Moral und Trading - Unvereinbar?


Für mich als Händler stellt sich jedoch die Frage ob der Handel mit Rohstoffen wirklich unmoralisch ist und man den ganzen Aussagen, die in den Medien immer wieder propagiert werden Glauben schenken darf. Es ist natürlich sehr einfach den Spekulanten die Schuld für alles in die Schuhe zu schieben, da jammern und verurteilen immer leichter ist, als selbst die eigene Einstellung zu ändern und beispielsweise eine energiesparsamere Lebensweise zu führen. In diesem Zusammenhang sollte man wissen, dass die Spekulanten lediglich eine Ware in Form von Futures handeln, die niemals geliefert werden wird. Nur ein bis zwei Prozent aller Termingeschäfte werden tatsächlich geliefert und beeinflussen dadurch den Kassamarkt, da die Ware physisch beschafft werden muss. Ansonsten handeln die Spekulanten eine salopp gesagt „virtuelle“ Ware die es gar nicht gibt.
Allerdings könnte man anführen, dass durch die Spekulanten und deren angebliche Kaufwut, die Notierungen nach oben gezogen werden. Dies ist jedoch nur eine subjektive Wahrnehmung. An den Terminmärkten muss bei einem Termingeschäft für jeden Kauf ein Verkäufer im Markt sein. Der Gewinn des einen ist damit der Verlust des anderen. Es hätte genauso gut passieren können, dass die Spekulanten die Kurse nach unten getrieben hätten, wie es bei Öl der Fall war, als die Notierungen zu Beginn diesen Jahres von 100 USD auf unter 90 USD und zeitweise bis auf 85 USD fielen. Da war jedoch über die Spekulanten in den Medien nichts zu hören, dass diese den Preis nun verringert haben.
Ganz im Gegenteil hat sogar die Spekulation einen positiven Einfluss auf das Wirtschaftsgeschehen, da durch den Handel Zehntausende an Informationen ununterbrochen verarbeitet werden. Der Markt hat den Engpass bei Rohöl schon lange erkannt und verarbeitet diesen nun in den Preisen. Dies führt dazu, dass Firmen nach alternativen Energien forschen, der Verbrauch gesenkt wird oder am Beispiel der Agrarrohstoffe mehr angebaut wird und bessere und vor allem resistentere Pflanzen auf den Markt kommen. Würde es den Handel nicht geben, wären die Ölpreise momentan vielleicht bei 70 USD pro Barrel aber niemand würde nach Alternativen forschen. Eines Tages wären die Reserven dann aufgebraucht und es gäbe nicht nur kein Öl sondern auch keine Alternativen mehr.
© Marc Nitzsche
Chefredakteur Rohstoff-Trader
Marc Nitzsche ist Chefredakteur des Rohstoff-Trader Börsenbriefs. Der Börsenbrief ist ein Spezialist für Rohstoffe und bietet konkrete Kaufempfehlungen mit Analysen und Kursprognosen. Mehr Infos unter finden sie auf der Website: www.Rohstoff-Trader.de