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Magerschwein vor massivem Preisverfall

02.05.2008  |  Marc Nitzsche
Rohwaren im Allgemeinen und die Soft Commodities im Besonderen legten in den ersten Monaten des laufenden Jahres eine bemerkenswerte "Rallye" aufs "Börsenparkett". Auch die Magerschwein-Notierungen konnten daran partizipieren. Allerdings fielen die Kurszuwächse erheblich geringer aus als bei anderen "weichen" Rohstoffen. Und das nicht grundlos. Denn bei nüchterner Betrachtung erscheinen die gegenwärtigen Notierungen maßlos überhöht.


Deutlicher Produktionsanstieg in den USA erwartet

Schließlich soll die amerikanische Produktion im laufenden Jahr erneut deutlich zunehmen. 2007 belief sich das Plus in der Spitze auf 4,2 Prozent. Im ersten Quartal 2008 lagen die Zuwächse bei sage und schreibe 10,9 Prozent. Für das Gesamtjahr rechnet das US-Landwirtschaftsministerium mit einem Anstieg des Schweinefleisch-Outputs um 7,3 Prozent. Kurz gesagt: Zur Mangelware wird Magerschwein in diesem Jahr in den Vereinigten Staaten sicherlich nicht werden.


"Schweine-Schwemme" in den Mastbetrieben

Unserer Einschätzung nach könnte die Prognose des amerikanischen Ministeriums sogar noch erkennbar übertroffen werden. Anlass für diese Vermutung sind die kürzlich kommunizierten Bestandszahlen: Zum 1. März befanden sich 65,91 Millionen Tiere in den amerikanischen Mastbetrieben. Das sind 6,5 Prozent mehr als 2007 - übrigens auch sehr viel mehr, als selbst von den größten Pessimisten erwartet. Vor diesem Hintergrund kommt den Schlachtgewichten entscheidende Bedeutung vor und auch diesbezüglich rechnen wir zumindest mit moderaten Steigerungen.


Üppige Schlachtgewichte trotz hoher Maispreise

In diesem Zusammenhang wird immer wieder gerne auf die hohen Maispreise verwiesen, die dazu führen, dass die Farmer ihre Tiere weniger lange in der Mast belassen. Insbesondere in der Schlussphase legen Schweine im Vergleich zur Futtermenge unterdurchschnittlich an Gewicht zu. Bei hohen Futtermittelpreisen wird daher vor allem die Endphase schnell unrentabel. Soweit die Theorie. Die Praxis jedoch sah im vergangenen Jahr anders aus. Obgleich die Notierungen für das "gelbe Getreide" zeitweilig alles andere als niedrig waren, legten die Schlachtgewichte signifikant zu. Zugegeben: Im laufenden Jahr kann wegen des Rückgangs der Anbauflächen nicht unbedingt mit Kurseinbrüchen bei Mais gerechnet werden. Nichtsdestotrotz sind wir der Auffassung, dass die Schlachtgewichte weiter zunehmen werden. Deutlich mehr Tiere und aller Voraussicht nach steigende Schlachtgewichte lassen unterm Strich nur einen Schluss zu: Die Amerikaner werden im laufenden Jahr sehr viel mehr Schweinefleisch produzieren, als sie selbst verzehren können.


Hoffnungen ruhen auf Export

Der Preisanstieg in den vergangenen vier Wochen ist damit Ausdruck der Hoffnung auf hohe Exporte. Ganz unbegründet ist diese Erwartungshaltung sicherlich nicht. Denn mit dem wachsenden Lebensstandard in vielen Schwellenländern insbesondere aus dem asiatischen Raum verändern sich die Essgewohnheiten der dortigen Bevölkerung. Gerade Fleischkonsum gilt als Zeichen zunehmenden Wohlstands und dürfte in Staaten wie China und Indien weiterhin dynamisch zunehmen. Gut beobachten konnte man dieses Phänomen bereits in 2007.


Schweine-Seuche in China scheinbar im Griff

Allerdings wollen wir nicht verhehlen, dass ein Großteil des Anstiegs der Ausfuhren ins "Reich der Mitte" im letzten Jahr seine Ursache in einer in der Region grassierenden Seuche hatte. Diese scheint mittlerweile unter Kontrolle zu sein, so dass die Eigenproduktion 2008 ordentlich steigen dürfte. Allzu hoch sollten die Erwartungen an den amerikanischen Export daher nicht angesetzt werden.


Derzeitige Kurse fundamental kaum zu rechtfertigen

Aus fundamentaler Sicht bleibt damit zusammenfassend anzumerken, dass es in den USA im laufenden Jahr sicherlich mehr als genug Schweinefleisch geben wird. Selbst wenn der Export sich anständig entwickelt, muss mit einem massiven Überangebot gerechnet werden. In einem derartigen Umfeld sind dauerhaft höhere Preise kaum vorstellbar. Eher schon muss mit einer nicht unerheblichen Verbilligung gerechnet werden. Die derzeitigen Notierungen sind für uns daher eher ein Missverständnis als ernstzunehmende Kurse. Unserer Auffassung nach ist nicht auszuschließen, dass wir 2008 noch eine Fünf als erste Zahl bei den Magerschweinpreisen sehen.


Trendwende nach unten "eingeläutet"

Charttechnisch sieht es jedenfalls so aus, als ist der Markt momentan im Begriff, eine Trendwende nach unten zu vollziehen: Im Bereich des oberen Bollinger Bandes und des Widerstands bei knapp 77 US-Cents ist der May-Future in dieser Woche dynamisch nach unten abgeprallt. Dadurch wurde die Neun-Tage-Linie unterschritten, was kurzfristig für weitere Abgaben spricht. Die 18-Tage-Linie verläuft aktuell bei 72,12 US-Cents. Sobald der Markt dieses Niveau unterschreitet, dürften die Verkäufe zunehmen, zumal dann auch der Aufwärtstrend seit Ende März erkennbar durchbrochen wäre. Erstes Kursziel wäre dann die Unterstützungszone zwischen 65 und 68 US-Cents. Die Stochastik hat bereits auf „verkaufen“ gedreht und auch der etwas langsamere MACD befindet sich auf dem Weg, ein Verkaufssignal zu generieren. Ebenso befindet sich der RSI auf dem Rückzug. Insgesamt deuten daher gewichtige technische Argumente auf einen weiteren Preisverfall bei Magerschwein hin.


© Marc Nitzsche
Chefredakteur Rohstoff-Trader







Marc Nitzsche ist Chefredakteur des Rohstoff-Trader Börsenbriefs. Der Börsenbrief ist ein Spezialist für Rohstoffe und bietet konkrete Kaufempfehlungen mit Analysen und Kursprognosen. Mehr Infos unter finden sie auf der Website: www.Rohstoff-Trader.de
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