Kupfer: “Bären“ bereits in den Startlöchern!


Erholung bei den Lagerbeständen
Seit ihrem Zwischentief im April bei rund 110.000 Tonnen konnten sich die Lagerbestände an der London Metal Exchange leicht erholen. Aktuell liegen sie recht komfortabel oberhalb der Marke von 120.000 Tonnen. Zwar sind die Vorräte speziell in den zurückliegenden Wochen wieder leicht zurückgekommen. Das jedoch vermag den gut zehnprozentigen Kursanstieg seit Mitte Juni nur schwerlich zu rechtfertigen. Es liegt daher auf der Hand, dass zumindest ein moderat spekulatives Element beim “roten Metall“ zu finden ist.
Langjähriges Angebotsdefizit
Damit Sie uns nicht falsch verstehen: Im Großen und Ganzen sind die derzeitigen Notierungen schon gerechtfertigt. Die starke asiatische Nachfrage beschert dem Markt bereits seit Jahren ein anhaltendes Angebotsdefizit, obwohl die Produktion kontinuierlich zunimmt. In 2007 beispielsweise erhöhte sich der Output gegenüber dem Vorjahr um 400.000 auf 15,4 Millionen Tonnen. Dennoch bestand ein Nachfrageüberhang in Höhe von 54.000 Tonnen.
Zeiten des Mangels demnächst vorbei
Obwohl sich der Nachfrageüberhang im ersten Quartal 2008 auf Grund von Streiks in einigen wichtigen - vor allem südamerikanischen - Erzeugerstaaten auf 67.000 Tonnen ausweitete, erwartet die Internationale Copper Study Group für das laufende Jahr ein Überangebot von 85.000 Tonnen. Im Jahr darauf soll dieses bereits 429.000 Tonnen betragen. Sollte es dazu kommen, dürften die Notierungen in den sprichwörtlichen “freien Fall“ übergehen. Was aber veranlasst die Experten zu einer derartigen Einschätzung.
Gewaltiger Produktionsanstieg zu erwarten
Ihrer Ansicht nach wird das Angebot in den kommenden Jahren geradezu dramatisch zunehmen. 2008 soll die Minen-Produktion um 6,2 und 2009 sogar um 9,2 Prozent zunehmen. Ob dies nicht doch etwas zu hoch gegriffen ist, lässt sich zur Stunde nur schwer abschätzen. Fakt ist aber in jedem Fall, dass der Output längerfristig tatsächlich nicht unerheblich in die Höhe schnellen wird. In Anbetracht der fast schon exorbitanten Kurs-Zuwächse bei Kupfer in der Vergangenheit haben zahlreiche Unternehmen in großem Stil neue Vorkommen exploriert und erschlossen. Ab diesem und nächstem Jahr werden daher einige neue Minen in Betrieb gehen und dieser Trend dürfte dann bestimmt noch einige Jahre anhalten. Von der Angebotsseite ist daher mittel- bis längerfristig mit einem erheblichen Druck auf die Kupfer-Notierungen zu rechnen.
Nachfrage-Abschwächung wahrscheinlich
Erschwerend kommt hinzu, dass sich auch die Nachfrage abschwächen könnte. Zugegeben: Die Konjunktur in den entscheidenden asiatischen Schwellenländern macht diesbezüglich bislang noch keine wirklichen Anstalten und in den Jahren 2000 bis 2003 hat sich gezeigt, dass diese Ökonomien sich auch während rezessiven Phasen in den etablierten Industrienationen prächtig entwickeln können. Dennoch sollte man diesbezüglich nicht allzu optimistisch sein. Nimmt die Wachstumsdynamik in den USA und Europa merklich ab (wonach es gegenwärtig aussieht), ist nicht auszuschließen, dass das auch im Pazifikraum “Bremsspuren“ hinterlässt. Natürlich werden die Chinesen und Inder trotzdem weiter Kupfer benötigen, aber eben möglicherweise einige hunderttausend Tonnen weniger pro Jahr.
Massiver Preisverfall vorprogrammiert
Zusammenfassend kann damit festgehalten werden, dass die fundamentalen Aussichten hinsichtlich weiter steigender Kupferpreise alles andere als gut sind. Ganz im Gegenteil: Selbst wenn das von der Internationalen Copper Study Group skizzierte Szenario nur in abgeschwächter Form eintritt, dürfte es in den nächsten Jahren zu einem massiven Preisverfall kommen. Gegenwärtig noch auf anziehende Preise beim “roten Metall“ zu wetten, würde unter diesem Gesichtspunkt fast schon einem monetären Suizid gleichkommen.
Charttechnisch schwer angeschlagen
Auch charttechnisch spricht gegenwärtig alles für fallende Notierungen. Der Ausbruch über den Widerstand bei knapp vier US-Dollar je amerikanisches Pfund erwies sich als “Bullenfalle“ wie aus dem Bilderbuch. Durch den anschließenden Abverkauf ist nun sogar der Aufwärtstrend seit Ende letzten Jahres ernsthaft in Gefahr. Da Kupfer zudem unter seiner 18-Tage-Linie notiert und sowohl der MACD als auch die Stochastik ein Verkaufssignal generieren, muss in Kürze wenigstens mit einem Test des Supports bei knapp 3,60 US-Dollar gerechnet werden. Ein RSI von 46 impliziert eine erkennbare Schwäche des Markts, ist gleichzeitig aber von einem signifikant überverkauften Niveau noch weit entfernt. Somit ist es sehr wahrscheinlich, dass es noch eine Etage tiefer geht. Fallen die 3,60 US-Dollar (wovon wir fest ausgehen), könnte Kupfer bis auf drei US-Dollar “durchgereicht“ werden. Wer dann short ist, dem winkt ein ähnlicher Reichtum wie den ersten Kupfer-Produzenten von rund 6.500 Jahren, um auf die Einleitung zurückzukommen.
© Marc Nitzsche
Chefredakteur Rohstoff-Trader
Marc Nitzsche ist Chefredakteur des Rohstoff-Trader Börsenbriefs. Der Börsenbrief ist ein Spezialist für Rohstoffe und bietet konkrete Kaufempfehlungen mit Analysen und Kursprognosen. Mehr Infos unter finden sie auf der Website: www.Rohstoff-Trader.de