen aus dem Fernen Osten fiel der Preis deshalb auf 9.250 $ - 9.350 $ je Unze zurück. Grundsätzlich sehen wir das Rhodium aber in einer eher besseren Position als seine Schwestermetalle, da zukünftige Verschärfungen der weltweiten Abgasnormen relativ gesehen einen steigenden Einsatz des Metalls erfordern. Die gleichzeitig laufenden Einsparungsversuche werden so zum Teil wieder ausgeglichen. Sollte es in Südafrika zu neuen Produktionsunterbrechungen kommen, sei es aufgrund von Streiks oder technischen Problemen, dürfte der Preis deshalb kaum nachhaltig unter die Marke von 8.500 $ (-15% vom Höchstkurs) fallen.

Bei Ruthenium haben sich die steigenden Umsätze auf beiden Seiten zuletzt die Waage gehalten. Deshalb konnte die Notierung kaum zulegen, sie liegt aktuell bei 240 $ - 300 $. Iridium liegt unverändert bei 430 $ - 460 $ je Unze.


© Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH












Disclaimer: Die in Edelmetalle Aktuell enthaltenen Informationen und Meinungen beruhen auf den Markteinschätzungen durch die Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH (Heraeus) zum Zeitpunkt der Zusammenstellung. Der Bericht ist nicht für Privatanleger gedacht, sondern richtet sich an Personen, die gewerbsmäßig mit Edelmetallen handeln. Die in diesem Bericht Informationen, Meinungen und Markteinschätzungen unterliegen dem Einfluss zahlreicher Faktoren sowie kontinuierlichen Veränderungen und stellen keinerlei Form der Beratung oder Empfehlung dar, eine eigene Meinungsbildung des Empfängers bleibt unverzichtbar. Preisprognosen und andere zukunftsgerich-tete Aussagen sind mit Risiken und Unwägbarkeiten verbunden und die tatsächlichen Ergebnisse und Entwicklungen können erheblich von den geäußerten Erwartungen und Annahmen abweichen. Heraeus und/oder Kunden können Transaktionen im Hinblick auf die in dieser Ausarbeitung genannten Produkte vorgenommen haben, bevor diese Informationen veröffentlicht wurden. Infolge solcher Transaktionen kann Heraeus über Informationen verfügen, die nicht in dieser Ausarbeitung enthalten sind. Heraeus übernimmt keine Verpflichtung, diese Informationen zu aktualisieren. Diese Ausarbeitung dient ausschließlich der Information des jeweiligen Empfängers. Sie darf weder in Auszügen noch als Ganzes ohne schriftliche Genehmigung durch Heraeus vervielfältigt oder an andere Personen weitergegeben werden. Die in dieser Ausarbeitung enthaltenen oder ihr zugrundeliegenden Informationen beruhen auf für zuverlässig und korrekt gehaltenen Quellen. Heraeus haftet jedoch nicht für die Richtigkeit, Genauigkeit und Vollständigkeit der Informationen sowie für etwaige Folgen ihrer Verwendung. Ferner übernimmt Heraeus keine Gewähr dafür, dass die genannten Preise tatsächlich erzielt worden sind oder bei entsprechenden Marktverhältnissen aktuell oder in Zukunft erzielt werden können.
Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!



© 2007 - 2025 Rohstoff-Welt.de ist ein Mitglied der GoldSeiten Mediengruppe
Es wird keinerlei Haftung für die Richtigkeit der Angaben übernommen! Alle Angaben ohne Gewähr!
Kursdaten: Data Supplied by BSB-Software.de (mind. 15 min zeitverzögert)